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„Keine Fachleute, aber Menschen mit Herz und Verstand“

Georg Kaciala, Friedel Weyrauch, DRK-Vorstand Frank Sauer, Ulrike WĂŒrth und Norbert Södler (von links).

Evelyn Wendler und Peter Hoffmann sind Kabbaratz. Hier zeigt sich das Satire-Duo in Höchstform.

Georg Kaciala, PrĂ€sident des DRK-Kreisverbandes Odenwaldkreis, lobt in seinem Grußwort die Suchtselbsthilfe in der Organisation. Fotos: Michel Lang / DRK-Odenwaldkreis

Sechstes bundesweites Treffen der DRK-Suchtselbsthilfegruppen

ODENWALDKREIS / ERBACH. - „Auftanken, aber auf die andere Art“, lautete das Motto des diesjĂ€hrigen bundesweiten Treffens der DRK-Suchtselbsthilfegruppen kĂŒrzlich im Veranstaltungssaal des Volksbank-Atriums in Erbach.

Über 120 GĂ€ste aus den landesweiten RotkreuzverbĂ€nden, die mit dem Thema Sucht beschĂ€ftigt sind, waren auf Einladung des DRK-Kreisverbandes und des DRK-Generalsekretariats in den Odenwaldkreis gekommen und haben sich drei Tage lang fachlich ausgetauscht.

Ziel der Zusammenkunft war es, bisher ungenutzte Potenziale zu erschließen. „Wir können in den angebotenen Workshops bessere Tankstellen kennenlernen als beispielsweise Alkohol und andere Drogen“, hieß es in der Einladung.

Sechs Seminare dienten dazu, neue Wege zu entdecken und diese nach Diskussionen im Plenum auch zu beschreiten, falls diese sich als zielfĂŒhrend erweisen. Im Vordergrund standen laut den GrundsĂ€tzen des Roten Kreuzes die demokratische Vorgehensweise und der wertschĂ€tzende Umgang miteinander.

Intensiv wurden in den Seminaren die Themen Abschied und Trauer, die Aktivierung eigener Ressourcen, die gewaltfreie Kommunikation, die Krisenintervention und das Erlernen und Vermitteln des Auftankens behandelt.

Besondere Aufmerksamkeit erhielt das ZĂŒrcher Ressourcen-Modell, das versucht Kopf- und Bauchentscheidungen abzuwĂ€gen, um schlussendlich zum ausgewogenen Lösungsansatz eines Problems zu gelangen.

Bei der Eröffnung am Freitagabend begrĂŒĂŸte Georg Kaciala, PrĂ€sident des Roten Kreuzes im Odenwaldkreis, die Teilnehmer und sagte: „Die Suchtselbsthilfegruppen des Roten Kreuzes sind gerade in diesen turbulenten Zeiten wichtiger denn je.

Menschen mit Suchtproblemen dĂŒrfen wir nicht alleine lassen. `Helfen, egal wem! , hat unser GrĂŒnder Henry Dunant gesagt. Dies verstehen wir als Auftrag und Aufforderung gleichermaßen. Der Mangel an Fachpersonal macht uns zu Machern.

Wir sind es, die mit unseren Selbsthilfegruppen, unter der Leitung von DRK-Bundessprecherin Friedel Weyrauch, in die Bresche springen und Leid lindern. Wir sind keine Ärzte und keine Therapeuten. Doch wir haben das Herz am rechten Fleck als Ansprechpartner fĂŒr alle von SĂŒchten Betroffenen.“

Dann unterstrich Kaciala die NeutralitĂ€t des DRK: „Wir machen keinen Unterschied zwischen Konsumenten von Alkohol oder Zigaretten, zwischen Anwendern von legalen oder illegalen Drogen.

Wer uns anspricht, erhĂ€lt ein Angebot zu GesprĂ€chen, bekommt RatschlĂ€ge und erfĂ€hrt somit eine erste Hilfe fĂŒr seine Probleme. Somit stehen wir in diesen aktuell stĂŒrmischen Zeiten an vorderster Front im versorgungsmĂ€ĂŸig scharfen Wind, der den Notleidenden ins Gesicht blĂ€st.

Bei uns darf man sich aufgehoben und angenommen fĂŒhlen. GemĂ€ĂŸ unseren GrundsĂ€tzen unterscheiden wir nicht zwischen Hautfarbe, Geschlecht und Religion. Ob gut gefĂŒllt oder gĂ€hnend leer: Der Geldbeutel interessiert uns nicht.

Kein DRK-Kreisverband im Land trĂ€gt so viel zum Thema Sucht bei, wie wir dies tun. Dies wĂ€re ohne Friedel Weyrauch nicht möglich. Daher mein Dank und meine aufrichtige Anerkennung fĂŒr diese Leistung.“

Abschließend informierte der Gastgeber: „Die bisher halbe Stelle fĂŒr die Koordination dieses Leistungsbereiches war bislang beim Generalsekretariat in Berlin angesiedelt.

Nun ist man auf unser Engagement aufmerksam geworden und hat uns diese Stelle bewilligt. Somit werden wir ab 2025 die bundesweite Fachauskunft und Koordinierung der Suchtselbsthilfe ĂŒbernehmen.“

Ulrike WĂŒrth, VizeprĂ€sidentin des DRK-Bundesverbandes, lobte das große Interesse an diesem Thema und betonte die hohe Kompetenz der Teilnehmer: „Ihre Gruppen können StabilitĂ€t und Halt geben. Das ist sehr hoch zu bewerten. Hilfe zur Selbsthilfe ist und bleibt ein wichtiger Meilenstein.“

Norbert Södler, PrĂ€sident des DRK-Landesverbandes Hessen, merkte an: „Wenn ich in den Odenwald fahre, finde ich hier in der Suchtselbsthilfe stets eine professionelle Arbeit und ein ehrenamtliches Engagement vor, wie man es in dieser IntensitĂ€t und AusprĂ€gung bei den anderen DRK-KreisverbĂ€nden in Hessen nicht entdeckt.

Ihr packt da an, wo es nötig ist.“ Mit den Worten „Zivilisation bedeutet, sich gegenseitig zu helfen, vom Mensch zu Mensch, von Nation zu Nation“, zitierte Södler Henry Dunant.

Altwerden ist nichts fĂŒr Feiglinge! Einen unterhaltsamen Kontrapunkt zu den Grußworten setzte das DarmstĂ€dter Satire-Duo Kabbaratz, das mit mehreren kabarettistischen Einlagen die Thematiken des Programms sowie die sich summierenden Jahre des Menschen und deren Begleiterscheinungen auf die ironische Schippe genommen hat.

„Wenn ich unser Gesundheitswesen anschaue, fehlen da ganz viele Puzzleteile. Diese können Sie mit ihrer wichtigen Arbeit in der Selbsthilfe an vielen Stellen ersetzen“, dankte Landrat Frank Matiaske, der mehrere Vertreterinnen und Vertreter aus der Kreispolitik mitgebracht hatte.

Susanne Schmitt, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der Hessischen Landesstelle fĂŒr Suchtfragen, wĂŒnschte aus KrankheitsgrĂŒnden per Videobotschaft der Veranstaltung einen guten Verlauf und hob die Punkte des Programms als wichtige Eckpfeiler hervor.