Der Segen geht stets mit
HÖCHST. - Seit März war das Kloster Höchst neben seinem Betrieb als kirchliches Tagungshaus geöffnet für Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen waren
„Von März bis September waren dort insgesamt 75 Personen untergebracht, manche nur kurz, manche längerfristig“, berichtet Pfarrerin Renate Köbler, die Referentin für Bildung und Ökumene im Evangelischen Dekanat Odenwald.
Darunter seien 24 Kinder beziehungsweise Jugendliche im Alter von vier Monaten bis 17 Jahren gewesen, „außerdem ein blinder Mann, eine bettlägerige alte Dame, ein Mann mit Amputationen und einer in akuter Chemo-Therapie“, ergänzt sie und deutet damit an, dass die vielen haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer teilweise vor besonderen Herausforderungen standen.
Ende September endete diese besondere Aufgabe dort, weil der Odenwaldkreis das Aufnahme-Soll für Flüchtlinge bereits mehr als erfüllt hat. Die Gäste, die zunächst im Kloster untergekommen waren, sind mittlerweile in Zimmer oder Wohnungen im Kreisgebiet gezogen.
Ein Dank-Gottesdienst bildete nun den offiziellen und feierlichen Abschluss der Arbeit. Dazu waren viele der ukrainischen Gäste gekommen sowie etliche derer, die in den vergangenen Monaten mit angepackt hatten, angefangen vom Dolmetschen über Rat und Begleitung etwa bei Amtsgängen bis hin zur Kinderbetreuung. A
Andere wiederum spendeten großzügig, zum Beispiel Kleider oder Schuhe. Dekan Carsten Stein würdigte die Arbeit von Renate Köbler und Egon Scheuermann, die hier auch einen Großteil der Koordination geleistet hatten und stets präsent waren.
Zunächst hatte dies bis zu ihrem Ruhestand Ende April die Höchster Klosterpfarrerin Marion Rink übernommen, die ebenfalls Dank erhielt.
„Ihr habt in den letzten Monaten so viel an Liebe und Engagement für die Menschen gegeben und gezeigt, dass Gott ein freundliches Gesicht hat“, sagte Dekan Stein.
Besonderer Dank galt Ruth Hidaka, die, von ihrer japanischen Heimatgemeinde entsandt, an vielen Stellen die Menschen mit offenen Ohren und Herz, mit Rat und tatkräftiger Hilfe unterstützt hat. „Du warst Ansprechperson für kleine Dinge und für ganz große Probleme“, wandte sich Renate Köbler an Ruth Hidaka.
Die Gemeindemitarbeiterin und Missionarin Hidaka hatte in den vergangenen Jahren schon öfter über längere Zeit im Odenwald gewirkt und vor allem die geistliche Arbeit im Kloster Höchst unterstützt. Sie kehrt nun vorerst zurück nach Japan.
In persönlichen Worten verabschiedete sie sich von der Gottesdienstgemeinde. Sie sei im März gekommen, um zu helfen – „ohne zu wissen, was auf mich zukommt. Aber ich weiß, wie es ist, im Ausland zu sein und die Sprache nicht zu beherrschen.“
Ruth Hidaka, zu deren besonderen Stärken eine große Musikalität gehört, gestaltete nicht nur den Gottesdienst musikalisch, sondern verabschiedete sich auch mit einem Segenslied.
Dank erhielt auch Ivan Dochynets, der wie schon oft zuvor als Dolmetscher half und alle Gottesdienstteile ins Ukrainische übersetzte. Er war bereits vor dem Krieg aus seinem Heimatland nach Deutschland gekommen und absolviert im Odenwald eine Ausbildung zum Erzieher.
Die Menschen, die vor dem Krieg aus ihrer Heimat Ukraine geflohen sind, hätten Segen mitgebracht, sagte Pfarrerin Köbler in ihrer Predigt. „Euer Leben bewirkt viel Gutes. Ihr seid ein Segen, das sollt ihr nie vergessen.“
Ihr selbst etwa habe sich ein neuer Blick auf die Bibel erschlossen, „sie ist voller Geschichten von Aufbruch, Flucht und Einwanderung, das war mir vorher so klar nicht“.
Und all diejenigen, welche in den biblischen Geschichten ihre Heimat verlassen müssten, stünden unter dem besonderen Schutz und Segen Gottes.
Die Gemeinde war zu einer persönlichen Einzelsegnung eingeladen, wovon viele Gebrauch machten, ebenso wie von der Möglichkeit, eine Fürbittkerze am Altar zu entzünden.