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Melkfett gegen den Wolf

Hans Oppermann machte diesen Schnappschuss von einem Wolf im September 2017 bei Wald-Michelbach, und dokumentierte damit erstmals seit mehr als 150 Jahren die RĂŒckkehr des Raubtieres in den Odenwald.

ODENWALD. - Melkfett hat er dem besorgten SchĂ€fer empfohlen! Melkfett gegen den Wolf! Ich glaube sie haben sich nicht richtig verstanden. Der gute Hirte hatte ursprĂŒnglich an ein Gewehr gedacht als er gelesen hatte, dass der Wolf wieder im Odenwald heimisch werden soll.

Der befragte Ratgeber hingegen dachte an eine schmerzhafte Wundstelle an den empfindsamen Innenseiten der Oberschenkel nach einem langen Marsch. „Sich einen Wolf laufen“ war fĂŒr ihn der Anlass, dem SchĂ€fer Melkfett zu empfehlen.

Eine Waffenbesitzkarte war hingegen die Überlegung des SchĂ€fers, der wie viele Landwirte genauso viel Angst um seine Herde vor dem hungrigen Wolf hat wie die vielen Kinder, die etwas vom Wolf und den sieben Geißlein oder vom RotkĂ€ppchen gelesen haben.

Was macht man gegen den Wolf, wenn die ArtenschĂŒtzer unbedingt wollen, dass diese Tiere mit ihren Rudeln wieder auf Nahrungssuche durch unsere Landschaft laufen, ohne sich einen Wolf zu laufen.

Im MĂ€rz 1866 wurde der letzte Wolf im Odenwald in Wagenschwend aufgescheucht und zwei Tage ĂŒber den Winterhauch getrieben, bis er schließlich an der Wolfsschlucht erlegt wurde. Seither steht er prĂ€pariert im Eberbacher Museum.

Dieter Röckel hat seine Geschichte und die darum kreisenden Mythen erforscht und in seinem ausverkauften Buch „Die abenteuerliche Geschichte des letzten Wolfs im Odenwald” niedergeschrieben.

Seither hören Interessierte Heimatfreunde immer wieder gern die Geschichte von Isegrim, wie das Fabelwesen aus dem Epos Reineke Fuchs genannt wird, wo er Kraft, RĂŒcksichtslosigkeit, Gier, Grimmigkeit, Bösartigkeit, aber auch Tölpelhaftigkeit symbolisiert, weshalb er vom verschlagenen Fuchs immer wieder hereingelegt wird.

Heutzutage gibt es wieder „Wolfs-Botschafter“ die im Sinne des Naturschutzes „gutes Wetter“ fĂŒr die Ansiedlung von Wölfen machen, die bereits in Norddeutschland heimisch geworden sind.

NatĂŒrlich geht es ihnen nicht um Melkfett gegen den Wolf, auch wenn ihnen die Pflegecreme aus Vaseline zur Verhinderung von Infektionen an der empfindlichen Haut der Innenseiten an den Oberschenkeln bei ihren langen MĂ€rschen durch die Naturlandschaft auf der Suche nach Wolfsreservaten hilfreich sein könnte.

Von einem Schießgewehr wollen sie natĂŒrlich nichts wissen, wĂ€hrend sie sich bei den besorgten SchĂ€fern „einen Wolf reden“.