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„Entkriminalisierung öffnet neue Möglichkeiten fĂŒr PrĂ€vention und Begleitung“

Cannabis-Produkte bergen Gefahren, mit denen sich die Mitarbeitenden des Suchthilfezentrums beim Roten Kreuz auskennen und zu diesen beraten. Foto: Petra Bork / Pixelio

Suchthilfe des Roten Kreuzes positioniert sich zur rechtlichen Einstufung von Cannabis

ODENWALDKREIS / ERBACH. - „Am besten gar nicht. Aber wenn, dann nur unter genau umrissenen Voraussetzungen“, rĂ€t Sozialarbeiter und PrĂ€ventionsfachberater Horst Weigel in einem Papier, in dem das Suchthilfezentrum des Roten Kreuzes zum Konsum von Cannabis Stellung bezieht.

Denn die Droge kann nicht nur deren Nutzer schĂ€digen, sondern auch Angehörige und Unbeteiligte. Vor allem, wenn es durch unsachgemĂ€ĂŸe Handhabung zu Konflikten oder UnfĂ€llen kommt.

Daher wird von deren Gebrauch vor allem als Teilnehmer im Straßenverkehr oder im Job dringend abgeraten. Daher sind die UmstĂ€nde des Konsums nicht zu vernachlĂ€ssigen.

Menschen, die kein Cannabis konsumieren, unterstĂŒtzt die PrĂ€ventionsstelle in ihrem ablehnenden Verhalten. Doch Cannabis ist eine weitverbreitete Droge und gilt als weitgehend harmlos.

Dass dies nicht so ist, belegt die Tatsache, dass die Gefahr psychische AbhÀngigkeiten, bis hin Psychosen zu entwickeln, eng mit dem Alter zusammenhÀngt.

Kinder und Jugendliche sind besonders gefĂ€hrdet und bedĂŒrfen einer gesteigerten Aufmerksamkeit. Deswegen setzt die Fachstelle auf einen möglichst spĂ€ten und reflektierten Beginn mit im idealen Sinne aufgeklĂ€rtem Geist.

FĂŒhrt der Konsum zu Problemen gleich welcher Art, wird Hilfe angeboten, um FolgeschĂ€den zu vermeiden. „Dies trifft auf alle Konsumierenden zu, die sich mit ihrem Verhalten auseinandersetzen möchten.

Diese Menschen bekommen von uns uneingeschrĂ€nkten Zugang zu Beratung und Behandlung sowie Tipps zur Rehabilitation oder Nachsorge auf Basis des aktuellen wissenschaftlichen Standes“, erlĂ€utert Suchtberaterin Zorica Fritsch.

„Auch beim Besitz kleinster Mengen haben Betroffene oft mit weitreichenden rechtlichen Folgen zu kĂ€mpfen“, weiß Janosch MĂŒller, Bereichsleiter der Suchthilfe.

„Der Verlust des FĂŒhrerscheins und damit verbundene Konsequenzen auf der Arbeitsstelle können zu einer Stigmatisierung fĂŒhren.“ Schwierigkeiten im gesellschaftlichen Leben seien dann quasi vorprogrammiert.

Deswegen spricht MĂŒller von einer Entkriminalisierung der Konsumenten, um eine zielfĂŒhrende Diskussion ĂŒber angemessene Grenzwerte, unbelastete PrĂ€vention sowie eine barrierefreie Beratung fĂŒhren zu können.

Dass diese Entkriminalisierung einen anfĂ€nglich erhöhten Konsum bei Jugendlichen hervorrufen kann, sei natĂŒrlich denkbar. Daher mĂŒsse die Umsetzung mit intensiven AktivitĂ€ten der Suchtvorbeugung einhergehen und Informationen zu den Gefahren breit gestreut werden.

„Die Frage nach einer Legalisierung ist eine Diskussion, die auch die VerĂ€nderung der Droge bezĂŒglich ihres THC-Gehaltes und Verunreinigungen durch gesundheitsgefĂ€hrdende Mittel berĂŒcksichtigen muss. Die Hoffnung auf ein uneingeschrĂ€nktes Rauscherlebnis birgt daher viele Risiken.“

WĂ€re die streng kontrollierte Abgabe ĂŒber staatlich lizensierte Stellen eine Lösung? „Keine einfache Frage, dies bedarf einer einfĂŒhlsamen Ausgestaltung und eines vorurteilsfreien Herangehens an die Sache.

Zumindest schwebte dann nicht so oft das Gesetzbuch ĂŒber den Köpfen der Konsumierenden. Wie bei Alkohol, wĂ€ren auch bei Cannabis angemessene Grenzwerte im Straßenverkehr ein Fortschritt“, merkt Fritsch an.

Wer sich zum Thema informieren möchte, findet im DRK-Suchthilfezentrum seine kompetenten Ansprechpartner. Auch bieten bei Bedarf die Selbsthilfegruppen jederzeit ihre UnterstĂŒtzung an.

Fakt ist, dass Cannabis schon immer in der Welt war und dort auch bleiben wird. Ein möglichst risikoarmer Umgang mit dem Naturprodukt, verbunden mit dem Wissen ĂŒber seine Gefahren, ist das Ziel der FachkrĂ€fte beim Roten Kreuz.

Die Positionierung des Suchthilfezentrums findet man auch im Jahresbericht 2019. Dieser kann unter www.suchthilfe.drk-odenwaldkreis.de abgerufen oder in Papierform angefordert werden.

„Die Suchthilfe ist eines der vielen Angebote im breiten Spektrum unserer Arbeit. NatĂŒrlich verschließen auch wir hiervor weder Augen noch Ohren. Suchthilfe ist Teil unserer Aufgabe.

Und dass wir bemĂŒht sind, den Menschen in ihrer Not ohne Ansehen der Person zu helfen, steht schon in unseren GrundsĂ€tzen festgeschrieben.

Daher sind modernes und unvoreingenommenes Denken und Handeln gefragt. Ich unterstĂŒtze deshalb die Arbeit unserer Suchthilfe mit voller Überzeugung und aus ganzem Herzen“, sagt Georg Kaciala, Vorsitzender des Roten Kreuzes im Odenwaldkreis, abschließend.

Kontakt unter Telefon 06062 / 607-70 oder janosch.mueller(at)drk-odenwaldkreis.de