Das Buch der BĂĽcher zur Sprache gebracht

Egon Scheuermann (rechts) las aus der Bibel, während Annika Schmitt und Marcel Albert den Abend in der Gammelsbacher Kirche musikalisch bereicherten. Foto: Bernhard Bergmann
GAMMELSBACH. - Typisch für eine evangelische Kirche ist unter anderem die aufgeschlagene Bibel auf dem Altar, hatte doch Martin Luther die grundlegende Bedeutung des Buches der Bücher für die Gläubigen neu in den Blick gerückt.
Eine Bibel mit der 2017 erschienenen revidierten Luther-Übersetzung liegt auch im Gammelsbacher Gotteshaus auf dem Altar. „Das zeigt ganz deutlich: Dieses Buch hat uns etwas zu sagen“, so Pfarrer Roger Frohmuth.
Aber dazu gehöre, es zur Hand zu nehmen und darin zu lesen – oder sich daraus vorlesen zu lassen. Eben das tat an diesem Abend Egon Scheuermann aus Hebstahl, Vorsitzender (Präses) der Dekanatssynode. Er bildete damit den Auftakt einer dreiteiligen Reihe, die unter dem Titel „Politiker lesen... die Bibel!“ steht.
Scheuermann, bis Ende 2017 Bürgermeister der bis dahin selbstständigen Gemeinde Sensbachtal und nach der Fusion zur Stadt Oberzent zunächst noch Staatsbeauftragter bis zur Wahl des neuen Bürgermeisters, engagiert sich seit dem Spätherbst als Präses und damit im höchsten Ehrenamt auf Kirchenkreisebene.
„Ich habe die Hessische Gemeindeordnung eingetauscht gegen die Bibel“, sagte der 59-Jährige in einer humorvollen Nebenbemerkung. Dass aber die Heilige Schrift in seinem Leben auch vorher schon eine Rolle gespielt hatte, wurde dann an den drei ausgewählten Stellen deutlich, welche er las – Auszüge, „die für mich eine besondere Bedeutung haben“.
So ist im siebzehnten Kapitel des Lukasevangeliums die Rede von der Kraft des Glaubens, vergleichbar einem zunächst kleinen und unscheinbaren Senfkorn, aus dem ein riesiger Baum wächst. „Das gibt Mut in schwierigen Situationen“, so Egon Scheuermann; „Glaube hat dann Kraft, wenn wir handeln.“
Aus Jesu Bergpredigt im Matthäusevangelium stammte der zweite gelesene Abschnitt. Hier ist von der Bedeutung des Gebets die Rede. Für ihn sei es tröstlich, erklärte Scheuermann, dass er sich mit allem an Gott wenden könne, denn Gott vergibt. Dazu gehört nach Jesu Worten indes zugleich, dass Menschen einander vergeben.
In Offenbarung 21 schließlich ist die Rede von der Endzeit. „Ich bin sicher, dass es etwas gibt nach dem Tod“, sagte der Präses, und es werde, wie die Bibel sagt, kein Leid mehr geben. „Wer zu Christus gehört, muss sich nicht fürchten.“
Zwischen den einzelnen Abschnitten begleitete Theologiestudent Marcel Albert, von dem auch die Idee für die Lese-Reihe stammt, am Keyboard Annika Schmitt, die sehr einfühlsam passend ausgewählte Lieder sang.
Ein kleines Interview, das Pfarrer Roger Frohmuth mit Egon Scheuermann führte, beschloss den Abend. Dabei erfuhren die Gäste, dass der langjährige Beerfeldener Pfarrer und Dekan Ludwig Köpp den Glauben des jungen Mannes aus Hebstahl wesentlich mit geprägt hat.
In sehr persönlichen und berührenden Worten schilderte Scheuermann weiter, wie wichtig für ihn in der Zeit nach dem frühen Tod seines Vaters die Hinwendung zu Gott im Gebet gewesen sei.
Auf sein Verständnis von Politik angesprochen, sagte der frühere Bürgermeister: „Auch da ist es wichtig, immer das Miteinander, die Gemeinschaft im Blick zu haben.“
Gewiss bedenkenswert wenige Tage vor der Europawahl und in einer Zeit, in der Politiker nicht selten als selbstbezogen und vornehmlich machtinteressiert wahrgenommen werden.
Und noch einmal betonte der Präses die Stärke des christlichen Glaubens: Vergebung. „Es ist so wertvoll, neu anfangen zu können und aus dem Zurückgelassenen die Lehre zu ziehen.“
In der Reihe geht es so weiter: Am Mittwoch, 5. Juni, liest der frĂĽhere Hessenecker BĂĽrgermeister Thomas Ihrig aus der Bibel, und am 19. Juni folgt Kreistagsabgeordneter RĂĽdiger Holschuh. Beginn ist jeweils um 19 Uhr in der evangelischen Kirche in Gammelsbach.