Bildung: Afrikanische Studiengäste zu Besuch im Odenwald
Hochrangige Repräsentanten zu Gast im Odenwälder Landratsamt Erbach und im Beruflichen Schulzentrum MichelstadtODENWALDKREIS. - Der Odenwald ist eine Studienreise wert. Das hat eine Gruppe hochrangiger Vertreter des äthiopischen Bildungswesens erfahren, die an zwei Tagen zu Gast im Odenwaldkreis war, um sich über das Berufsbildungssystem zu informieren. Am gestrigen Freitag, 19. Mai, hieß der für Bildung zuständige Erste Kreisbeigeordnete Oliver Grobeis die Delegation im Landratsamt in Erbach willkommen.
Am Tag zuvor war die Gruppe zu Gast im Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis (BSO) in Michelstadt. Mit diesen beiden Stationen und einem Besuch in der Firma Koziol beendete die Gruppe einen mehrtägigen Aufenthalt in Deutschland. Zuvor hatte sie unter anderem das Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn, die Handwerkskammer in Köln sowie zwei Betriebe im Münsterland besucht.
Grobeis informierte die Delegation aus Repräsentanten der äthiopischen Bundesagentur für Berufsbildung und mehreren regional tätigen Berufsbildungsagenturen über die Schullandschaft im Odenwaldkreis, die unterschiedlichen Aufgaben des Kreises und des Landes Hessen im Bildungssystem und über die Kooperation des Kreises mit dem Beruflichen Schulzentrum.
„Es ist wichtig für uns, eine Berufsschule im Kreis zu haben, denn wir wollen hier Ausbildung ermöglichen“, sagte Grobeis. Er hob aber auch die Bedeutung der einzigen Mittelstufenschule im Kreis, der Theodor-Litt-Schule in Michelstadt, hervor, die schon früh zur beruflichen Orientierung von Schülerinnen und Schülern beitrage. „Dieser Ansatz ist gut.“
Im Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis erfuhren die Gäste zum Beispiel, wie das duale Ausbildungssystem in Deutschland praktisch funktioniert und wie das Zentrum intensiv mit den Ausbildungsbetrieben in der Region kooperiert.
Außerdem bekamen sie einen Eindruck von der Vielfalt von Berufsausbildung und Berufsqualifikation, denn im dem Schulzentrum gibt es zwölf verschiedene Schulformen und Unterricht unter anderem in 38 Ausbildungsberufen im dualen System.
Für Schulleiter Wilfried Schulz passt der Besuch aus Äthiopien zum Profil des Zentrums als „international aufgestellter Schule“. „Wir suchen die Zusammenarbeit und den kulturellen Austausch“, sagte Schulz und verwies auf das Prädikat „Europaschule“, das das Schulzentrum seit 2002 trägt, und eine enge, unter anderem von Schülerinnen und Schülern getragene Kooperation mit einer weiterführenden Schule im Süden Tansanias.
Den Kontakt zwischen dem Odenwald und Äthiopien hatte Harald Fuchs hergestellt. Er ist Lehrer am BSO und seit 2011 für den Entwicklungsdienst mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beurlaubt.
Zunächst war er für die GIZ in Saudi-Arabien in der Bildung für Berufsschullehrer tätig, nun berät er die äthiopische Regierung in der Berufsbildung. Sein Vertrag endet im Juli 2019, dann wird er nach Michelstadt zurückkehren. Er hat die Delegation auf ihrer Studienreise begleitet.
„Wir waren unter anderem besonders interessiert daran, wie selbständig Ausbildungszentren arbeiten und wie sie mit anderen Institutionen verknüpft sind“, sagte Ebissa Assefa bei dem Besuch im Landratsamt. Er ist Direktor einer Abteilung der äthiopischen Bundesagentur für Berufsbildung und führte die Delegation an.
„Außerdem wollten wir erfahren, welche Qualifikationen Auszubildende mitbringen müssen und wie Prüfungen in Deutschland gestaltet sind.“ Die Delegation habe viel erfahren und werde das in Äthiopien weitergeben, um es in die Tat umzusetzen.
Die GIZ unterstützt im Auftrag der Bundesregierung die äthiopische Regierung dabei, die berufliche und universitäre Ausbildung zu verbessern und auszuweiten. Das Programm hat eine Laufzeit von 2012 bis 2018. Zum Beispiel wird die Ausbildung von Berufsschullehrern verbessert, wovon nach Angaben der GIZ bis Ende 2016 bereits mehr als 6.100 Lehrer profitiert haben.
Außerdem werden Kontakte zwischen Bildungseinrichtungen und lokalen Unternehmen intensiviert. Bisher wurden 121 Unternehmen „aktiv in die Berufsausbildung eingebunden“, so die GIZ. Außerdem würden in Schlüsselregionen Prüfungszentren eingerichtet, „die eine unabhängige Qualitätssicherung der Standards zur Berufsbildung gewährleisten“.