Dem GlĂŒck auf der Spur
Selbsthilfeerlebnistag verbindet spannenden Vortrag mit geballter InformationODENWALDKREIS / ERBACH. - Was hat GlĂŒck mit Selbsthilfe zu tun? Sehr viel, stellten die zahlreich erschienenen GĂ€ste beim diesjĂ€hrigen Selbsthilfe-Erlebnis-Tag im Odenwaldkreis fest, der am Samstag, 2. November, in der Aula der Schule am Drachenfeld in Erbach stattgefunden hat.
32 Selbsthilfegruppen, GesprĂ€chskreise und Fachdienste bereicherten den Informationstag, der vom SelbsthilfebĂŒro Odenwald der ParitĂ€tischen Projekte gGmbH ausgerichtet wurde.
Zum Gelingen trug maĂgeblich die tatkrĂ€ftige UnterstĂŒtzung der Mitwirkenden und der gastgebenden Schule bei. Landrat Frank Matiaske stellte sich fĂŒr die Schirmherrschaft zur VerfĂŒgung.
Im Mittelpunkt standen der Vortrag von Silke Naun-Bates zum Thema "GlĂŒcklichsein ist eine Wahl". In den anschlieĂenden Kurzinterviews fragte sie Vertreterinnen und Vertretern aus unterschiedlichen Selbsthilfegruppen zu ihrer Motivation und ihren Erfahrungen in der Selbsthilfe.
Die kurzweilige Veranstaltung ĂŒberzeugte mit einem gelungenen Mix aus Informationen aus erster Hand und fachlich fundiertem Austausch, in dem persönliche Schicksale ebenso zu ihrem Recht kamen wie das GesprĂ€ch an den InfostĂ€nden und bei einer Tasse Kaffee mit Kuchen.
Die Moderation lag in den HĂ€nden von Claudia Ray vom SelbsthilfebĂŒro. Schirmherr Landrat Frank Matiaske dankte den Gruppen fĂŒr ihre wichtige Arbeit; Selbsthilfe sei zur âvierten SĂ€ule des Gesundheitssystemsâ geworden.
Die Zahl der Selbsthilfegruppen im Odenwaldkreis bezifferte er auf zirka 65. AusdrĂŒcklich unterstĂŒtzte er den Selbsthilfe-Erlebnis-Tag als wichtigen Beitrag zur Ăffentlichkeitsarbeit.
In ihrem GruĂwort betonte die Vorsitzende des Behindertenbeirats Odenwaldkreis, Birgit Nennstiel, diesen Tag als âein herausragendes Beispiel fĂŒr ein am Gemeinwohl orientiertes Engagementâ.
In ihrem kurzweiligen Vortrag ging Silke Naun-Bates zunĂ€chst auf ihre Lebensgeschichte ein und erzĂ€hlte, wie sie im Alter von acht Jahren verunglĂŒckte und ihr beide Beine amputiert werden mussten.
âMeinem Umfeld war bereits damals klar: Ein Leben als Frau, Partnerin, geschweige denn Mutter wird fuÌr mich unmoÌglich seinâ, schilderte sie betont emotional, wie sie nach und nach das Gegenteil bewies und umsetzte. Sie ist heute 52 Jahre alt, in zweiter Ehe verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.
Auf eine erste Ausbildung als BĂŒrokauffrau folgte eine Ausbildung als Persönlichkeitstrainerin und einige Jahre BerufstĂ€tigkeit in der Jugend- und Erwachsenenbildung.
Heute ist sie selbststĂ€ndig und als Autorin, Seminarleiterin und Referentin eine gefragte Persönlichkeit, die eindrucksvoll ihren Weg zum GlĂŒck gefunden hat und gerne ihre Erfahrungen weitergibt.
âVier wesentliche Dinge haben mir dabei geholfenâ, zĂ€hlte sie auf und schilderte anschaulich, wie sie damit umgeht: Hilfe annehmen können, âradikale Hingabeâ (alles fĂŒhlen, vor nichts flĂŒchten), Mut zu Konflikten haben und Erkennen, wie kostbar das Leben ist.
In den anschlieĂenden Kurzinterviews stellten sich sechs GesprĂ€chspartner aus Selbsthilfegruppen den Fragen: Was war der Auslöser fĂŒr mich persönlich, den Weg in die Selbsthilfe zu gehen? Was hat sich verĂ€ndert durch die Selbsthilfegruppe? und Warum ist die Selbsthilfe wichtig, warum hilft sie?
FĂŒr die SHG Angst-Panik-Depression betonte Werner Niebel, Ex-In-Genesungsbegleiter und Mitarbeiter des DWO in Höchst, wie wichtig ist es, festzustellen, mit seinen Problemen nicht allein dazustehen.
Jasmin Seidl von der SHG Morbus Crohn - Colitis ulcerosa Darmstadt unterstrich den Austausch untereinander und die gegenseitige UnterstĂŒtzung.
Friedel Weyrauch leitet seit rund 30 Jahren das DRK-Selbsthilfezentrum in Erbach. Sie erzÀhlte von ihrer Alkoholerkrankung und wie sie in kleinen Schritten gelernt hatte, ihr Leben zu retten und etwas zu verÀndern.
FĂŒr die Epilepsie Selbsthilfe Odenwald e. V. ergriff Birgit Löbig-Grosch das Wort und Wolfgang Laschka stellte die LeukĂ€mie- und Lymphomhilfe in Hessen vor, die sich im Odenwald neu verorten will.
AnschlieĂend kam eine Vertreterin der Al-Anon Familiengruppen Darmstadt (fĂŒr Angehörige und Freunde von Alkoholikern) zu Wort.
Musikalisch begleitet wurde der Selbsthilfe-Erlebnis-Tag von der Musikschule Odenwald. Unter der Leitung von Gitarrenlehrer Carlos Vivas unterhielten die Geschwister Tea und Lana Karapandza die GĂ€ste zu Beginn mit argentinischem Tango.
Kinder, die zur Veranstaltung mitgebracht wurden, waren beim Mobilen Kindertheater von Tina und Josef Stier in guten HĂ€nden. Auch beim Kinderprogramm mit Clown Seppelino war von Langeweile keine Spur.
Namentlich bedankte Claudia Ray sich mit einem Blumenstrauà bei der Referentin, beim Schirmherr Frank Matiaske, der Schulleiterin Birgit Zörgiebel, Birgit Nennstiel, den Interviewpartnerinnen und -partnern, dem Kindertheater und der Musikschule Odenwald.
Starke PrÀsenz der Selbsthilfegruppen
Selbsthilfe hat im Odenwald einen Namen. Etliche Gruppen existieren bereits mehrere Jahrzehnte und sind landes- und bundesweit sehr gut vernetzt.
Passend zur Lebensgeschichte von Silke Naun-Bates bereichert auch die neue Gruppe âAktiv-Ampuâ das Leben amputierter Menschen in der Region.
Am Selbsthilfe-Erlebnis-Tag beteiligten sich 32 Gruppen, die mit insgesamt 16 InfostĂ€nden vertreten waren, um Informationen ĂŒber die entsprechende Erkrankung und die Gruppenarbeit zu geben und Fragen zu beantworten.
Zum Gelingen des Selbsthilfe-Erlebnis-Tages trugen folgende Selbsthilfegruppen, -verbÀnde und Beratungsangebote bei:
SHG Angst-Panik-Depression + Angehörigengruppe (Reichelsheim), SHG Morbus Crohn - Colitis ulcerosa Darmstadt, SHG Semikolon - fĂŒr seelische Gesundheit (MEDIAN â Klinik, Breuberg), Anonyme Alkoholiker Gruppe Erbach und Höchst, LeukĂ€mie u. Lymphom-Hilfe in Hessen, Epilepsie Selbsthilfe Odenwald e.V. (Michelstadt), SHG Prostatakrebs Odenwald (Michelstadt), Lily Erbach (Lipid- und Lymphödem), DRK-Selbsthilfezentrum mit 16 Gruppen (Erbach), Al-Anon Familiengruppen Darmstadt, Schlaganfall SHG Odenwald, Behindertenbeauftragte und Behindertenbeiratsvorsitzende, GesprĂ€chsgruppe âRĂŒckenwindâ fĂŒr Angehörige von psychisch kranken Menschen des Diakonischen Werks Odenwald, DWO GesprĂ€chskreis fĂŒr Angehörige von dementiell erkrankten Menschen (Michelstadt und Breuberg) sowie der DWO Integrationsfachdienst SĂŒdhessen.
Das SelbsthilfebĂŒro Odenwald, welches seit 16 Jahren im Landratsamt angesiedelt ist, wird noch Ende des Jahres umziehen, um dann in der MichelstĂ€dter Innenstadt, Untere Pfarrgasse 7, mit eigenen GruppenrĂ€umen die Arbeit als Einrichtung zur UnterstĂŒtzung der Selbsthilfe im Odenwaldkreis fortzufĂŒhren.