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Mit Gelassenheit aus dem Odenwald nach Italien

Annette Herrmann-Winter verlĂ€sst nach 16 Jahren als Leiterin der Notfallseelsorge und Krisenintervention Odenwaldkreis die Region und ĂŒbernimmt eine Pfarrstelle im italienischen Florenz. Foto: Bernhard Bergmann

Annette Herrmann-Winter wird als Pfarrerin fĂŒr Notfallseelsorge verabschiedet

MICHELSTADT. - Die letzten Tage, ja Wochen waren voller Abschiede fĂŒr Pfarrerin Annette Herrmann-Winter. Kein Wunder, geht sie doch nach 16 Jahren als Leiterin der Notfallseelsorge und Krisenintervention Odenwaldkreis. Im MĂ€rz ĂŒbernimmt sie eine Pfarrstelle im italienischen Florenz.

Im Jahr 2004 hatte sie die Arbeit angetreten, damals noch mit einer Drittelstelle, spĂ€ter mit einer halben; zusĂ€tzlich ĂŒbernahm sie eine halbe Stelle fĂŒr Stadtkirchenarbeit in Erbach und Michelstadt.

„Kurz nach meinem Beginn stand die Feier zum fĂŒnfjĂ€hrigen Bestehen der Notfallseelsorge im Odenwaldkreis an“, erinnert sich die 59-JĂ€hrige, die ursprĂŒnglich aus Offenbach stammt.

Die Pionierphase war also sozusagen geschafft, und entsprechend lautete auch Annette Herrmann-Winters Auftrag, das Team in die Konsolidierung zu fĂŒhren.

Dazu gehörte in den folgenden Jahren, Standards fĂŒr die Ausbildung der Ehrenamtlichen festzulegen, Leitlinien zu erarbeiten sowie etwa Teamtage einzufĂŒhren, die es fortan regelmĂ€ĂŸig gab.

Klar war zugleich auch: Wir brauchen mehr Leute; die Arbeit verteilte sich auf zu wenige Schultern. Denn immerhin galt und gilt es eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft an 365 Tagen im Jahr aufrechtzuerhalten, wenn Menschen, die durch einen tragischen UnglĂŒcksfall wie den Tod eines nahen Angehörigen in seelische Not geraten sind, Beistand brauchen.

„Und weil so etwas nur mit gegenseitiger UnterstĂŒtzung geht, haben wir 2005 den ersten Ausbildungskurs zusammen mit der Notfallseelsorge an der Bergstraße angeboten.“

Daraus wurde mittlerweile eine Kooperation fĂŒr ganz SĂŒdhessen, auch Darmstadt und Umgebung und Darmstadt-Dieburg sind mit dabei.

Bei ziemlich kontinuierlich 60 EinsĂ€tzen pro Jahr im Odenwaldkreis bleibt es indessen nicht: „In jĂŒngerer Zeit kam noch die Einsatznachsorge hinzu“, erzĂ€hlt die Pfarrerin.

HilfskrĂ€fte von Rettungsdienst und Feuerwehr können nach besonders belastenden EinsĂ€tzen auch auf „Erste Hilfe fĂŒr die Seele“ zurĂŒckgreifen.

Und auch ein Krisenteam fĂŒr die VIAS-Odenwaldbahn hat Annette Herrmann-Winter zusammen mit ihrem DarmstĂ€dter Kollegen Heiko Ruff-Kapraun ausgebildet, ebenso wie sie bei Fortbildungen etwa fĂŒr Berufsfeuerwehren beteiligt war.

Nachdem die Stelle fĂŒr Stadtkirchenarbeit gestrichen worden war, ĂŒbernahm Annette Herrmann-Winter eine halbe Stelle fĂŒr Ökumene im Nachbardekanat Vorderer Odenwald und gab diese schließlich zugunsten ihrer freiberuflichen Arbeit als Supervisorin auf.

Wechsel, neue Herausforderungen gehören fĂŒr sie dazu, so wie nun die Arbeit in der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Florenz. Außerdem engagiert sie sich seit langem in den Bereichen Tierschutz und ethische Geldanlage.

„Wichtig ist Kommunikation, man muss miteinander reden, anstatt von Vermutungen zu leben“, das ist eine der Erfahrungen, die sie mitnimmt. Eine andere: „Kooperieren – ob das nun hier ist, in Italien oder weltweit.“

Es heiße nicht, die eigene IdentitĂ€t zu verlieren, sondern andere Perspektiven kennenzulernen. „Neugier auf andere Lebens- und Glaubensformen“ bescheinigt sie sich selber. Und die Gelassenheit und das Vertrauen, nicht alles schon vorher genau wissen zu mĂŒssen.

In Italien wird sie viel unterwegs sein, ihr Gemeindegebiet ist groß; neben Florenz gehören dazu Gemeindegruppen in Pisa, Bologna und in der Emilia-Romagna. Aber vieles kann sie mit der Eisenbahn erreichen, und auch ihr Fahrrad wird fĂŒr sie weiterhin ein wichtiges Verkehrsmittel sein.

Verabschiedet wird Pfarrerin Herrmann-Winter am Freitag, 28. Februar, im Rahmen eines Gottesdienstes, der um 17 Uhr in der evangelischen Stadtkirche in Michelstadt beginnt.