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Diafane Bilder, harte Stahlverformungen

Veronica Kautsch (Bildmitte) mit der Malerin Sabine Funke und dem Bildhauer Werner Pokorny, deren Exponate bis 12. Dezember in der Galerie an der Mauerstraße 11 zu sehen sind. Foto: Ernst Schmerker

Exponate von Sabine Funke und Bildhauer Werner Pokorny in der Galerie Kautsch

MICHELSTADT. - Auch wenn coronabedingt eine offizielle Vernissage nicht stattfinden konnte, so waren am Samstag doch Kunstinteressierte zur Eröffnung der Ausstellung mit Arbeiten der Malerin Sabine Funke und des Bildhauers Werner Pokorny in die Galerie Kautsch an der Mauerstraße 11 gekommen.

Sie hatten das Glück, sich nicht nur in Ruhe die verschiedenen Exponate anzusehen, sondern auch mit den Kunstschaffenden ins Gespräch zu kommen.

Die 1955 in Bochum geborene und heute in Karlsruhe lebende Sabine Funke hat an der Folkwangschule in Essen sowie an der Städelschule in Frankfurt studiert und ihre Ausbildung als Meisterschülerin von Raimer Jochims beendet.

In ihrer von einem klaren, geometrischen Bildaufbau geprägten Malerei setzt sich Sabine Funke intensiv mit den Ausdrucksmöglichkeiten der Farbe, ihrer raumschaffenden Energie und ihrer emotionalen Ausstrahlung auseinander.

Die Durchlässigkeit der Farb-schichten schließt die Wirkung des Tiefenlichts bewusst mit ein. Weitreichende Reduzierung der bildnerischen Mittel und eine auf Elementares konzentrierte Formensprache sind dabei Konstanten, die eine Rolle spielen.

Hellgrundierte Holzfaserplatten dienen als Bildträger für monochrome Farbfelder, die in disziplinierter Organisation der Fläche - meist symmetrisch zur Mittelsenkrechten von farblich abgesetzten Rechteck- und Balkenformen überlagert werden.

Die transparenten Malschichten aus leuchtenden Acrylfarben verdecken die tiefer liegenden Farbebenen nicht vollständig. So entstehen differenzierte Modulationen in ungewöhnlichen, oft überraschenden Kombinationen.

Bei den neuen Arbeiten primär um das Phänomen der Durchlässigkeit zwischen den Farbebenen, um das Darunter und Darüber, das Davor und Dahinter.

Der Auftrag der Farbe wiederholt sich viele Male, bis zahlreiche Schichten die Bildfläche bedecken. Aus diesem maltechnischen Aufbau resultiert das immaterielle Farbscheinen, das für Sabine Funkes Gemälde so charakteristisch ist.

Das Licht strahlt nicht nur von einer Ebene zurück, es dringt vielmehr in den Farbauftrag ein und ruft so die eigentümlich diafane Wirkung der Bilder hervor.

Werner Pokorny, 1949 im badischen Mosbach geboren, hat nach dem Schulabschluss von 1971 bis 1976 Kunstgeschichte und Kunstwissenschaften an der Universität Karlsruhe und an der dortigen Akademie der Bildenden Künste studiert.

Zu seinen Lehrern gehörten Hans Baschang, Horst Egon Kalinokowski und Günter Neusel. In den Jahren 1977 bis 1988 war Pokorny als Kunsterzieher an einem Gymnasium tätig.

Parallel dazu trat er jedoch bereits zu Beginn der 80er Jahre auch selbst als Bildhauer mit Ausstellungen an die Öffentlichkeit. 1988 weilte er als Gast in der Villa Romana, 1989 wurde er von einem Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg unterstützt.

Neben zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zieren viele seiner Auftragsarbeiten Plätze, Parks und Gebäude im Südwesten Deutschlands. Pokorny verarbeitet in seinen Werken ausschließlich die Materialien Holz und Stahl, wobei er Metall insbesondere bei Arbeiten verwendet, die für den Außenbereich vorgesehen sind.

Häufig benutzt er einfache, archetypische Grundelemente wie Schale, Vase, Gefäß, Haus, Rippe oder Kugel. „Eine Möglichkeit ist es, davon auszugehen, dass diese wesentlichen Dinge im Leben immer gleich bleiben und sich nicht verändern,“ so Pokorny.

Aushöhlungen oder Durchbrechungen, Zusammenspiel von Innen und Außen, Gegenständlichkeit und Abstraktion kennzeichnen sein gesamtes Werk.

Bei den Arbeiten mit Cortenstahl können kantige und harte Formen präzise verschweißt werden. Durch die Verbindung mit der oxydierten, angerosteten Oberfläche entstehen neue eigenständige plastische Formen.

Damit hat Pokorny einen ganz eigenständigen Stil entwickelt, in dem man eine intensive Spannung zwischen Komplexität und Einfachheit entdecken kann.

Zu betrachten sind die Exponate bis 12. Dezember mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags von 12 bis 16 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter 06061-12361.