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Der Stadtgeschichte auf der Spur

Bernhard Springer begeisterte mit seinem Vortrag „Alte HĂ€user-Neue Fakten“ seine Zuhörer. Foto: Yvonne Etzel

AMORBACH. - Mit seinem Vortrag „Alte HĂ€user-Neue Fakten“ begeisterte Kreisheimatpfleger Bernhard Springer am Montag nicht nur das Fachpublikum.

Vor einem vollbesetzten Saal teilte Springer den wissbegierigen Zuhörern seine jĂŒngsten Forschungsergebnisse zu den Amorbacher BaudenkmĂ€lern „Altes Rathaus“, „Altes Stadthaus“ und „Templerhaus“ mit.

Die Veranstaltung wurde von der Touristischen Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Odenwald prĂ€sentiert und galt in erster Linie GĂ€stefĂŒhrern und anderen Vermittlern historischen Wissens. Es zeigte sich jedoch, dass sich viele Amorbacher fĂŒr die Geschichte ihrer Stadt interessieren.

Zuerst wurde die Frage neu aufgerollt, ob das Templerhaus seinen Namen in der Tat einem frĂŒheren Bezug zu den Tempelrittern verdankt oder ob der Historiker Andreas Debon seinerzeit ein GemĂ€lde auf der Fassade des Hauses irrtĂŒmlich als Tempelritter gedeutet hatte.

Die Auswertung zahlreicher historischer Dokumente ergab, dass ein Bezug des GebĂ€udes in seiner BlĂŒtezeit zum Templerorden durchaus möglich ist, aber keineswegs nachgewiesen werden kann. Wenn auch heute nicht mehr belegbar, so stammt der Name „Templerhof“ jedoch laut Debon von einer frĂŒhen Überlieferung.

Springers Forschungsergebnisse zu den anderen beiden HĂ€usern entschlĂŒsseln ein altes Amorbacher RĂ€tsel. Über die Herkunft und die frĂŒhere Verwendung des „Alten Stadthauses“ hatten sich schon viele Historiker ergebnislos ihre Köpfe zerbrochen.

Die beachtliche Höhe sowie der Wappenschmuck des laut Inschrift 1475 erbauten Hauses, ließen vermuten, dass es sich um ein GebĂ€ude des Kurstaates Mainz handelte. Wie sich nun herausstellte, war das jetzige Privathaus der VorgĂ€nger des heutigen „Alten Rathaus“ und ist somit das Ă€lteste noch erhaltene Rathaus Amorbachs.

Im 17. Jahrhundert verlegte man aus organisatorischen GrĂŒnden den Amtssitz der Stadtverwaltung ins „Alte Rathaus“, das bis dahin bereits als Markthalle genutzt wurde.

Warum dieses GebĂ€ude in frĂŒheren Zeiten „Heiligenhaus“ hieß, woher das in den 1930er-Jahren dort gefundene archaische hölzerne Doppelkreuz kommt und von welchem UrsprungsgebĂ€ude der noch Ă€ltere Keller stammt, lĂ€sst Raum fĂŒr Spekulationen und weitere Forschungsarbeit in der Amorbacher Stadtgeschichte.