„Faltungen“ als hochkomplexe Konstruktion
Optische Kunst von Peter Weber in der Galerie KautschMICHELSTADT. -„Faltungen“ heißt die Ausstellung in der Galerie Kautsch an der Michelstädter Mauerstraße 11, in der bis Mitte Dezember Arbeiten von Peter Weber zu sehen sind.
Der 1944 in Kollmar an der Elbe geborene Künstler hat nach einer Lehre als Schriftsetzer an der Fachhochschule Hamburg bei Max H. Mahlmann Grafikdesign studiert.
Seit Ende der 1960er Jahre widmet er sich der optischen Kunst, die mit Hilfe präziser abstrakter Formmuster und geometrischer Farbfiguren überraschende Effekte erzeugt.
Anfangs waren es Papier- und Leinwandfaltungen, später kamen Kunststoff, Baumwolle, Edelstahl und Filz hinzu. Die Arbeiten kommen ohne einen einzigen Schnitt durch die Fläche aus. Die mathematische Vielfalt seiner Faltungen spielt er gerade in seriellen Arbeiten durch.
Bei der Serie „System + Zufall“ aus Baumwolle kommt als Besonderheit die partielle „Auflösung“ der Faltung hinzu, welche das grundlegende Prinzip der „Fertigung aus einem Stück“ verdeutlicht.
Bei den Arbeiten aus dem durchscheinenden Kunststoff sind Vorder- und Rückseite der Faltung gleichzeitig sichtbar und verdeutlichen so ihre hochkomplexe Konstruktion.
Skulpturale Ausdehnung erfahren Peter Webers Faltungen in zentimeterdickem Filz, welcher nun auch erstmals kräftige Farbigkeit aufweisen kann.
Bei der Vernissage am Samstag gab der anwesende Künstler im Gespräch mit den Besuchern Aus-kunft über die Bildfindung und die Realisierung.
Hierbei bekundet er, dass ihm die Abkehr von der Malerei und Hinwendung zur Faltung mit den verschiedensten Materialien neue Dimensionen eröffnet, sich mit dem realen Raum zu beschäftigen und den Umgang mit der Faltung zu perfektionieren.
Die immer wiederkehrende Grundform sei das Quadrat, das sich durch unterschiedliche Faltung in der Fläche wandele und je nach Material ein völlig anderes Erscheinungsbild ergebe. Fast alle Elementarformen ließen sich ordnen und miteinander vernetzen.
In den Studien zur Faltung gehe er grundsätzlich von der Bildvorstellung und Komposition derselben aus. Die zugrunde liegende Konstruktion sei Ergebnis eines langwierigen Prozesses, der bei komplizierten Sachverhalten nach der "Trial and Error"-Methode gelöst werde.
Auf den Rückseiten seiner Objekte würden sich Zeichnungen befinden, die als Vorlage zur anschließenden Nutung dienten. So ist es zwingend, dass auch die folgenden Arbeitsvorgänge auf dieser Seite abliefen.
Die ungewohnte Vorgehensweise hinter dem Bild zu arbeiten berge eine überraschende Komponente, die sich zuspitze auf den entscheiden-den Moment des Wendens und Wahrnehmens des fertigen Bildes. Dem Wirkungsmechanismus der Formvernetzung seiner Bilder liege die Torsion zugrunde.
Die komplexen Flächenkonstruktionen müssten also in einem simultanen Faltprozess passieren. Bewege sich eine Form, so müssten auch die anderen Formen reagieren. Das Faltmaterial wandele sich aus der Fläche in die Architektur, um dann wieder als Relief in die Fläche zu fallen.
Es sei der Gedanke der Ganzheitlichkeit, der ihn fasziniere und reize, immer wieder an die Grenzen des Machbaren zu gehen, um komplizierte Sachverhalte der Gestaltung zu erkennen.
Wer sich in den Entstehungsprozess der ausgestellten Bildobjekte hineindenken und sich vorzustellen will, wie aus einer einzigen Fläche eine neue, dreidimensionale Flächenstruktur entsteht, hat dazu bis 14. Dezember Gelegenheit.
Geöffnet ist die Galerie mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags von 12 bis 16 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter 06061-12361.