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„Bei Gewalt an Frauen dürfen wir nicht wegschauen“

Kampagnen-Start im Landratsamt: Landrat Frank Matiaske überreicht einer Bürgerin ein Brötchen in einer speziell gestalteten Tüte, die auf Gewalt an Frauen aufmerksam macht. Mit dabei sind die Kreisgbeigeordnete Anni Resch und die Gleichstellungsbeauftragte Petra Karg (rechts).

Repräsentanten von Politik, Polizei, Bäckereien und Anlaufstellen für Frauen in Not: Nicole Hoche, Ludwig Schmitt, Gregor Metz, Kathy Trautmann, Fahri Erfiliz, Landrat Frank Matiaske, Tina Meier, Petra Karg und Anni Resch (von links) eröffneten im Landratsamt die Aktion „Gewalt kommt mir nicht die Tüte“. Fotos: Stefan Toepfer/Kreisverwaltung

Kampagne im Odenwaldkreis mit 30 Bäckereien – Auftakt im Erbacher Landratsamt

ODENWALDKREIS. - Der Odenwaldkreis setzt abermals ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen: Am Montag, 25. November, startete Landrat Frank Matiaske im Landratsamt die Aktion „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“.

Er dankte dem Arbeitskreis „Gegen häusliche Gewalt“, der die Kampagne bereits zum dritten Mal zusammen mit vielen Bäckereien im Kreisgebiet durchführt.

Sie geben in den nächsten Tagen Backwaren in besonders gestalteten Brötchentüten aus, mit denen auf Gewalt aufmerksam gemacht wird, die viele Frauen erfahren; außerdem sind die Adressen von Anlaufstellen für betroffene Frauen aufgedruckt.

„Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Frauen körperlich oder seelisch Gewalt angetan wird“, mahnte Matiaske. „Mitunter leiden sie sehr lange unter den Folgen.“

Der 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Überall auf der Welt finden Aktionen statt.

Für den Odenwaldkreis sind in dem Arbeitskreis die Kreisbeigeordnete Anni Resch und die Gleichstellungsbeauftragte Petra Karg aktiv.

Gemeinsam mit Matiaske verteilten auch sie im Eingangsbereich des Landratsamts Brötchen in den eigens gestalteten Tüten an Bürgerinnen und Bürger. Auch der Erbacher Bürgermeister Dr. Peter Traub nahm an der Eröffnung der Aktion teil, ebenso wie der Obermeister der Bäckerinnung Odenwald, Ludwig Schmitt.

Rund 30 Bäckereien beteiligen sich an der Kampagne. „Ich freue mich darüber, dass sich so viele Betriebe des Themas annehmen und die Bevölkerung sensibilisieren“, sagte Karg.

Gemeinsam mit Tina Meier vom Frauenhaus Erbach und Kathy Trautmann von der Erbacher Beratungsstelle für Frauen in Gewalt- und Krisensituationen machte sie darauf aufmerksam, dass in Deutschland jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Gewalt durch ihren Partner erfahre. Jeden dritten Tag werde eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.

Frauenhäuser bieten Frauen Zuflucht, die physisch oder psychisch Gewalt erfahren. In Erbach gibt es sechs Plätze; wenn im nächsten Jahr der Neubau fertig ist, werden es neun sein. Allerdings gebe es insgesamt zu wenig Plätze, sagte Meier.

„Nicht selten existiert in ganz Hessen kein freier Schutzplatz, und Gewaltopfer müssen Hunderte Kilometer weit fahren, um Schutz und Unterstützung zu erhalten.“

Auch fehle es an freien, bezahlbaren Wohnungen für Frauen, die nicht zu ihrem Partner zurückkehren wollten. Zwischen 50 und 60 Prozent der Frauen, die im Erbacher Frauenhaus Schutz suchen, haben Kinder.

Landrat Matiaske dankte allen, die von Gewalt betroffenen Frauen helfen, und wünschte ihnen „viel Energie für diese so wichtige Arbeit“. Im Rahmen der Kampagne finden an sieben Tagen besondere Verkaufsaktionen statt, an denen die Bürgermeister teilnehmen (Termine siehe unten).

„Auch daran wird deutlich, dass in den Städten und Gemeinden unseres Kreises der Einsatz gegen Gewalt an Frauen ernst genommen wird“, so der Landrat.