Erbacher kritisieren: „Eine Inszenierung und Selbstverherrlichung vom Feinsten“
Bürgermeister Harald Buschmann präsentiert „unserem schönen Erbach Vorwahlgeschenke“ zur Bürgerversammlung: Keine Grundsteuererhöhung im Jahr 2018, Senkung des Wasserpreises um 10 Cent und ein „glorreiches Marktplatzprojekt“ im Vorfeld zur Bürgermeisterwahl im kommenden FrühjahrERBACH. - Die Ideenvielfalt der Studenten von der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg beeindruckte, auch wenn die Umsetzung der Entwurfspräsentationen für ein Hotel am Standort Erbach eher unrealistisch erscheint.
Ernüchternd hingegen die folgende, als „Sachstandsbericht zur Sanierung des Erbacher Marktplatzes“ angekündigte Situationsbeschreibung des ob der Planung, mangelhaften Bauausführung und Mängel bei der Erfüllung der Förderrichtlinien für Bundesmittel in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro heftig kritisierten Bauprojekts im Zentrum der Stadt.
„Gelungenes Projekt“ steht kurz vor der Vollendung
Rund 300 Bürgerinnen und Bürger der Odenwälder Kreisstadt bekundeten im Rahmen einer Bürgerversammlung am Donnerstag, 26. Oktober, Interesse am kommunalen Geschehen in ihrer Stadt. Angesichts der zuletzt massiven Kritik an Planung und Ausführung des mit Gesamtkosten von rund 1,5 Millionen Euro veranschlagten Marktplatzprojekts überraschte die ausschließlich positive Darstellung der nahezu abgeschlossenen Sanierung und Erneuerung des zentralen Platzes vor dem historischen Schloss.
Bürgermeister Harald Buschmann, Stadtbaumeister Martin La Meir und der Geschäftsführer der bauausführenden Firma Peter Walz Nachfolger, Natursteine GmbH, Dr. Michael Schön, ließen trotz aller Kritik aus Fach- und Bürgerkreisen keinerlei Zweifel aufkommen an einem nach ihrer Darstellung „gelungenen Projekt“, das kurz vor der Vollendung steht.
„Strategisches Lügengebäude, das seinesgleichen sucht“
„Eine Inszenierung und Selbstverherrlichung vom Feinsten“, kritisierten hingegen sachkundige Bürger insbesondere die Redebeiträge des Bürgermeisters und seines Stadtbaumeisters.
„Hier wird ein strategisches Lügengebäude aufgebaut, das seinesgleichen sucht“, konstatierte ein Erbacher und kritisierte insbesondere, dass anwesende Experten des Netzwerks Pflasterbau „Redeverbot hatten“, während von La Meir „das verherrlichende Ergebnis des bisher ersichtlichen Pfuschs auf dem Marktplatz“ aus einem Schriftstück eines Gutachters aus der Pfalz „den Bürgern dargeboten“ wurde. Dieses Gutachten wurde von der bauausführenden Firma Walz GmbH beauftragt und bezahlt.
„Viele Fragen und Ungereimtheiten“
„Es wäre sicher im Sinne aller Erbacher Bürger, wenn der Sachstandsbericht zur Sanierung des Marktplatzes möglichst ausführlich viele Fragen und Ungereimtheiten aufgreift und versucht, diese sachlich zu erklären und zu begründen“, forderte der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Bernhard Röck als Versammlungsleiter die Stadtverwaltung zur Positionierung auf.
Röck monierte, den Stadtverordneten liege bis dato kein Plan zur Ausführung der Arbeiten am Marktplatz vor. Es fehle auch an „einer nachvollziehbaren Erklärung zur Theorie- und Ausführungspraxis bei der Fugenbreite zwischen den Pflastersteinen, ebenso wie die versprochene Musterfläche mit den dicht an dicht verlegten Pflastersteinen“.
„Stadtverordnete an Klarstellung ganz besonders interessiert“
Auch solle „die in der Ausschreibung geforderte Vorsortierung der Steine sowie die nicht eingehaltene Schräge des Platzes stichhaltig erklärt und begründet werden“, forderte der Versammlungsleiter. Vor allem aber interessiere, „wie die rechtlichen und damit in Zusammenhang stehenden finanziellen Auswirkungen aussehen, die die Differenzen zwischen Ausschreibung und Ausführung ergeben“.
Die Stadtverordneten seien an einer Klarstellung ganz besonders interessiert, „und erhoffen sich, dass die Gelegenheit von den verantwortliche Handelnden heute wahrgenommen wird, damit in der Aussprache zum Marktplatz nichts mehr unklar ist“.
Buschmann forderte „möglichst viel Transparenz und Aufklärung“ von La Meir und Dr. Schön
Diesem Eingangsstatement entgegnete Bürgermeister Buschmann, Röck habe dargestellt, „was teilweise so zu hören ist, das heißt jedoch nicht, dass es tatsächlich so ist“. Stadtbaumeister La Meir und Dr. Schön sollten in ihren Berichten für möglichst viel Transparenz und Aufklärung sorgen, forderte der Verwaltungschef.
Er selbst habe im Jahr 1996 bei seinem ersten Besuch in Erbach mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern auf dem Marktplatz gestanden und „war ganz begeistert von der Atmosphäre“ rund um das Schloss, die Stadtkirche und den Lustgarten. Schon damals hätten er und seine Familie beschlossen: „Hier wollen wir bleiben, hier wollen wir leben, hier haben wir uns auf Anhieb wohlgefühlt.“
Aus Marktplatz zu wenig gemacht: Besetzte Stühle in Dieburg als Vorbild
In der Folge, insbesondere ab Beginn seiner Bürgermeistertätigkeit im Jahr 2000 seien immer wieder Fragen zum Marktplatz an ihn herangetragen worden, „warum macht ihr nicht mehr draus, da stehen ja nur Autos drauf?“
Das habe ihn an den Marktplatz seiner Heimatstadt Dieburg erinnert, der früher auch mit Autos belegt gewesen, inzwischen aber völlig Autofrei sei, sagte der Bürgermeister. Auf diesem Marktplatz stünden im Sommer 300 bis 400 Stühle, „die sind auch alle besetzt, obwohl Dieburg nicht diese Ausstrahlung hat wie unser schönes Erbach“. Häufig habe es Vorschläge und Ideen zur Umgestaltung gegeben, die jedoch alle an den eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten gescheitert seien.
Unterschiedliche Interessenlagen hätten diesen Vorschlägen entsprechend zugrunde gelegen. Dem Vorschlag der Marktplatznutzung für das städtische Leben, für Veranstaltungen, oder ein tolles Aufenthaltserlebnis im touristischen Bereich, um mehr Besucher in die Stadt zu locken, zeigte sich Buschmann besonders zugetan.
„Mit Lachen und Hohn hat niemand was gewonnen, wir wollen gute, sinnvolle Lösungen“
„Ich hätte nie gedacht, dass wir einmal finanziell in die Lage kommen, an das große Projekt heranzugehen.“ Der Marktplatz sei sehr unfallträchtig gewesen, „sie glauben gar nicht, wie viele Probleme wir gehabt haben – es ist ja jetzt Vergangenheit – mit Unfällen durch gestürzte Leute, weil er sehr holprig war“.
Lautem Lachen, ob dieser Aussage entgegnete Buschmann: „Mit Lachen und Hohn hat niemand was gewonnen, wir wollen ja gute, sinnvolle Lösungen, da muss man reden, und sich nicht gegenseitig madig machen“. Mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Bundesmittel in Höhe von etwa 1,2 Millionen Euro hätte sich „dieses große Projekt angeboten“.
Zwei Denkmalschutzbehörden zuständig
Die „Genehmigungs- und Abstimmungsphase“ habe sowohl mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der unteren Denkmalschutzbehörde im Zuständigkeitsbereich der Denkmalgeschützten Altstadtanlage Erbach, zu der der Marktplatz gehöre, als auch mit der zweiten Denkmalschutzbehörde bei der Hessischen Schlösser- und Gärtenverwaltung (Bad Homburg) im Zuständigkeitsbereich einer Baumaßnahme in Nachbarschaft eines Kulturdenkmals wie dem Erbacher Schloss, erfolgen müssen, erläuterte der Stadtbaumeister.
Diese hätten dem ursprünglich im Herbst vergangenen Jahres vorgelegten Plan mit unterschiedlicher Zoneneinteilung die Genehmigung versagt. Im Frühjahr diesen Jahres gab es dann grünes Licht für den jetzt umgesetzten Zonen-freien Plan, auf dem keine bestimmten Nutzungen abgebildet werden sollten.
„Höhenlage war notwendig zu verändernt“
„Die Höhenlage war notwendig zu verändern, weil der bisherige Platz nahezu kein Gefälle aufgewiesen hat“, und somit der Abfluss des Regenwassers nicht gewährleistet gewesen sei. Nach DIN sei bei Natursteinflächen ein Gefälle von 3,5% gefordert.
Hinsichtlich des jetzt enormen Gefälles von knapp einem Meter zwischen dem „höchsten Punkt, dem Denkmal des Grafen Franz I., und den vorgegebenen Anschlussstellen in den Randbereichen“ (Anm. der Redaktion: Mümlingbrücke, Eingang zum Lustgarten, Untere Bahnstraße, Alter Graben, Schlosshof und Städtl) seien „Zwangspunkt“ mit entsprechender Höhenanpassung zu beachten gewesen.
„Liegt im Auge des Betrachters, ob einem das gefällt oder nicht“
Es sei nachvollziehbar, dass das zu einer Veränderung des gewohnten Blickes führe. „Es öffnet ganz andere Blickperspektiven.“ Es liege auch im Auge des Betrachters, „ob einem das gefällt oder nicht“. Höchste Verwunderung löste dann die Aussage des Stadtbaumeisters aus, „Einschränkungen für die Nutzung des Platzes sind damit nicht verbunden.“
Auch Veranstaltungen wie „Weihnachtsmarkt etc. werden dadurch nicht eingeschränkt, aber es wird eine einwandfreie Entwässerung des Oberflächenwassers gewährleistet“. Das garantiere, dass die seitherige Seenplatte bei Regenereignissen auf dem Marktplatz verschwinde.
Damit einhergehend sei natürlich auch das Verschwinden des unfallträchtigen, reparaturbedürftigen und damit kostenintensiven Platzes. Denkmalschutzrechtliche Vorgabe sei, das vorhandene Sandsteinpflaster wieder zu verwenden, „Ergänzungen sind mit Altbestand in gleichem Material, Form und Farbe vorzusehen“.
Im Austausch mit den seither teilweise verwendeten Blaubasaltsteinen habe Material für rund 1.500 qm zugekauft werden müssen. Unerwähnt blieb dabei die in der Genehmigung zugestandene Beschneidung einzelner Steine, „um dem angestrebten Ziel der Barrierefreiheit entgegen zu kommen“.
„Reiz liegt in der regelmäßigen Unregelmäßigkeit“
Dieser Vorgabe entsprechend sollte auch „die Verlegerichtung bzw. der Anschluss der Pflasterung an die verschiedenen Platzkanten im Zuge der Planung noch einmal überprüft werden, um dem Bestandspflasterbild … mit der historischen Verlegerichtung orthogonal zum Schloss möglichst nahe zu kommen“.
Der Reiz des zur Verlegung angewandten Passé-Verband liege in der „regelmäßigen Unregelmäßigkeit“. Die „einzige geringfügige Abweichung zum Ausschreibungstext“ sei der Wechsel von der ursprünglich vorgesehenen Sandbettung hin zu einem Sand-Splitt-Gemisch (Verhältnis 60 zu 40 % Splitt/Sand) aufgrund der unterschiedlichen Steingrößen gemäß eines „dazu eingeholten Gutachtens zur Eignung dieses Materials“.
„Netzwerk Pflasterbau ist Sturm gelaufen“
Die Kommunikation mit „einem Netzwerk Pflasterbau“, das „Sturm gelaufen“ sei, habe auch bei einem gemeinsamen Termin an der Baustelle „nicht sehr viel gebracht“, befand La Meir. „Sie haben auf Dinge aufmerksam gemacht, die wir bei Beginn der Arbeiten, das war relativ früh Anfang September, zu Beginn der Arbeiten, ohnehin zuvor schon auch in der Ausführung beanstandet haben“.
Diese Art der Pflasterei erfordere schon handwerkliches Können, und da müsse sich das „schon ein bisschen einspielen“, da müsse eine Testfläche hergestellt werden. „Wir haben da schon erkannt, dass gewisse Defizite da sind, die auch mittlerweile alle behoben sind, da wurde nachgearbeitet.“ Diese Dinge habe man bei diesem Termin nochmal angesprochen.
Gutachten nach dem „Regelwerk ZTV-Wegebau“
Die weiter gehende Diskussion zu dieser Thematik habe Ende September, Anfang Oktober dazu geführt, dass man sich zusätzlich absichern wollte und über die Gesamtarbeitsweise einen Gutachter aus der Pfalz zu Rate gezogen habe.
Dieses ist nach dem „Regelwerk ZTV-Wegebau“ im Anschluss an einen Ortstermin vom 17. Oktober 2017 - daran hatten drei Mitarbeiter des Stadtbauamtes und zwei Mitarbeiter der Firma Walz teilgenommen - erstellt worden. Bei der Schlussbesprechung zum Ortstermin habe auch Bürgermeister Harald Buschmann teilgenommen.
In diesem Gutachten wird attestiert, „die geforderte Ebenflächigkeit ist entsprechend ZTV P Stb gegeben“. Die fertig gestellte Fläche im Teilbereich I sei fachgerecht ausgeführt. „Die Toleranzen bezüglich der gesetzten Hoch- und Tiefpunkte der geplanten Höhenführung und der Neigungsverhältnisse werden vom Sachverständigen nicht beanstandet.“
„Fugenbreiten entsprechend der Vereinbarung eingehalten“
Die Fugenbreiten seien „entsprechend der Vereinbarung“ eingehalten, und „die NPF-Läuferreihen zu den Entwäserungseinrichtungen und sonstige Einbauten sind in der gebundenen Bauweise ausgeführt und nicht zu beanstanden“. Mehr könne man aus dem gebrauchten Material nicht herausholen, befand La Meir. Ungeklärt blieb dabei, ob „die Vereinbarung“ auch der Ausschreibung entspricht.
Seit zwei Monaten sei es eine italienische Pflasterkolonne, die im Auftrag des Generalunternehmens Walz die Arbeiten ausführe. „Wer sich auskennt, weiß, dass, wenn jemand Pflasterer lernen will, geht er nach Italien, das ist bekannt“, versuchte der Stadtbaumeister Qualitätsausführung der „wahrscheinlich schon bis Ende dieser Woche weitgehend abgeschlossenen Pflasterarbeiten“ zu suggerieren.
„Die teilweise über die Jahrhunderte gebrauchten Steine sind etwas gewölbt“, aber die Begehbarkeit dennoch durch die Neuverlegung deutlich verbessert. Damit seien, orientiert an den vorgegebenen Rahmenbedingungen, die Möglichkeiten ausgeschöpft.
La Meir widerspricht Zitaten in FACT-Bericht, bestätigt aber dessen sachliche Inhalte
Nicht erwähnt wurde in diesem Zusammenhang vom Stadtbaumeister, dass die durch den Gebrauch abgerundeten Steine gemäß der vorliegenden denkmalschutzrechtlichen Genehmigung durchaus zur besseren Einpassung hätten beschnitten werden dürfen.
La Meir widersprach auch einem FACT-Bericht vom 24.10.2017, in dem der Leiter des Kreisbauamtes des Odenwaldkreises, Martin Müller, wörtlich zitiert wurde. Er habe Kontakt mit Herrn Müller, und auch deswegen nochmal Kontakt aufgenommen mit ihm.
„Herr Müller hat mir gesagt, er hat keine Aussage in dieser Richtung getätigt, er hat lediglich gesagt, das hatten wir schon mal, wie zuvor erwähnt, dass wir erkannte Mängel nachgearbeitet haben. Das hat er nochmal wiedergegeben, und das wird dann hieraus gemacht. Das sind keine Facts, das sind Fakes.“
(Anmerkung der Redaktion: Kreisbauamtsleiter Martin Müller wurde in dem genannten Bericht wörtlich zitiert, und auch Martin La Meir selbst bestätigte vorhandene Mängel, die inzwischen jedoch nachgearbeitet seien.
Exakt damit, versehen mit dem Zusatz, dass die Verantwortlichen der Stadt Erbach Kenntnis der Mängel hätten, und diese nacharbeiten lassen würden, wurde Martin Müller wörtlich zitiert, siehe unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews)
„Dankbar für den erhaltenen Auftrag“
Er halte auch das Verhalten, sprich die Kritik, des Netzwerkes „für nicht korrekt, und wir von der Verwaltung werden mit denen auch nicht mehr kommunizieren“, gab sich La Meir einmal mehr beratungsresistent. „Das kann uns Erbachern allen nicht recht sein, weil das gleichzeitig unser Image runter zieht“, warb er um Gefolgsleute für seine Missachtung.
Die Beschreibung des auf dem Marktplatz verwendeten Materials, sowie seine Geschäftsführerrolle in der bauausführenden Firma Peter Walz waren Kernthemen der Ausführungen von Dr. Michael Schön. Sein Dank galt dem städtischen Auftraggeber für den erhaltenen Auftrag.
Buschmann: „Referenzen kann man sich an Projekten anschauen“
Angekündigt wurde der Walz-Geschäftsführer vom Bürgermeister mit Vorschusslorbeeren auf der Basis eines 160-jährigen Unternehmens, das auf eine über 50-jährige Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz zurückblicken könne.
„Das ist natürlich auch ein Renommee. Entsprechende Referenzen kann man sich an Projekten anschauen.“ Diesen absolut zutreffenden Aussagen fehlt allerdings der Zusatz „im Hochbau“. Tiefbauprojekte fehlen bislang im Leistungsportfolio des Unternehmens ebenso wie entsprechende Referenzen. Buschmann wähnt sich dennoch „sehr froh, dass wir an ein solch gutes Unternehmen geraten sind.“
„Mit der Denkmalpflege intensiv beschäftigt“
Er finde es toll, dass „ein ortsansässiges Unternehmen das machen darf“, unterstrich Michael Schön. „Ich mache so etwa 100 Bauprojekte im Jahr mit der früher im Volksmund als „Burgen-Walz“ bekannten Natursteinfirma.“ Die Firma Walz habe er nach dem Tod des früheren Inhabers 2011 übernommen.
„Wir sind Spezialisten in der Denkmalpflege“, verwies der Geschäftsführer auf reichhaltige Erfahrung in der Sanierung von Burgen und Schlössern zwischen Frankfurt und Baden-Baden an allen denkmalgeschützten Bauwerken, und haben uns mit der Denkmalpflege intensiv beschäftigt, und wissen mit der Substanz umzugehen.“
Es sei „schon etwas Besonderes, dass ich das machen darf mit meinen Leuten“ hob er die Bedeutung des Auftrages für ihn noch einmal hervor. Er habe etwa 35 Mitarbeiter. Dazu zählten Maurer, Steinmetze und Steinbildhauer. Ausgebildete Pflasterer werden demnach bei der Firma Walz nicht beschäftigt.
„Persönlich bekannter Nachunternehmer hat Qualität nicht gebracht“
„Wir müssen uns aber bei einer solchen Großbaustelle mit Nachunternehmen verstärken.“ Das habe er auch bei der Ausschreibung immer transparent gemacht. „Als wir den Auftrag bekommen haben, freut man sich und ist stolz, das ist ja schön.“
Dann sei „das größte Unglück passiert, was einem Bauunternehmer passieren kann“. Der ihm „persönlich bekannte Nachunternehmer hat die Qualität nicht gebracht und auch nicht die Geschwindigkeit“.
Der habe die Großbaustelle mit einem sportlichen Zeitplan schwach besetzt, „der hat den Passé-Verband nicht verstanden und hat zu viel Ausschuss produziert und einfach zu viel historische Substanz kaputt gemacht“. Dann habe man ihn trainiert, und als es dann immer noch nicht funktionierte „haben wir uns getrennt“.
„Viel weniger Material gebraucht als kalkuliert worden war“
Der Wechsel des Subunternehmers im August, der Hochsaison, sei sehr hart gewesen. Da habe La Meir gesagt „wir vertrauen Dir, Du kriegst das hin“. Er hätte auch sagen können, „das ist Dein Problem“. Für dieses Vertrauen „bin ich dem Herrn La Meir auch sehr dankbar“, zeigte der Unternehmer seine Schwierigkeiten bei der Bauausführung auf.
„Wir haben viel weniger Material gebraucht als kalkuliert worden war, und damit viel weniger 'fremdes Material' eingebaut“, bekannte Schön, was einen anwesenden Fachmann zu der Aussage verleitete, das sei „angesichts der viel zu breiten Fugen die logische Folge“. Keine Aussage traf der Unternehmer dazu, ob analog des geringeren Materialverbrauchs auch die Kostenkalkulation nach unten korrigiert wird.
„Zeitverlust von dreieinhalb Wochen, dennoch in vorgegebener Zeit fertig“
„Wir hatten einen Zeitverlust von etwa dreieinhalb Wochen, dennoch wird das Bauvorhaben in der vorgegebenen Zeit fertig“, zeigte sich der Unternehmer stolz und ergänzte: „Das gibt es in Deutschland auch, dass Großbaustellen fertig werden.“ Das könne man nur schaffen am Bau, wenn es zwischen der Bauleitung, dem Auftraggeber und dem Handwerker gut klappt. „Und das war in diesem Fall so, dafür möchte ich mich auch bedanken.“
Unter dem Tagesordnungspunkt „Fragen zu wichtigen Angelegenheiten der Stadt Erbach“ stand dann vor allem das in schillerndsten Farben dargestellte Marktplatzprojekt im Fokus.
Ironie und Aggressivität statt klarer Antworten
Die Frage eines früher beim Kreisbauamt tätigen sachkundigen Erbacher Bürgers nach der beim Gefälle an historischen Bauwerken nicht anzuwendenden DIN-Norm, sah der Stadtbaumeister offenbar als persönlichen Angriff und flüchtete sich in Ironie: Nach Bürgermeinung „muss ich ja die DIN-Norm nicht anwenden.“
Ähnlich erging es einem Ehrenbürger der Stadt bei dessen Frage nach der Situation bei einem durch Parkplatzbau an der Bundesstraße veränderten und damit trotz eines im Grundbuch eingetragenen Wegerechts nicht mehr befahrbaren Privatgrundstück an der Martin-Luther-Straße.
Hier antwortete der Stadtbaumeister in aggressivem Ton, er habe damit nichts zu tun, das betreffende Grundstück gehöre einem Kreditinstitut, verschwieg dabei allerdings den Erwerb von der Stadt und dem in der Verwaltung bekannten Wegerecht.
„Bürgerpräsente im Vorfeld der Bürgermeisterwahl“
Auch das Verkehrschaos angesichts zahlreicher gleichzeitiger Straßenbaustellen im laufenden Jahr sowie ständig veränderte Verkehrsführungen und Parkverstöße wurden thematisiert.
„Im Vorfeld der Bürgermeisterwahl im kommenden Frühjahr wurden noch kleine Wahlpräsente in Aussicht gestellt“, wie eine Erbacherin nach der Bürgerversammlung befand. So sollen im kommenden Jahr keine Grundsteuererhöhung vorgenommen und der Wasserpreis um 10 Cent pro Kubikmeter gesenkt werden, wie Buschmann im Verlauf der Sitzung angekündigt hat.
„Nicht ansatzweise selbst vorgeschriebenen Ausführungsregeln verpflichtet“
Nicht nachvollziehbar sei, befanden Bürger nach pünktlichem Sitzungsende um 22 Uhr, dass sich der Stadtbaumeister bezüglich des „übertriebenen“ Gefälles bei dem als „positive Sensation dargestellten Marktplatz“ auf vorgeschriebene DIN-Normen berufe, andererseits bei der Bauausführung sich jedoch nicht ansatzweise den selbst vorgeschriebenen Ausführungsregeln verpflichtet fühle.
„Hier werden Machenschaften zwischen Bürgermeister Buschmann und den Herren La Meir und Herrn Dr. Schön intern untereinander ausgehandelt“, befand ein profunder Kenner Erbach-spezifischer Angelegenheiten abschließend.
Aus den studentischen Entwürfen des Ideenwettbewerbs für ein Hotelprojekt hatten eingangs der Bürgerversammlung sieben ausgewählte Zweiergruppen die Ergebnisse ihrer unter der Leitung von Prof. Dr. Laumann erarbeiteten Ergebnisse bei der Bürgerversammlung präsentiert.