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Großer Bahnhof am kleinen Flugplatz in Michelstadt

Nachtaufnahme: Vor dem Objektiv warten die NotfallsanitĂ€ter Maximilian Buß, Diana SchĂ€fer und Friedrich Kumm (von links) auf die Anweisungen von KamerabĂŒhnenmann Simon Arevalo Saint-Jean. Foto: Michel Lang / DRK-Odenwaldkreis

Gleich geht es los: Rettungsdienst und Freiwillige Feuerwehr stehen bereit und befinden sich im Fokus von Kameramann Martin Schlecht. Foto: Mark Trautmann / DRK-Odenwaldkreis

Talk beim Dreh mit Maximilian Buß, Diana SchĂ€fer und Friedrich Kumm (von links). Foto: Michel Lang / DRK-Odenwaldkreis

DRK-Retter als Komparsen fĂŒr Kinofilm gefragt

MICHELSTADT. - In der Regel sind sie alles andere als Statisten und behandeln Notfallpatienten bevor diese von ihnen bei Bedarf in eine Klinik gebracht werden.

Doch am vergangenen Donnerstagabend waren fĂŒnf Mitarbeiter der ehrenamtlichen VerstĂ€rkungsgruppe des DRK-Rettungsdienstes am Flugplatz Waldhorn in Michelstadt als Komparsen in den Nachtstunden gefragt und gefordert.

Im Vorfeld zum im kommenden Jahr startenden Kinofilm „Real Life Guys“, der die Lebensgeschichte der als Youtuber Ă€ußerst erfolgreichen Zwillinge Johannes und Philipp Mickenbecker aus dem sĂŒdhessischen Bickenbach auf die Leinwand bringt, wurde das Rote Kreuz aus dem Odenwaldkreis angefragt, um einen Rettungswagen und ein Notarzteinsatzfahrzeug samt Besatzungen fĂŒr die Aufnahmen zu stellen.

Denn am Flugplatz Waldhorn hat die Produktionsfirma Lieblingsfilm eine Szene gedreht, welche die UmstÀnde zeigt, unter denen Elisabeth, die 18-jÀhrige Schwester der Zwillinge, kurz vor ihrem 19. Geburtstag beim Absturz eines Sportflugzeugs im Jahr 2018 ums Leben gekommen war.

Philipp ist im Juni 2021 an einer Krebserkrankung verstorben. Ihr Erfolg mit außergewöhnlichen Aktionen, wie einer Raketen-Badewanne, einem selbst geschweißten U-Boot, einer Achterbahn in einem Baumarkt und vielen anderen außergewöhnlichen Ideen.

Aber auch der Lebensmut der Zwillinge sowie die familiĂ€ren SchicksalsschlĂ€ge sind der Produktionsfirma aus MĂŒnchen und Regisseurin Maria-Anna Westholzer eine filmische Umsetzung wert, die von der Deutschen Filmförderungsanstalt (FFA), Hessenfilm und von Claudia Roth, der Beauftragten der Bundesregierung fĂŒr Kultur und Medien, finanziell unterstĂŒtzt wird. Die Kamera fĂŒhrt Martin Schlecht, der auch fĂŒr „Honig im Kopf“ mit Dieter Hallervorden verantwortlich zeichnet.

Wie waren die EindrĂŒcke beim Dreh am Flugplatz? „Zuerst waren wir total ĂŒberrascht, wie viele Menschen mit unterschiedlichen Funktionen in so ein Vorhaben eingebunden sind. Weit ĂŒber 50 Leute waren mit der Ausleuchtung, den Kamerakranen, der korrekten Positionierung der Richtmikrofone und der allgemeinen Organisation beschĂ€ftigt.

Dann wurde jede geplante Einstellung erstmal vorgeprobt. Das frisst eine ganze Menge Zeit“, erzĂ€hlt NotfallsanitĂ€ter Mark Trautmann, der die kleine Gruppe Kolleginnen und Kollegen fĂŒr die Takes zusammengestellt hat. Was mussten die Retter vor Ort leisten?

„Wir haben quasi unsere alltĂ€glichen AblĂ€ufe an einer Unfallstelle simuliert, medizinisches GerĂ€t bereitgestellt und die ĂŒblichen Handgriffe nachgestellt.

Dabei sollten wir ab und an auf eine Markierung an einem Kamerakran schauen, die das Wrack des abgestĂŒrzten Kleinflugzeugs simuliert hat. Der eigentliche Unfall wurde hier nicht gedreht“, erzĂ€hlt Trautmann im Nachgang.

Wie kamen die Filmleute auf gerade diesen Flugplatz? „Nun, zuerst schauen wir auf Google, was da so passen könnte. Dann schicken wir unsere Scouts los, die unsere Anforderungen an den Drehort ĂŒberprĂŒfen.

Haben sie sich fĂŒr einen Platz entschieden, treten wir mit den Betreibern in Verbindung und unterhalten uns ĂŒber die Konditionen“, berichtet Produktionsleiter Thomas Blieninger in unverstelltem Bayerisch.

„Und wenn die Lokal - und DRK-Presse zugegen ist und ĂŒber unsere aufwĂ€ndige Arbeit berichtet, freuen wir uns natĂŒrlich“, flicht GeschĂ€ftsfĂŒhrer Robert Marciniak augenzwinkernd ein. Im Jahr 2018 hat er den Bayerischen Filmpreis fĂŒr den Fernsehfilm Trautmann gewonnen.

Im Portfolio der Firma Lieblingsfilm finden sich Produktionen zum MĂŒnchener Tatort mit Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec sowie der erwĂ€hnte Kassenschlager „Trautmann“, der die Geschichte des deutschen Fußballers Bert Trautmann (1923-2013) thematisiert, welcher vom ehemaligen Kriegsgefangenen zum Star bei Manchester City aufgestiegen ist.

FĂŒr den Hessischen Rundfunk hat Maria-Anna Westholzer ihren Film „Heute stirbt Kainer“, einen modernen Western, zum Teil in Mossautal gedreht. „Der Odenwald bietet tolle Locations fĂŒr meine Ideen. Hier arbeite ich gerne“, schwĂ€rmte die Regisseurin wĂ€hrend einer Drehpause am Set auf dem Waldhorn.