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Arbeitsjubiläum für Behare Kukavica in Olfen

Behare Kukavica (links) arbeitet seit 30 Jahren im Gasthaus „Zum Spälterwald“ in Olfen. Gerd Seip würdigte im Beisein seiner Frau Ella (rechts) und der Seniorchefin Lieselotte Seip die zuverlässige und sorgfältige Arbeit der Jubilarin. Foto: Horst Schnur

OLFEN. - Eine wunderbare Migrationsgeschichte konnte in der Zeit der aktuellen politischen Diskussion in Olfen ein Jubiläum feiern.

Seit 30 Jahren arbeitet Behare Kukavica aus Bosnien in der Küche und im Dienst für die Gästezimmer der Pension mit Metzgerei „Zum Spälterwald“ im Oberzentstadtteil Olfen.

Gastwirt und Metzgermeister Gerd Seip würdigte im Beisein seiner Frau Ella und der Seniorchefin Lieselotte Seip die zuverlässige und sorgfältige Arbeit der Jubilarin und überreichte einen bunten Blumenstrauß.

Es sei ein Glücksgriff gewesen, als es dem verstorbenen Gastwirt Ernst Seip im Jahr 1993 gelungen war, die Neubürgerin trotz geringer Sprachkenntnisse die Arbeit in seinem Lokal anzunehmen.

Die deutsche Sprache hat sie sich mittlerweile ohne Sprachkurs perfekt angeeignet, weil sie den Menschen im Lokal und im Dorf aufs „Maul geschaut“ und immer wissbegierig nachgefragt hat. Auch der gute Kontakt mit den Hausgästen hat ihr beim Spracherwerb geholfen.

Aufmerksam beschäftigt hat sie sich in der Küche damit, welche Zutaten beim Kochen verwendet wurden und wie die Arbeitsprozesse vor sich gingen.

Alle Informationen, Rezepte und Ratschläge von Gastwirtin und Köchin Lieselotte hat sie sich damals mit Selbsterfahrung angeeignet und angewendet. Mittlerweile erledigt sie in der Küche als erfahrene Köchin sehr selbständig mit viel Geschmack alle Aufgaben nach der Speisekarte mit den verschiedenen Schnitzeln und Braten aus der Hausmetzgerei bis zu den stets selbstgemachten und beliebten Salatsoßen.

Auch ihre Kuchen regionaler Art und Torten auf Konditoreiniveau stehen in der Kühltheke für die Gäste bereit. So ist sie heute für die Wirtin Ella eine unverzichtbare Hilfe.

Sie hat den Führerschein gemacht und fühlt sich bei Seips wie in einer Familie und im Dorf wie eine alteingesessene Ortsbürgerin integriert. Olfen ist ihre Heimat geworden. Gerd und Ella-Seip-räumen unumwunden ein, dass sie nicht wüssten, wie sie ohne ihre „Fachkraft“ Behare Kukavica ihren Betrieb aufrechterhalten würden.

Ihr Mann Ismet war bis zu seinem Tod 2021 im benachbarten Gras-Ellenbach im Sägewerk beschäftigt und für die Herstellung der allseits bekannten Eichenbänke zuständig. Bei einer zufälligen Fahrt durchs Dorf Olfen, stellte er fest: „Hier gefällts mir und hier bleibe ich!“

Daraufhin mietete er eine Wohnhaushälfte und holte 1989 seine Frau Behare, damals 26 Jahren alt, aus Bosnien nach Deutschland mit ihren beiden kleinen Söhnen, die heute in der Nähe verheiratet sind und voll im Berufsleben stehen.

Als Ismet im Dorf ein Haus kaufen konnte ergriff er die Gelegenheit und machte sich an die Unterhaltungs- und Renovierungsarbeiten. So hat die Familie Kukavica in Olfen Wurzeln geschlagen und sich mit Fleiß ein neues zu Hause aufgebaut.

Ihre verwitwete Schwester lebt allein in Bosnien, weil ihre drei Söhne mit ihren Familien in Deutschland und in der Schweiz beschäftigt sind.

Obwohl sie ein sozialversichertes Arbeitsplatzangebot im Gasthaus „Zum Spälterwald“ in Olfen hat, wo sie dringlich benötigt würde, und sie bei ihrer ebenfalls alleinstehenden Schwester mietfrei wohnen könnte, erhält sie bei der Deutschen Botschaft in Sarajevo nach den sogenannten Schengen-Richtlinien kein Arbeitsvisum.

Sie hätte schon längst durch ihre Arbeit mit ihrer Lohnsteuer und ihren Beiträgen zur Sozialversicherung eine gesellschaftliche Leistung erbringen können, merkte der potentielle Arbeitgeber Gastwirt und Metzgermeister Gerd Seip an.