ArbeitsjubilĂ€um fĂŒr Behare Kukavica in Olfen
OLFEN. - Eine wunderbare Migrationsgeschichte konnte in der Zeit der aktuellen politischen Diskussion in Olfen ein JubilÀum feiern.
Seit 30 Jahren arbeitet Behare Kukavica aus Bosnien in der KĂŒche und im Dienst fĂŒr die GĂ€stezimmer der Pension mit Metzgerei âZum SpĂ€lterwaldâ im Oberzentstadtteil Olfen.
Gastwirt und Metzgermeister Gerd Seip wĂŒrdigte im Beisein seiner Frau Ella und der Seniorchefin Lieselotte Seip die zuverlĂ€ssige und sorgfĂ€ltige Arbeit der Jubilarin und ĂŒberreichte einen bunten BlumenstrauĂ.
Es sei ein GlĂŒcksgriff gewesen, als es dem verstorbenen Gastwirt Ernst Seip im Jahr 1993 gelungen war, die NeubĂŒrgerin trotz geringer Sprachkenntnisse die Arbeit in seinem Lokal anzunehmen.
Die deutsche Sprache hat sie sich mittlerweile ohne Sprachkurs perfekt angeeignet, weil sie den Menschen im Lokal und im Dorf aufs âMaul geschautâ und immer wissbegierig nachgefragt hat. Auch der gute Kontakt mit den HausgĂ€sten hat ihr beim Spracherwerb geholfen.
Aufmerksam beschĂ€ftigt hat sie sich in der KĂŒche damit, welche Zutaten beim Kochen verwendet wurden und wie die Arbeitsprozesse vor sich gingen.
Alle Informationen, Rezepte und RatschlĂ€ge von Gastwirtin und Köchin Lieselotte hat sie sich damals mit Selbsterfahrung angeeignet und angewendet. Mittlerweile erledigt sie in der KĂŒche als erfahrene Köchin sehr selbstĂ€ndig mit viel Geschmack alle Aufgaben nach der Speisekarte mit den verschiedenen Schnitzeln und Braten aus der Hausmetzgerei bis zu den stets selbstgemachten und beliebten SalatsoĂen.
Auch ihre Kuchen regionaler Art und Torten auf Konditoreiniveau stehen in der KĂŒhltheke fĂŒr die GĂ€ste bereit. So ist sie heute fĂŒr die Wirtin Ella eine unverzichtbare Hilfe.
Sie hat den FĂŒhrerschein gemacht und fĂŒhlt sich bei Seips wie in einer Familie und im Dorf wie eine alteingesessene OrtsbĂŒrgerin integriert. Olfen ist ihre Heimat geworden. Gerd und Ella-Seip-rĂ€umen unumwunden ein, dass sie nicht wĂŒssten, wie sie ohne ihre âFachkraftâ Behare Kukavica ihren Betrieb aufrechterhalten wĂŒrden.
Ihr Mann Ismet war bis zu seinem Tod 2021 im benachbarten Gras-Ellenbach im SĂ€gewerk beschĂ€ftigt und fĂŒr die Herstellung der allseits bekannten EichenbĂ€nke zustĂ€ndig. Bei einer zufĂ€lligen Fahrt durchs Dorf Olfen, stellte er fest: âHier gefĂ€llts mir und hier bleibe ich!â
Daraufhin mietete er eine WohnhaushÀlfte und holte 1989 seine Frau Behare, damals 26 Jahren alt, aus Bosnien nach Deutschland mit ihren beiden kleinen Söhnen, die heute in der NÀhe verheiratet sind und voll im Berufsleben stehen.
Als Ismet im Dorf ein Haus kaufen konnte ergriff er die Gelegenheit und machte sich an die Unterhaltungs- und Renovierungsarbeiten. So hat die Familie Kukavica in Olfen Wurzeln geschlagen und sich mit FleiĂ ein neues zu Hause aufgebaut.
Ihre verwitwete Schwester lebt allein in Bosnien, weil ihre drei Söhne mit ihren Familien in Deutschland und in der Schweiz beschÀftigt sind.
Obwohl sie ein sozialversichertes Arbeitsplatzangebot im Gasthaus âZum SpĂ€lterwaldâ in Olfen hat, wo sie dringlich benötigt wĂŒrde, und sie bei ihrer ebenfalls alleinstehenden Schwester mietfrei wohnen könnte, erhĂ€lt sie bei der Deutschen Botschaft in Sarajevo nach den sogenannten Schengen-Richtlinien kein Arbeitsvisum.
Sie hÀtte schon lÀngst durch ihre Arbeit mit ihrer Lohnsteuer und ihren BeitrÀgen zur Sozialversicherung eine gesellschaftliche Leistung erbringen können, merkte der potentielle Arbeitgeber Gastwirt und Metzgermeister Gerd Seip an.