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KOMMENTAR: Dem Wohl der Stadt verpflichtet, nicht dem eigenen Ego

Erbachs alter und neuer Bürgermeister Dr. Peter Traub dürfte angesichts der im Parlament verlorenen Mehrheit für die kommenden sechs Jahre einen schweren Stand haben im obersten Beschlussorgan der Kreisstadt Erbach, dessen Entscheidungen er auszuführen hat.

Seine nicht nur während des Wahlkampfs, sondern auch nach seinem Wahlsieg am Sonntag wiederholten Vorwürfe an große Teile des Erbacher Stadtparlaments dürften ein weiteres Malus in seiner Beziehung zu diesem Beschlussorgan darstellen.

In seinen im Wahlkampf erhobenen Vorwürfe, machte er nicht nur das Stadtparlament für seitherige Fehlentwicklungen unter seiner Verwaltungsführung verantwortlich, sondern brandmarkte die Eric Engels im Wahlkampf unterstützenden Parteien als „verlogene Gegenbewegung“, die den „Tiefpunkt in der politischen Kultur des Odenwaldkreises“ darstelle.

Ein ehrenamtliches Stadtparlament als Beschlussorgan kann allerdings nur in soweit für Ordnung sorgen, als die vom Bürgermeister als Verwaltungschef und seinem ehrenamtlichen Magistrat zuvor erarbeiteten Beschlussvorlagen exakt und transparent erarbeitet wurden.

Daher sind die Vorwürfe des alten und neuen Bürgermeisters als Bumerang zu sehen, wie Parlamentarier über alle Parteigrenzen hinweg berichten. Nicht zuletzt diese Defizite seien es gewesen, die mehrere Fraktionen nach einem neuen Bürgermeister Ausschau halten ließen.

Traubs verbale Entgleisung „verlogenes Gegenprojekt“ könnte ihm während seiner gerade erworbenen sechsjährigen „Vertragsverlängerung“ somit zum Nachteil gereichen, hat er doch zunächst eine große, ausschließlich von ihm geschaffene, Felsschlucht zu schließen um den parlamentarischen „Burgfrieden“ wieder herzustellen.

Wenn er von einer Gegenkandidatur als „Gegenprojekt“ spricht, stellt sich die Frage >wogegen<? Wohl ausschließlich gegen seine eigenen Interessen einer sicheren weiteren Anstellung als Rathauschef.

Und „verlogen“ ist die Unterstützung einer Kandidatur - wie auch die Kandidatur selbst - sicher nicht. Das sollte Peter Traub noch aus eigener Erfahrung, die er ja vor sechs Jahren auf der anderen Seite des Rathaussessels gemacht hat, bestens kennen.

Ein selbst ernannter liberaler Freigeist sollte auch die demokratischen Spielregeln kennen, respektieren und sein Handeln ausschließlich daran orientieren.

Um zu einer dem Wohl der Kreisstadt Erbach dienenden Zusammenarbeit zurück zu finden bedarf es jetzt wohl auch einer gewissen Demut des alten und neuen Bürgermeisters – und vielleicht auch einer Entschuldigung bei den Mandatsträgern im Erbacher Stadtparlament.

Denn nicht nur die Stadtväter sind dem Wohl ihrer Kommune verpflichtet, auch und insbesondere der Bürgermeister hat eidesstattlich gelobt, sich ausschließlich diesem Wohl zu widmen. Er wird dieses eidesstattliche Gelöbnis aller Voraussicht nach zur Wiesenmarktzeit 2024 zur Einführung in seine zweite Amtszeit wiederholen und sollte sich fortan auch ausschließlich daran orientieren.