SĂĽffisantes Michelstadt: StadtfĂĽhrung mit einem Augenzwinkern
Gästeführer Rudi Hoffmann erzählt von Schnapsdrosseln und Galgenvögeln sowie andere skurrile Geschichten rund um MichelstadtMICHELSTADT. - Die Fachwerkstadt Michelstadt ist bekannt für seine außergewöhnlichen Stadtführungen. Um diesem Ruf gerecht zu werden, arbeitet das Kulturamt der Stadt eng mit den Gästeführern zusammen, um immer wieder etwas Neues und besonderes für Besucher anbieten zu können. Für dieses Jahr entstand – in zweijähriger Vorarbeit von Gästeführer Rudi Hoffmann und der Historikerin Antje Vollmer – die humorvolle Stadtführung „Süffisantes“.
„Mit einem klaren Fokus, die Leute zum Lachen zu bringen und dabei dennoch zu informieren und natürlich auch alle Sehenswürdigkeiten mit einzubinden, ergänzt diese Führung unser bisheriges Programm ideal“, freut sich Kulturamtsleiter Heinz Seitz über die neue Errungenschaft.
Und auch von den Gästen, aber auch Einheimischen, wird die Führung bereits rege gebucht: „Der erfolgreiche Start ist eine tolle Bestätigung für unser Konzept und ein schöner Lohn für unsere Mühen“, zeigt sich auch Rudi Hoffmann zufrieden mit der Umsetzung seiner Idee.
Ein Rundgang, der es in sich hat
Das mittelalterliche Michelstadt steckt voller spannender Geschichten, von denen einige während der rund zweistündigen Führung erzählt werden. Los geht es in der Regel am Marktplatz, wo die Zuhörer von der „Luftbrücke“, dem „Karre-Franz“, aber auch vom „Raubacher Jockel“ erfahren.
Weiter geht es zum Haus des Zentgrafen, wo die Gruppe mehr über dessen hochinteressante Bewohner erfährt. Auch die Michelstädter Synagoge wird während des Rundganges natürlich erwähnt.
Eine weitere „süffisante“ Geschichte gibt der zertifizierte Gästeführer Hoffmann über den Michelstädter Bader, der als Arzt und Bordellbetreiber tätig war, zum Besten: Eines Tages kam ein Knecht zum Bader und beschwerte sich bei diesem. Habe er doch die hässlichste und betagteste Dame erhalten. Er wisse zwar, dass Prostitution das älteste Gewerbe der Welt sei, „aber warum muss ich ausgerechnet für ein Gründungsmitglied zahlen?“.
Auch auf die spannende Frage, wo die Wurzeln der Bürger aus der Grafschaft liegen, wird während der Führung eingegangen. Soviel sei verraten: auch belgisches Blut fließt in ihren Adern. Über das belgische Blut wird ein Bogen zum Weltmeister der Konditoren geschlagen – und von allen Teilnehmern eine Praline verkostet.
Was der Name „Schlitzohr“ mit einer Zunftherberge und der Walz zu tun hat, erklärt Hoffmann seinen Begleitern ebenfalls und informiert darüber, „dass die Lehre im Alter von 12 bis 14 Jahren in unserer Stadt begann und die Arbeitszeit im Schnitt 15 Stunden betrug - abzüglich von zwei Stunden für die drei Mahlzeiten am Tag“.
Zudem lüftet er auf äußerst humorvolle das Geheimnis, wer in der Walzsprache der „Kaffer“ und wer die „Henne“ war. Auf dem Weg zur Kellerei erfahren die Teilnehmer unter anderem wer oder was „der Zoigl“ ist und wie der Zehntalltag ausgesehen hat.
In der Kellerei selbst kommt dann ein weiterer Höhepunkt: Die Verkostung eines mittelalterlichen Gewürzweins an einem besonderen Ort. Den Gewürzwein stellt die zertifizierte Gästeführerin Antje Vollmer selbst her, „selbstverständlich nach alter Original-Rezeptur“, so der erklärte Genussmensch Hoffmann.
Am Diebsturm vorbei, ist die nächste Station der Führung das Wahrzeichen der Stadt, das historische Rathaus. Hier erfahren die Zuhörer mehr über peinliche Gegebenheiten im Rathaus - „peinlich kommt von Pein und so wurde im Mittelalter die Tortur genannt“, bereitet Hoffmann auf seine Geschichten vor. Nach einigen Erzählungen rund um die Stadtkirche endet die Führung in der Hausbrauerei „Rathausbräu“, wo die Gäste zwei kleine Gläschen Bier probieren können.
Offene „nackische“ Führung am 3. August
Die Führung „Süffisantes“ dauert knapp zwei Stunden, wobei die reinen Laufwege nur knapp 900 Meter betragen. Gruppen können die Führung zum Wunschtermin buchen. Sie kostet 95 Euro bis 20 Personen, jede weitere Person zahlt 3 Euro. Für die Getränke, Praline und eine kleine Geldkatze (gefüllt mit einer trinkbaren Überraschung) fallen zusätzlich 9 Euro pro Person an.
Natürlich kann man auch nur die reine Führung für ca. 90 Minuten buchen. Bei dieser „nackischen“ Variante fallen die Getränke und Bewirtung weg und somit auch die Pauschale von 9 Euro pro Person. Buchbar ist die Führung zum Wunschtermin bei der Gästeinformation Michelstadt, entweder telefonisch (06061-979741-10) oder per E-Mail (touristik(at)michelstadt.de).
In die Führung reinschnuppern, können Interessierte während einer so genannten offenen Führung am Mittwoch, den 3. August um 17.30 Uhr. Für die „nackische“ Variante – bei der an diesem Tag dennoch ein Glas Gewürzwein für die Teilnehmer ausgeschenkt wird - fallen pro Person 5 Euro an. Sie dauert etwa 90 Minuten. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, weshalb eine Anmeldung bei der Gästeinformation Michelstadt unbedingt empfohlen wird.
Hintergrundinformation zu Rudi Hoffmann:
Ein ausgebildeter und zertifizierter Stadtführer, der mit Humor, Lust und Leidenschaft Ihnen seine geliebte Heimatstadt zeigen und näher bringen möchte. Auch als Nachtwächter ist er buchbar. Als Mitglied der Gästeführung Odenwald nimmt er an Fortbildungen teil und gehört dem Bund deutscher Gästeführer an. Er kennt die Stadt, ihre Gastronomie, Hotels – die er auch immer wieder gerne selbst zum genießen aufsucht.
Er ist Wegewart des ›Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald‹ und somit auch in der Natur zuhause. Aber auch mit den Speziälitäten des Odenwaldes sind ihm bestens vertraut. Wo gibt es den besten Kuchen, die beste Wurst oder das beste Brot?
zu Antje Vollmer:
Antje Vollmer ist zertifizierte Gästeführerin für Erbach, Michelstadt, Amorbach, Miltenberg, wo Sie auch die Sonderführungen Einhardsbasilika in Steinbach, Abteikirche Amorbach, Englischer Garten Eulbach anbietet.
Sie kommt aus Würzberg, ist also eine „eingeborene“ Odenwälderin, was ihre Leidenschaft für die Odenwälder Geschichte und die Menschen darin erklärt. Spannung, Kurzweil und historischer Hintergrund - das sind die Markenzeichen ihrer Führungen.
Für die „Süffisante“ wirkt sie aus dem Hintergrund und unterstützt Rudi Hoffmanns Eigenkreation nach Möglichkeit und Anlass.