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BUND: Geplantes Gewerbegebiet Bad König gefährdet Naturschutzgebiet

Nördlich der Bundesstraße 45 plant die Stadt Bad König hier ein neues Gewerbegebiet. Nach Ansicht des BUND mit weitreichenden Folgen. Foto: BUND Odenwaldkreis

BAD KÖNIG. - In der vergangenen Woche endete die erste frühzeitige Bürgerbeteiligung zu einem neuen großen Bauprojekt in Bad König, erklärt der BUND Odenwaldkreis in einer Pressemitteilung.

Die bisher unbebaute Fläche zwischen B45 und der nördlichen Bahnlinie soll nach dem Willen der Stadtverordneten als Gewerbegebiet ausgewiesen werden. Angeblich seien anders die Flächenwünsche von einheimischen Betrieben nicht mehr zu befriedigen, heißt es in der Begründung zur Planung.

Der BUND-Odenwald hat sich mit einer Stellungnahme daran beteiligt und sieht das angrenzende Naturschutzgebiet ‚Bruch von Bad König und Etzen-Gesäß‘ in Gefahr.

Dieses Naturschutzgebiet – es zähle zu den größten im Kreis – habe den Schutz von Orchideen und Pflanzengesellschaften, die nur auf nassen Wiesen in der Talaue vorkommen, zum Inhalt. Über Jahrzehnte sei das Gebiet vom ehrenamtlichen Naturschutz in Person des Orchideenspezialisten Karl Rapp betreut worden.

Bis heute hätten sich auf den Wiesen in der Mümlingaue diese Pflanzen – mit abnehmender Tendenz infolge der allgemeinen Veränderungen der Umwelt – halten können.

„Die Stadtverordneten haben nun Anlauf genommen, nördlich und in Wasserfließrichtung oberhalb dieses Schutzgebietes ein Gewerbegebiet zwischen B45 und der Bahnlinie einzurichten. 74.000m² werden der Landwirtschaft verloren gehen, Die Bauflächen werden 59.000m² groß – das sind fünfeinhalb Fußballfelder. Es sollen 142.000m² neue Gebäudefläche entstehen.“

Der BUND befürchtet durch die geplanten Baumaßnahmen für Straßen und Kanalisation eine Absenkung des Grundwasserspiegels, der zur Zeit bis etwa 1,3m unter der Geländeoberfläche ansteht.

BUND-Sprecher Harald Hoppe „Die Stadt plant damit die gezielte Trockenlegung des Naturschutzgebietes. Damit werden die unter Naturschutz stehenden Pflanzen unwiederbringlich verloren gehen. Auch der westlich der Bahnlinie aktive Biber wird unter der Absenkung zu leiden haben und möglicherweise abwandern.“

Auch der Status der anerkannten Heilquellen sei durch die Planung in Gefahr. Um die Wasserqualität nicht zu gefährden seien Erdarbeiten nur bis 2m Tiefe zulässig – was aber bereits in den Grundwasserkörper eingreife.

Die erfahrungsgemäß tieferen Kanalbauarbeiten würden zu einer weiteren Trockenlegung führen. Die einzubauenden Chemikalien zur Verfestigung des Untergrundes würden ebenfalls Auswirkungen haben, die die Planung bislang nicht untersuche.

Der Umweltverband fordert die Stadt auf, diese möglichen Auswirkungen ihres Projektes auf das Naturschutzgebiet im Detail untersuchen zu lassen. Die Begründung der Stadt, ein neues Gewerbegebiet sei erforderlich, hält der Verband für nicht korrekt.

Hoppe: „Die Stadtverordneten haben – ohne Not – in Etzen-Gesäß ein Gewerbegebiet in ein Wohngebiet umgewandelt – ein weiteres Gebiet steht dort leer. In Zell schaut die Stadtverwaltung seit Jahrzehnten untätig zu, wie die Erfordernisse des Naturschutzes in den Gewerbegebietsplänen ignoriert werden. Wir haben keine Hofnung auf die gesetzlich gebotene gerechte Abwägung des Naturschutzes im Planungsprozess durch die Stadtverordneten.“

Der BUND hatte zur Verwaltungspraxis in Bad König vor einem Jahr Feststellungen veröffentlicht, wonach Festsetzungen zum Naturschutz in Bad Königs Bebauungsplänen in den letzten 20 Jahren eher ignoriert als realisiert worden seien.

Bis heute habe die Stadt dieser Schlamperei keinen Riegel vorgeschoben – eine Reaktion der Stadtverordnetenversammlung auf diesen Zustand sei nicht bekannt. Der BUND bezeichnet die Planungspraxis von Bad König daher als „ungesetzlich und naturfeindlich“.