NEWS

Spannender Erfahrungsaustausch bei Cittaslow-Herbsttagung

Michelstadt war kürzlich gastgebende Kommune für die dreitägige Cittaslow-Herbsttagung, zu der Vertreterinnen und Vertreter von 14 Mitgliedskommunen aus ganz Deutschland angereist waren. Foto: Pressedienst Michelstadt

MICHELSTADT. - Zwei Mal im Jahr treffen sich die Mitglieder aus Deutschland, die der internationalen Städtevereinigung Cittaslow angehören, zu einem Erfahrungsaustausch und um ihren Vereinsregularien nachzukommen.

Gastgeber der diesjährigen Herbsttagung, die vom 25. bis 27. September stattgefunden hat, war Michelstadt. Der Vorsitzende von Cittaslow Deutschland, Manfred Dörr, aus dem rheinlandpfälzischen Deidesheim, Bürgermeister Dr. Tobias Robischon sowie Vertreter der sechsköpfigen Lenkungsgruppe von Cittaslow Michelstadt hießen am ersten Abend der Vertreter aus 14 Mitgliedskommunen aus ganz Deutschland im Stadtmuseum in Michelstadt willkommen.

Die Lenkungsgruppe hatte ein umfangreiches Begleitprogramm zusammengestellt, das von einer Stadtführung und einer geführten Besichtigung der Synagoge mit dem dort ansässigen jüdischen Museum ergänzt wurde.

An beiden Abenden versammelten sich Gäste und Gastgeber zum ungezwungenen persönlichen Austausch in gemütlicher Runde, zu der in zwei ausgewählten Restaurants der Stadt kulinarische Köstlichkeiten aus der Odenwälder Küche auf die Teller kamen.

Zum Begrüßungsabend: Was für Michelstadt die Biene ist, dafür steht bei der internationalen Vereinigung der lebenswerten Städte Cittaslow die Schnecke. Hier die fleißige Imme, dort ein Kriechtier, das sich „bewusst und nachhaltig auf den Weg macht“, wie Manfred Dörr es kurz und knapp zutreffend beschrieb.

Bildhaft betrachtet, spielten sich an allen drei Tagen die bevorzugten tierischen Sympathieträger dank ihrer positiven Eigenschaften die Bälle zu.

Die Tagung ging weit über den vermeintlichen Symbolcharakter hinaus. In Sachen Lebensqualität, Entschleunigung und Nachhaltigkeit, so die wichtigsten Kriterien, bestand ein großes Bedürfnis nach Austausch und gegenseitigem Lernen.

Der Beitritt Michelstadt im Jahr 2018 war auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Stephan Kelbert erfolgt, der sich über ein Wiedersehen im Kreise der inzwischen auf 25 Städte und Gemeinden gewachsenen Gruppe der deutschen Sektion von Cittaslow freute.

In seiner Begrüßung lobte sein Nachfolger: „Cittaslow lebt vom besonderen Charme seiner Städte. Jede Stadt ist auf ihre gewisse Art einzigartig.“

Für die Lenkungsgruppe erläuterte der Erste Stadtrat Roger Tietz Ziel und Zweck von zwei städtebaulichen Förderprogrammen, über die im Wesentlichen bereits zuvor ausgearbeitete Projektziele der lokalen Cittaslow-Vertretung auf den Weg gebracht werden.

Finanziert wird darüber auch ein Handels- und Gastronomiekonzept, das Sophie May von der Agentur Stadtmanufaktur (Hamburg) erläuterte.

Wie gut Biene und Schnecke zusammenpassen, stellte Stadtrat und Mitglied der Lenkungsgruppe Maximilian Promny unter Beweis. Zusätzlich zur bekannten Anstecknadel mit der orangefarbenen Schnecke, die auf ihrem Rücken die Umrisse einer Kleinstadt trägt, verteilte er auf Holzklammern befestigte Bienen in den Farben der Stadt.

Dabei handelt es sich um handgefertigte Miniaturen. Entstanden sind diese im Atelier Große Gasse, das von drei Absolventen der Berufsfachschule Holz-Elfenbein geführt wird. Diese aus Werkstatt und Laden bestehende Besonderheit geht auf eine Idee von Cittaslow zurück.

Was unter der Fahne von Cittaslow Michelstadt so alles bereits auf den Weg gebracht wurde und woran derzeit gearbeitet wird, war Gegenstand von mehreren Vorträgen.

Burkhardt Klose vom städtischen Grünamt stellte die geologische wie klimatische Bedeutung des Grüngürtels „Gräsig“ am östlichen Stadtrand von Michelstadt vor.

Dieses Gebiet stellt zehn Prozent der ursprünglichen Muschelkalkfläche im Erbach-Michelstädter Graben. Erhalt und Pflege dieser Flächen aus Kalkmagerrasen mit seiner einzigartigen Flora und Fauna entsprechen den Zielen von Cittaslow in Bezug auf eine nachhaltige Umweltpolitik.

Ergänzt wurden die Informationen zu den Plänen des auf zwölf Jahre angelegten Nutzungs- und Entwicklungskonzept des Gräsighangs von den beiden Stadträten Tietz und Promny sowie vom früheren Stadtrat Jürgen Zinn.

Wie junge Menschen sich mit dem sensiblen Thema vertraut machen, wurde beim Vortrag von Lars Weyrauch deutlich. Der Biologielehrer am städtischen Gymnasium entwickelte mit Schülerinnen und Schülern eine interaktive Lehrwanderung für Kinder, die virtuelle Schnitzeljagd „Mibee im Gräsig“. Zum Abschluss stattete Honigkönigin Lea I. vom Imkerverein den Gästen einen Besuch ab.