Büro statt Klassenzimmer: 19 Schüler lernen Landratsamt kennen
Großes Interesse am Girls‘-and-Boys‘-Day 2017 in der Odenwälder Kreisverwaltung in ErbachODENWALDKREIS / ERBACH. - Muriel Volk Jarillo und Catharina Bäcker haben viele Fragen rund um das kleine Elektroauto, an dem sie gemeinsam mit Frank Slawik stehen. Wie funktioniert der Wagen? Verbraucht er, so wie ein Smartphone, mehr Strom, wenn es sehr kalt ist? Gibt es noch andere Arten umweltfreundlich fahrender Autos – oder das, wie Muriel sagt, „perfekte Auto für die Zukunft“?
Die beiden 13 Jahre alten Schülerinnen vom Gymnasium Michelstadt interessieren sich aber nicht nur für das Fahrzeug, sondern auch für den Klimaschutz generell. „Das ein wichtiges Thema im Alltag“, sagt Muriel.
„Wir müssen uns darum kümmern, das ist schließlich unsere Zukunft“, fügt Catharina hinzu. Mit Frank Slawik und seinem Kollegen Eric Maercker haben sie an diesem Vormittag die richtigen Gesprächspartner: Die arbeiten im Klimaschutzmanagement des Odenwaldkreises und seiner 15 Städte und Gemeinden. Sie sind viel unterwegs. Dazu nutzen sie auch das Elektroauto, das sie den beiden Schülerinnen vorstellen.
Muriel und Catharina müssen an diesem Vormittag nicht in der Schule sein. An diesem Girls‘-and-Boys‘-Day können die beiden Gymnasiastinnen in die Berufswelt hineinschauen. Außer ihnen nutzen 17 weitere Schülerinnen und Schüler aus dem Odenwaldkreis die Gelegenheit, Abteilungen des Landratsamts kennenzulernen.
Das Klimaschutzmanagement ist zum ersten Mal dabei. Maercker und Slawik wissen auf jede Frage eine Antwort – so wie ihre Kolleginnen und Kollegen in den anderen neun beteiligten Abteilungen der Behörde.
16 Schülerinnen und Schüler waren im Landratsamt in Erbach zu Besuch und erfuhren nicht nur viel über den Klimaschutz, sondern auch über die Arbeit der Bauverwaltung, des Ausländeramts und des Job-Centers oder machten sich im Rechtsamt, in der Zulassungsstelle, in der Abteilung für Öffentliche Sicherheit und Ordnung sowie bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Sozialen Sicherung und bei der Tochtergesellschaft „Integration in Arbeit“ kundig.
Drei weitere Schülerinnen und Schüler waren in der Abteilung Dorf- und Regionalentwicklung zu Gast, die zusammen mit anderen Fachgebieten ihren Sitz in Reichelsheim hat. Das Interesse, am Girls‘-and-Boys‘-Day ins Landratsamt zu gehen, war in diesem Jahr so groß wie noch nie.
Zum Auftakt ermunterte der Erste Kreisbeigeordnete Oliver Grobeis die Schülerinnen und Schüler dazu, den Tag zu nutzen, um sich über die Berufswahl klarer zu werden – gleich, ob sie eines Tages das Landratsamt für eine Ausbildung in Betracht zögen oder nicht.
„Ihr habt viele Möglichkeiten, gerade im Odenwaldkreis. Es gibt auch viele Betriebe, die auf Euch warten“, sagte Grobeis, der auch für die Schulen im Kreis verantwortlich ist. Er riet dazu, sich viele Gedanken über einen Ausbildungsplatz oder ein Studium zu machen. „Wer eine Berufsvorbereitung abbricht, verliert viel Zeit.“
Auch Petra Karg, die Gleichstellungsbeauftragte des Odenwaldkreises, freute sich über das große Interesse an der Arbeit in der Behörde und erinnerte an den Ursprung des Girls‘-and-Boys‘-Days, an dem Mädchen Einblicke in typische Männerberufe bekommen und Jungen sich über mehrheitlich von Frauen ausgeübten Berufe informieren können.
Der Verwaltungsleiter im Landratsamt, Oliver Kumpf, warb bei den Schülerinnen und Schülern für eine Beschäftigung im Öffentlichen Dienst. Ein wichtiges Argument ist für ihn die hohe Arbeitsplatzsicherheit. „Außerdem bieten wir mehr als 100 Arbeitszeitmodelle, zum Beispiel für Mütter oder Beschäftigte, die Angehörige pflegen.“
Das könnten viele Unternehmen so nicht bieten. Und er nutzte die Gelegenheit, um mit einem Vorurteil aufzuräumen: „Die Tätigkeit im Amt ist viel abwechslungsreicher als mancher meint.“ Kumpf ermunterte die Schülerinnen und Schüler, ein mehrtägiges Praktikum in der Behörde zu machen.
Ob Muriel Volk Jarillo und Catharina Bäcker einmal im Landratsamt arbeiten werden? Das wissen sie noch nicht. Catharina sieht ihre berufliche Zukunft eher im künstlerischen Sektor, im Gesang oder im Schauspiel.
Muriel kann sich vorstellen, Architektur zu studieren. „Aber auch dafür passt der heutige Tag gut“, sagt Eric Maercker vom Klimaschutzmanagement. Schließlich sei energieeffizientes Bauen ein wichtiges Thema für Architekten.
Hintergrund: Die Wege zu einem Beruf im Landratsamt des Odenwaldkreises sind unterschiedlich: Neben der klassischen Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten, die drei Jahre dauert, gibt es zwei duale Studiengänge. Sieben Semester dauert der Studiengang „Soziale Sicherung, Inklusion, Verwaltung“, der überwiegend online absolviert wird und auf einen Einsatz im Kommunalen Job-Center zielt.
Der Studiengang „Allgemeine Verwaltung“ in der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung in Mühlheim bereitet innerhalb von drei Jahren auf eine gehobene Beamtenlaufbahn vor. Bei den Studiengängen sind bestimmte Zeiten für das Studium beziehungsweise für die Arbeit in der Verwaltung vorgesehen.
Derzeit bereiten sich im Landratsamt 25 Auszubildende auf ihre Berufstätigkeit vor. Zwölf machen eine Lehre als Verwaltungsfachangestellte. Ihr Berufsschulunterricht findet in Darmstadt statt. Sieben haben den dualen Studiengang „Soziale Sicherung, Inklusion, Verwaltung“ belegt, fünf studieren „Allgemeine Verwaltung“. Hinzu kommt ein Bauzeichner. Diesen Ausbildungsgang hält die Behörde bei Bedarf vor, ebenso wie jenen zum Fachinformatiker.
Für Samstag, 20. Mai, lädt das Landratsamt von 9 bis 13 Uhr zu einem „Tag der Ausbildung“ ein, bei dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Auszubildende für Gespräche zur Verfügung stehen.