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Auf vielen Wegen unterwegs in die Welt der digitalen Bildung

Livekommunikation per Videochat gehören am Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis zum Standard, wie Fachlehrerin Sandra Bork (links) und OberstudienrÀtin Sebnem Maier demonstrieren. Foto: BSO

Einsatz von Videokonferenzen, Lern- und ErklÀrvideos, 3D-Druck und Lernplattformen sind am Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis nicht erst seit der Coronakrise Standard

ODENWALDKREIS / MICHELSTADT. - Was haben ein Berufliches Schulzentrum und die Digitalisierung gemeinsam? Sicher, wer von Haus aus junge Menschen auf das breite Spektrum und die damit verbundenen spezifischen Anforderungen der Berufs- und Arbeitswelt vorbereitet, muss sich daran messen lassen, mit dem stets aktuellen Stand des technischen Fortschritts mitzuhalten.

Im Fall des Beruflichen Schulzentrums Odenwaldkreis (BSO) in Michelstadt zeichnet sich bei genauer Betrachtung eine Vielfalt an Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten ab.

An keinem anderen Schulstandort ist die Bandbreite so groß: Am BSO werden rund 1000 Vollzeit- (Berufliches Gymnasium und vom Hauptschulabschluss bis hin zur Allgemeinen Hochschulreife und zur beruflichen Weiterbildung mit Fachschulabschluss) und 650 TeilzeitschĂŒler (Berufsschule in zehn Berufsfeldern und 38 Ausbildungsberufen) auf verschiedenen Wegen ausgebildet beziehungsweise fĂŒr universitĂ€re und HochschulstudiengĂ€nge qualifiziert.

Hinzu kommen 300 MittelstufenschĂŒlerinnen und -schĂŒler, die einmal in der Woche von ihren Standortschulen in Michelstadt (Theodor-Litt-Schule) und Otzberg-Lengfeld (Otzbergschule) fĂŒr einen Praxistag an das BSO wechseln.

„Digitalisierung ist nicht nur allgegenwĂ€rtig, sondern ebenso breit aufgestellt und in seinen Einsatzmöglichkeiten flexibel, wie das Schulangebot selbst“, macht Schulleiter und GeschĂ€ftsfĂŒhrer der AÖR, Oberstudiendirektor Wilfried Schulz, deutlich, dass am BSO auf digitalem Weg Lehr- und Lerntechniken zum Einsatz kommen, lange bevor die Pandemiebedingungen Schulen zum Handeln gezwungen haben, Alternativen zum PrĂ€senzunterricht zu entwickeln.

So richtig an Fahrt aufgenommen hat das Thema im Dezember 2019 mit einem Inputvortrag, den Peter Holnick vom Institut fĂŒr MedienpĂ€dagogik und Kommunikation/Landesfilmdienst Hessen zum Thema „Bildung in der digitalen Welt – die VerĂ€nderung unserer Kommunikation durch digitale Medien“ am Campus gehalten hat.

Daraus erwachsen ist Anfang Februar der PÀdagogische Tag, an dem die 135 Lehrerinnen und Lehrer, SozialpÀdagogen und alle AssistenzkrÀfte der Schule teilgenommen haben.

In 13 Workshops haben sie sich vom Fremdsprachenunterricht ĂŒber neue Medien bis zur digitalen Unterrichtsorganisation mit „One Note“, vom kollaborativen Arbeiten mit SchĂŒlern in „Moodle“ bis zum Lern- und ErklĂ€rvideo vertraut gemacht. Zu kurz kamen auch nicht Themen Wie „Hass und Hetze im Netz“ und Virtuelle RealitĂ€ten.

Stichwort ErklÀrvideo:

Mario Steinbach ist Lehrer im fachpraktischen Unterricht in den holzbearbeitenden Berufen Tischler, Schreiner, Holzbildhauer und Drechsler. Die ersten Produktionen mit dem ErklĂ€rvideo-Format „Simple Show“ hat es bereits vor Corona gegeben.

„Diese Erfahrungen kamen uns sehr zum Vorteil, als zu Beginn der Pandemie die Schulen geschlossen wurden“, sagt der Fachlehrer von der Berufsfachschule Holz und Elfenbein.

Die Trickfilmbox, zwei Kameras, eine Action Cam und ein Videoschnittprogramm gehören lĂ€ngst zur StandardausrĂŒstung. WĂ€hrend des Lockdowns sind ĂŒber 20 Lern- und ErklĂ€rvideos entstanden.

Sie haben das gĂ€ngige Arbeitsmaterial nicht nur ersetzen können, sondern werden auch ĂŒber die Zeit der Schulschließung hinaus ihren festen Platz im Unterricht einnehmen, zieht der PĂ€dagoge eine positive Bilanz.

SchĂŒler können sich ĂŒber eines der beiden an der Schule implementierten Managementsysteme einloggen und sich damit besser auf den Unterricht vorbereiten.

Der Videoeinsatz dient der UnterstĂŒtzung und nicht wenige SchĂŒler erarbeiten sich ĂŒber diesen Weg den fĂŒr sie passenden Zugang zu den Lerninhalten.

Auch fĂŒr Kevin Sommer ist in den Klassen Tischler, Holzbildhauer, Elfenbeinschnitzer und Drechsler der Unterricht mit digitalen Werkzeugen nichts Neues. Um Objekte zu zeichnen, entwerfen und zu entwickeln, wird mit computergestĂŒtzten Designsystemen gearbeitet.

Es folgt, wie in der Industrie, der Einsatz der CAD-FrĂ€se. „Wir arbeiten verstĂ€rkt auch mit additiven Fertigungsmethoden, was umgangssprachlich als 3D-Druck bezeichnet wird“, stellt der PĂ€dagoge vor, dass die Schule mit Industrie 4.0 mithalten kann.

„Smart Factory“, worunter zu verstehen ist, dass Maschinen untereinander in Fertigungsprozessen kommunizieren und Service-Roboter miteinander kooperieren, ist auch in der Schule angekommen.

Zu Coronazeiten haben SchĂŒler der Berufsfachschule Holz und Elfenbein darĂŒber beispielsweise ein Brettspiel hergestellt, ausschließlich auf virtuellem Weg.

Seit drei Jahren haben SchĂŒler der MichelstĂ€dter Fachschule fĂŒr Holz und Elfenbein die Möglichkeit, gleichzeitig ein Studium in Produktgestaltung an der BrĂŒder-Grimm-Berufsakademie in Hanau zu absolvieren.

FĂŒr StudienrĂ€tin Kerstin Jennrich gehört es zum Alltag, SchĂŒler mit Unterrichtsmaterial und Bilder per E-Mail Chat zu versorgen. In der Coronazeit war dies nicht anders.

Dazu stellt sie fest: „WĂ€hrend der Krise gereichte es uns zum Vorteil, dass die Studierenden dabei viel ĂŒber Fotografieren gelernt hatten, zum Beispiel Details und Perspektiven darzustellen.“ Auf diesen Erfahrungen möchte sie aufbauen und den virtuellen Austausch weiterentwickeln.