Niemand zuständig für havariertes Windrad am Hainhaus?
Ein Windrad am Hainhaus „verteilt“ Motoröl: Erst nach einem Hinweis aus der Bevölkerung und von Bürgerinitiativen werden Behörden im Windpark Hainhaus tätig + + + In Rothenberg machen derweil Windkraftgegner mobil gegen die Zerstörung der Natur und Beeinträchtigung von Mensch und TierODENWALD / LÜTZELBACH / ROTHENBERG. - Erst nach einem Hinweis aus der engagierten Bürgerschaft und von Bürgerinitiativen wurden Betreiber und Behörden aktiv, nachdem in der vergangenen Woche an einem der ältesten von neun Windrädern am Hainhaus auf dem Höhenzug zwischen Vielbrunn und Haingrund am Motorkopf massiv Öl ausgetreten war.
Nach Augenzeugenberichten wurde das Öl durch die Windradflügel auch in der umliegenden Fläche „verteilt“, was von den Behörden jedoch bestritten wird, nachdem sich zunächst offenbar niemand zuständig gefühlt habe für diese Havarie.
Auf FACT-Anfrage bestätigte der Pressesprecher des Odenwaldkreises, Stefan Toepfer, lediglich die behördliche Kenntnisnahme: „Es hat einen Schaden durch einen Öl-Austritt gegeben.
Die Untere Wasser- / Bodenschutzbehörde ist sofort nach Kenntnis tätig geworden, war am Dienstag, 21. Januar, gemeinsam mit einem Vertreter der Betreiber-Firma vor Ort und wird prüfen, ob die anstehenden Reinigungsarbeiten sachgemäß umgesetzt wurden.“
Außerdem sei der Behörde ein Schadensbericht vorzulegen. Der Boden sei augenscheinlich nicht verunreinigt gewesen, sagt Toepfer.
Derweil machten am Donnerstag, 23. Januar, in Rothenberg auf Einladung der dort neu gegründeten Bürgerinitiative >proNatur< zahlreiche Initiativen aus dem gesamten Odenwald mobil, um sich gegen weitere geplante Windindustrieanlagen zu wehen (siehe dazu auch FACT-Bericht unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews).
In ganz Rothenberg sind mittlerweile zahlreiche Transparente mit „Nein“ aufgehängt. Der Widerstand gegen diese Rotoren ist in Rothenberg inzwischen sehr stark zu spüren.
Der frühere Odenwälder Landrat Horst Schnur dankte im Verlauf der Demonstration der neugebildeten Bürgerinitiative für ihren kraftvollen Auftritt und wünschte Ausdauer und Zuversicht.
„Auch wenn die Projektierer ihre Veranstaltung mit den potentiellen Verpächtern nun kurzfristig Grundstückseigentümern abgesagt haben, ist es erforderlich, wachsam zu bleiben gegen die geplante Landschafts- und Naturzerstörung auf der bewaldeten Höhe.
Der Widerstand gegen die Rotoren ist im öffentlichen Interesse und zum Schutz des Gemeinwohls weil die Lebensqualität und die Gesundheit der Einwohner in Gefahr sind.“
Zudem wisse man, dass nach den hydrogeologische Erkenntnissen, die geplanten Eingriffe in den Boden des kluftenreichen Sandsteingebirges durch gigantische Betonbauwerke auf absehbare Zeit zu Veränderungen in der Wasserführung und zu Beeinträchtigungen des lokalen Wasserhaushalts und der Trinkwasserversorgung gefährden.
Um einen bis zur Rotorenspitze 250 Meter hohen und 4.000 Tonnen schweren Koloss einer Windindustrieanlage tragen zu können, werden runde Fundamente von 1.500 Kubikmeter Beton, die mit 180 Tonnen Stahl armiert sind, in bis zu 10 Meter tiefe Gruben verfüllt und der Waldboden bis zu 7.000 Tonnen verdichtet.
Schnur wies darauf hin, dass es vermutlich nach 20 Jahren nach Abschreibung und Abnutzung der Windindustrieanlagen zu einem Rückbau kommen werde und für den Fall, dass das Betreiberunternehmen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bestehe, die hohen Rückbaukosten zulasten der Grundstückseigentümer gehen.
„Allgemein wird auch ein Verlust der Werthaltigkeit der privaten Immobilien in der Nähe der Windindustrieanlagen verzeichnet.“
Auch der für die Odenwaldregion wichtige Wirtschaftsfaktor des Tourismus würde empfindlich leiden, weil niemand in einer mit Rotoren zugepflasterten Industrielandschaft Urlaub machen wolle.
„Von den riesigen Rotoren gehen niederfrequente Infraschallwellen aus, auf die manche Menschen äußerst sensibel mit Schlaflosigkeit bis hin zu Herzrhythmusstörungen reagieren.“
Der Odenwald gelte bekanntermaßen als extremes Schwachwindgebiet, in dem sogenannter „Zappelstrom“ nur mit hohen Subventionen für Windstrom produziert werden kann wenn der Wind weht und daher durch die Vorhaltung von Schattenkraftwerken in der Netzstabilität gestützt werden müsse.
„Daher kommt es zu Zukauf von Atomstrom aus Frankreich und Kohlestrom aus Polen. Letztlich trägt die Zerstörung der Wälder durch Windindustrie, die gerade im Odenwald in hohem Maße CO2 binden, keinesfalls zum Klimaschutz bei!“
Schließlich werde das Geld, das für Errichtung von Windkraftanlagen den Waldbesitzern angeboten wird, über die Stromrechnung von allen Stromkunden eingezogen.
Demzufolge müssten die Nachbarn die Pachteinnahmen mitbezahlen, was zu gesellschaftlichen Spaltungen führe, wenn das vertraute Heimatgefühl durch die Zerstörung der Odenwaldlandschaft genommen wird.
„Wie die Betreiber der Rotoren mit der Wahrheit umgehen, zeigt sich gegenwärtig an der Havarie des Winterrades am Hainhaus, wo in erheblicher Menge Getriebeöl ausgetreten ist und die Tatsache in Verbindung mit dem Regierungspräsidium heruntergespielt wird, während Bürgern in vergleichbaren Fällen mit Strafverfolgung gedroht wird.“
Dies zeige die Interessenverflechtung von Windradbetreibern und aktueller Landespolitik und behördlicher Toleranz, was unverständlich ist und von den Bürgerinitiativen nicht hingenommen werden dürfe.
„Sofern es ein wirtschaftliches Interesse gibt, beruht dies ausschließlich auf die von den Bürgern aufgebrachte Subvention in Milliardenhöhe. Wo viel Geld im Spiel ist, ist immer mit Lug und Betrug zu rechnen.“
In diesem Sinne fordern die Vertreter der Bürgerinitiative auf, den Anfängen zu wehren und die Entscheidung für eine Unterschrift unter einem entsprechenden verlockenden Pachtvertrag zu überdenken.
Die Landschaftszerstörung und der ignorierte Artenschutz durch ausschließlich subventionierte Windindustrie im waldreichen und windschwachen Odenwald wird nach Auffassung der Bürgerinitiative Gegenwind keinen Beitrag leisten zum propagierten, menschengemachten Klimaschutz.
„Der in Hessen als 60 % Flächenanteil waldreichster Landkreis Odenwald ist auch für den verdichteten und schadstoffproduzierenden Ballungsraum eine gigantische CO2 Senke ohne Finanzausgleich etwa im Sinne des Emissionshandels.
Die Entnahme einer Leistung ohne Wertausgleich entspricht den Prinzipien eines Regionalkolonialismus. Der ländliche Raum des Odenwaldes leistet für den Klimaschutz einen höheren Beitrag als die Verdichtungsräume, in denen die erzeugte Energie verbraucht wird!“
Es bleibe zu hoffen, dass die Vertreter in der Kommunalpolitik der Stadt Oberzent die Argumente erkennen und ihre bisher gefassten Beschlüsse weiterhin bekräftigen würden, sagte Schnur abschließend.