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Niemand zustĂ€ndig fĂŒr havariertes Windrad am Hainhaus?

Massiver Ölaustritt an einem von ...

... insgesamt neun WindrÀdern am ...

... Hainhaus gibt Anlass zur Sorge. Fotos: Hans-Joachim BĂŒchs

Derweil regt sich in Rothenberg heftiger Gegenwind gegen projektierte weitere dreizehn Windkraftanlagen auf dem Höhenzug zwischen Rothenberg und Beerfelden. Foto: Vera Krug

Ein Windrad am Hainhaus „verteilt“ Motoröl: Erst nach einem Hinweis aus der Bevölkerung und von BĂŒrgerinitiativen werden Behörden im Windpark Hainhaus tĂ€tig + + + In Rothenberg machen derweil Windkraftgegner mobil gegen die Zerstörung der Natur und BeeintrĂ€chtigung von Mensch und Tier

ODENWALD / LÜTZELBACH / ROTHENBERG. - Erst nach einem Hinweis aus der engagierten BĂŒrgerschaft und von BĂŒrgerinitiativen wurden Betreiber und Behörden aktiv, nachdem in der vergangenen Woche an einem der Ă€ltesten von neun WindrĂ€dern am Hainhaus auf dem Höhenzug zwischen Vielbrunn und Haingrund am Motorkopf massiv Öl ausgetreten war.

Nach Augenzeugenberichten wurde das Öl durch die WindradflĂŒgel auch in der umliegenden FlĂ€che „verteilt“, was von den Behörden jedoch bestritten wird, nachdem sich zunĂ€chst offenbar niemand zustĂ€ndig gefĂŒhlt habe fĂŒr diese Havarie.

Auf FACT-Anfrage bestĂ€tigte der Pressesprecher des Odenwaldkreises, Stefan Toepfer, lediglich die behördliche Kenntnisnahme: „Es hat einen Schaden durch einen Öl-Austritt gegeben.

Die Untere Wasser- / Bodenschutzbehörde ist sofort nach Kenntnis tĂ€tig geworden, war am Dienstag, 21. Januar, gemeinsam mit einem Vertreter der Betreiber-Firma vor Ort und wird prĂŒfen, ob die anstehenden Reinigungsarbeiten sachgemĂ€ĂŸ umgesetzt wurden.“

Außerdem sei der Behörde ein Schadensbericht vorzulegen. Der Boden sei augenscheinlich nicht verunreinigt gewesen, sagt Toepfer.

Derweil machten am Donnerstag, 23. Januar, in Rothenberg auf Einladung der dort neu gegrĂŒndeten BĂŒrgerinitiative >proNatur< zahlreiche Initiativen aus dem gesamten Odenwald mobil, um sich gegen weitere geplante Windindustrieanlagen zu wehen (siehe dazu auch FACT-Bericht unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews).

In ganz Rothenberg sind mittlerweile zahlreiche Transparente mit „Nein“ aufgehĂ€ngt. Der Widerstand gegen diese Rotoren ist in Rothenberg inzwischen sehr stark zu spĂŒren.

Der frĂŒhere OdenwĂ€lder Landrat Horst Schnur dankte im Verlauf der Demonstration der neugebildeten BĂŒrgerinitiative fĂŒr ihren kraftvollen Auftritt und wĂŒnschte Ausdauer und Zuversicht.

„Auch wenn die Projektierer ihre Veranstaltung mit den potentiellen VerpĂ€chtern nun kurzfristig GrundstĂŒckseigentĂŒmern abgesagt haben, ist es erforderlich, wachsam zu bleiben gegen die geplante Landschafts- und Naturzerstörung auf der bewaldeten Höhe.

Der Widerstand gegen die Rotoren ist im öffentlichen Interesse und zum Schutz des Gemeinwohls weil die LebensqualitĂ€t und die Gesundheit der Einwohner in Gefahr sind.“

Zudem wisse man, dass nach den hydrogeologische Erkenntnissen, die geplanten Eingriffe in den Boden des kluftenreichen Sandsteingebirges durch gigantische Betonbauwerke auf absehbare Zeit zu VerĂ€nderungen in der WasserfĂŒhrung und zu BeeintrĂ€chtigungen des lokalen Wasserhaushalts und der Trinkwasserversorgung gefĂ€hrden.

Um einen bis zur Rotorenspitze 250 Meter hohen und 4.000 Tonnen schweren Koloss einer Windindustrieanlage tragen zu können, werden runde Fundamente von 1.500 Kubikmeter Beton, die mit 180 Tonnen Stahl armiert sind, in bis zu 10 Meter tiefe Gruben verfĂŒllt und der Waldboden bis zu 7.000 Tonnen verdichtet.

Schnur wies darauf hin, dass es vermutlich nach 20 Jahren nach Abschreibung und Abnutzung der Windindustrieanlagen zu einem RĂŒckbau kommen werde und fĂŒr den Fall, dass das Betreiberunternehmen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bestehe, die hohen RĂŒckbaukosten zulasten der GrundstĂŒckseigentĂŒmer gehen.

„Allgemein wird auch ein Verlust der Werthaltigkeit der privaten Immobilien in der NĂ€he der Windindustrieanlagen verzeichnet.“

Auch der fĂŒr die Odenwaldregion wichtige Wirtschaftsfaktor des Tourismus wĂŒrde empfindlich leiden, weil niemand in einer mit Rotoren zugepflasterten Industrielandschaft Urlaub machen wolle.

„Von den riesigen Rotoren gehen niederfrequente Infraschallwellen aus, auf die manche Menschen Ă€ußerst sensibel mit Schlaflosigkeit bis hin zu Herzrhythmusstörungen reagieren.“

Der Odenwald gelte bekanntermaßen als extremes Schwachwindgebiet, in dem sogenannter „Zappelstrom“ nur mit hohen Subventionen fĂŒr Windstrom produziert werden kann wenn der Wind weht und daher durch die Vorhaltung von Schattenkraftwerken in der NetzstabilitĂ€t gestĂŒtzt werden mĂŒsse.

„Daher kommt es zu Zukauf von Atomstrom aus Frankreich und Kohlestrom aus Polen. Letztlich trĂ€gt die Zerstörung der WĂ€lder durch Windindustrie, die gerade im Odenwald in hohem Maße CO2 binden, keinesfalls zum Klimaschutz bei!“

Schließlich werde das Geld, das fĂŒr Errichtung von Windkraftanlagen den Waldbesitzern angeboten wird, ĂŒber die Stromrechnung von allen Stromkunden eingezogen.

Demzufolge mĂŒssten die Nachbarn die Pachteinnahmen mitbezahlen, was zu gesellschaftlichen Spaltungen fĂŒhre, wenn das vertraute HeimatgefĂŒhl durch die Zerstörung der Odenwaldlandschaft genommen wird.

„Wie die Betreiber der Rotoren mit der Wahrheit umgehen, zeigt sich gegenwĂ€rtig an der Havarie des Winterrades am Hainhaus, wo in erheblicher Menge Getriebeöl ausgetreten ist und die Tatsache in Verbindung mit dem RegierungsprĂ€sidium heruntergespielt wird, wĂ€hrend BĂŒrgern in vergleichbaren FĂ€llen mit Strafverfolgung gedroht wird.“

Dies zeige die Interessenverflechtung von Windradbetreibern und aktueller Landespolitik und behördlicher Toleranz, was unverstĂ€ndlich ist und von den BĂŒrgerinitiativen nicht hingenommen werden dĂŒrfe.

„Sofern es ein wirtschaftliches Interesse gibt, beruht dies ausschließlich auf die von den BĂŒrgern aufgebrachte Subvention in Milliardenhöhe. Wo viel Geld im Spiel ist, ist immer mit Lug und Betrug zu rechnen.“

In diesem Sinne fordern die Vertreter der BĂŒrgerinitiative auf, den AnfĂ€ngen zu wehren und die Entscheidung fĂŒr eine Unterschrift unter einem entsprechenden verlockenden Pachtvertrag zu ĂŒberdenken.

Die Landschaftszerstörung und der ignorierte Artenschutz durch ausschließlich subventionierte Windindustrie im waldreichen und windschwachen Odenwald wird nach Auffassung der BĂŒrgerinitiative Gegenwind keinen Beitrag leisten zum propagierten, menschengemachten Klimaschutz.

„Der in Hessen als 60 % FlĂ€chenanteil waldreichster Landkreis Odenwald ist auch fĂŒr den verdichteten und schadstoffproduzierenden Ballungsraum eine gigantische CO2 Senke ohne Finanzausgleich etwa im Sinne des Emissionshandels.

Die Entnahme einer Leistung ohne Wertausgleich entspricht den Prinzipien eines Regionalkolonialismus. Der lĂ€ndliche Raum des Odenwaldes leistet fĂŒr den Klimaschutz einen höheren Beitrag als die VerdichtungsrĂ€ume, in denen die erzeugte Energie verbraucht wird!“

Es bleibe zu hoffen, dass die Vertreter in der Kommunalpolitik der Stadt Oberzent die Argumente erkennen und ihre bisher gefassten BeschlĂŒsse weiterhin bekrĂ€ftigen wĂŒrden, sagte Schnur abschließend.