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Bau der Fischtreppe am Hammerwehr in Michelstadt gestartet

Symbolischer Spatenstich für den Bau der Fischtreppe: Lothar Heuser vom Ingenieurbüro CDM Smith, Matthias Sottong, WVM-Verbandsgeschäftsführer, Bürgermeister Dr. Tobias Robischon und Tobias Hoffmann, WVM-Verbandsingenieur (von links). Foto: Pressedienst Michelstadt

MICHELSTADT. - Am Hammerwehr hinter dem Michelstädter Rewe-Center sind die Bagger und Lkw angerollt. Mit dem symbolischen Spatenstich, der am 13. August stattgefunden hat, beginnt der Rückbau der Wehranlage zugunsten einer neuen Fischaufstiegsanlage.

Mit der Wasserrahmenrichtlinie des Europäischen Parlamentes aus dem Jahr 2000 hat sich Deutschland verpflichtet, alle Gewässer in einen guten ökologischen und chemischen Zustand zu bringen.

„So ist es auch das Ziel der Umgestaltung am Hammerwehr, die Eigenschaften der Mümling als Lebensraum zu verbessern“, erläutert Michelstadts Bürgermeister Dr. Tobias Robischon.

„Der Fischbestand in der Mümling – allen voran Bachforellen und Äschen – soll dadurch geschützt werden.“

Die neue Fischtreppe ermöglicht den Tieren, zu Laichplätzen oder angestammten Lebensräumen auch entgegen der Fließrichtung der Mümling zu wandern. Über das Wehr war das bisher schwer möglich.

Die bestehende Wehranlage wird größtenteils abgebrochen. Nur ein Teilstück bleibt erhalten, um den dortige Auewaldcharakter nicht zu zerstören.

„Es werden 16 Querriegel über eine Strecke von 66 Meter verteilt eingebaut“, erläutern Matthias Sottong, Verbandsgeschäftsführer des Wasserverbandes Mümling (WVM) und Lothar Heuser vom Ingenieurbüro CDM Smith die Baumaßnahme.

„Im jetzigen Rückstaubereich der Wehranlage wird der Wasserspiegel auf einer Länge von etwa 125 Meter um rund einen halben Meter abgesenkt. An der Grenze zum Naturschutzgebiet schließen sich dann nochmals vier Riegel auf einer Länge von ca. 15 Meter an.“

In der Summe wird der Höhenunterschied der Wasserstände oberhalb und unterhalb der Wehranlage von rund 2,40 Meter dadurch für Fische und andere Wasserorganismen überwindbar. Außerdem wird die Fließgeschwindigkeit der Mümling durch den niedrigeren Wasserspiegel erhöht, was zu einem höheren Sauerstoffgehalt führt.

Durch die Maßnahme werden die bisherigen Teilstücke oberhalb und unterhalb des Wehres zu einem Verbund zusammengeführt, wodurch auch weitere Seitengewässer und damit zusätzliche Laichplätze für die Fische erreichbar werden.

Die Planungs- und Baukosten belaufen sich auf rund 1,3 Mio. Euro, die komplett vom Land Hessen, hier vertreten durch das Regierungspräsidium Darmstadt, getragen werden.

Grund ist, dass die Maßnahme gleichzeitig der Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen dient.

Das Land ist verpflichtet, in diesen Gebieten für einen günstigen Erhaltungszustand zu sorgen. Da das vorliegende Projekt dem FFH-Gebiet „Oberlauf und Nebenbäche der Mümling“ zu Gute kommt, können die Kosten vollständig übernommen werden.

Die Geschichte des Hammerwehrs reicht weit zurück bis ins 16. Jahrhundert. Damals wurde die Anlage gebaut, um die Wasserkraft zum Antrieb von Eisenhämmern für den Bau von Pflügen und Öfen zu nutzen.

Im Laufe der Jahre folgten neue Nutzer, zuletzt die Howard Rotavator, die die Wasserkraft zwischen 1964 bis 1989 für den Bau von Eggen, Pflügen und Ackerfräsen einsetzte. Seitdem findet dort keine energetische Nutzung mehr statt.