Leitung des Odenwälder Gesundheitsamts wieder komplett
Dr. Adrian Brandt neuer Vize-Leiter + + + Corona-Krise beherrscht den ArbeitsalltagODENWALDKREIS / ERBACH. - Mit Dr. Adrian Brandt als dem neuen stellvertretenden Leiter ist das medizinische Führungsduo des Gesundheitsamts wieder vollständig. Der Vierzigjährige hat seinen Dienst am 1. November angetreten.
Die Corona-Krise verlangt sofort seinen ganzen Einsatz, zugleich sucht er aber auch das Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, um sich vorzustellen, und macht sich mit den Strukturen des Gesundheitsamts, der Kreisverwaltung und der Gesundheitsversorgung im Kreisgebiet vertraut.
„Vieles ist natürlich noch neu für mich, aber ich freue mich sehr auf meine Aufgabe.“ Unter Zeitdruck zu arbeiten, macht ihm nichts aus. „Mit Stress umzugehen, gehörte auch zu meiner vorherigen Tätigkeit.“
Zuletzt hatte der Mediziner als Oberarzt die Ambulanz des Instituts für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums in Tübingen geleitet und unter anderem wesentlich an Corona-Hygienekonzepten für die ganze Universität mitgearbeitet. Brandt ist Facharzt für Arbeitsmedizin, Betriebsmedizin und Notfallmedizin.
Dr. Antje Siebel, die kommissarische Leiterin des Gesundheitsamts, ist sehr froh, dass die Stelle mit Dr. Brandt relativ schnell wiederbesetzt werden konnte.
„Ich kann mir die anfallende Arbeit in der Bewältigung der Corona-Krise und der Leitung des Amts nun wieder mit einem versierten Fachkollegen teilen.“
Siebel kennt das Gesundheitsamt sehr gut. Schon seit 1999 arbeitet die gebĂĽrtige LĂĽbeckerin dort und war zuletzt seit 2013 stellvertretende Amtsleiterin und hatte eng mit Amtsleiter Dr. Ulrich Falk zusammengearbeitet.
Weil er Urlaubstage und Ăśberstunden abbaut, ist er bereits nicht mehr im Dienst, wird aber erst Ende Februar offiziell in den Ruhestand gehen. Bis dahin ist Siebel kommissarisch mit der Amtsleitung betraut, danach wird sie diese Stelle auch ganz formell innehaben.
Damit ist ein reibungsloser Übergang gesichert. Siebel ist Fachärztin für Innere Medizin und Notfallmedizin sowie für den Öffentlichen Gesundheitsdienst mit einer Zusatzqualifikation in Betriebsmedizin.
Ihr Medizinstudium absolvierte Siebel in Mainz. Sie war als Internistin in mehreren Kliniken und Arztpraxen tätig, bevor sie zum Gesundheitsamt kam.
Was beide Ärzte sehr schätzen, ist das vielfältige Aufgabenspektrum im Öffentlichen Gesundheitswesen. Derzeit gibt natürlich die Corona-Pandemie den Takt an. Und der ist sehr eng, nicht zuletzt in der Nachverfolgung von Kontaktpersonen von Infizierten.
Das ist wichtig, um Infektionsketten zu unterbrechen, so gut es irgend geht. Gerade dafĂĽr hat der Odenwaldkreis in den vergangenen Wochen neues Personal eingestellt.
Die Einarbeitung übernehmen vor allem schon erfahrene Kolleginnen und Kollegen, aber auch Siebel und Brandt müssen darauf ein Auge haben – gemeinsam mit dem für das Gesundheitsamt zuständigen Hauptabteilungsleiter Bernhard Hering.
„Auch ich freue mich sehr darüber, dass wir einen erfahrenen Arzt als Vize-Leiter unseres Gesundheitsamts gewinnen konnten“, so Hering.
Wie Siebel wohnt Brandt im Odenwald. Er ist in Darmstadt aufgewachsen und hatte die Region vor 19 Jahren verlassen, um zunächst in Würzburg Medizin zu studieren.
Es folgten unter anderem die Facharzt-Ausbildung an der Universität Erlangen-Nürnberg, eine ärztliche Tätigkeit im Gewerbeamt der Regierung von Unterfranken und zuletzt die Oberarzt-Stelle in Tübingen.
Der ausschlaggebende Grund dafür, in den Odenwald zurückzukehren, ist die Nähe zu seinen Eltern und der ganzen Familie. „Meinen Lebensmittelpunkt hier in der Region zu haben, war mir sehr wichtig, wichtiger auch als die Stelle in Tübingen und die damit verbundenen Perspektiven.“
Die freigewordene Stelle im Gesundheitsamt kam ihm gelegen, und er bewarb sich. „Auch das ist für mich ein Karriereschritt, zumal das Öffentliche Gesundheitswesen durch die Corona-Krise massiv an Bedeutung gewinnen wird.“
Bei der Ernennung von Dr. Brandt zum Medizinaldirektor des Odenwaldkreises brachte Landrat Frank Matiaske seine Freude über den Zugewinn zum Ausdruck: „Viele andere Landkreise in Hessen hatten bereits vor Corona Schwierigkeiten, in ihren Gesundheitsämtern die ärztlichen Leitungsstellen zu besetzen.
Ich danke Dr. Brandt sehr herzlich, dass er diesen beruflichen Schritt gegangen ist und wir dadurch, gerade in Zeiten der Pandemie, an den wichtigen ärztlichen Schlüsselstellen keine Personalvakanzen haben.“
Zu den Hauptaufgaben Brandts gehört es aktuell, die von Pflegeheimen und Arztpraxen eingereichten Testkonzepte zu prüfen, damit diese die Antigen-Schnelltests bestellen können, um Personal, Bewohner und deren Besucher beziehungsweise Patienten auf das Corona-Virus testen zu können. Dabei arbeitet er auch mit der neuen Gesundheitsmanagerin des Kreises, Anika Schilder, zusammen.
Auch mit dem nächsten großen Angang, die Corona-Krise zu bewältigen, werden Siebel und Brandt viel zu tun bekommen: der Impfung. Zwar wird darüber derzeit viel gesprochen, die beiden Mediziner raten dennoch zu Geduld.
„Wir müssen warten, bis ein oder mehrere Mittel zugelassen sind und festgelegt ist, nach welchen Prioritäten und in welchen Zentren geimpft werden soll. Wir beobachten die Entwicklung genau.“
So wird die Corona-Pandemie den Alltag der beiden Ärzte und des gesamten Gesundheitsamts noch lange beherrschen – ohne dass andere wichtige Arbeiten liegen bleiben dürfen, zum Beispiel ärztliche Gutachten.
„Darum kümmere ich dann meistens später am Abend“, schildert Siebel, die sehr oft selbst unterwegs ist und Abstriche nimmt oder hilft, enge Kontaktpersonen von Infizierten zu ermitteln.
Richtige Auszeiten gibt es kaum. Beispielsweise war Siebel an ihrem 60. Geburtstag Ende März in einem Pflegeheim und hat von Bewohnerinnen und Bewohnern Corona-Tests genommen. Sie hätte diesen Tag lieber anders verbracht. „Aber was gemacht werden muss, machen wir.“