Nein zu Hass und Hetze
Synode des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald verabschiedet Resolution und spricht sich für neue Kita-Trägerschaft ausODENWALD. - Mit großer Mehrheit hat die Synode des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald bei ihrer Tagung am Freitagabend in Harpertshausen die Resolution „Farbe bekennen für die Demokratie – Gemeinsam für Vielfalt, Toleranz und Solidarität“ verabschiedet.
Zum 1. Januar 2020 geht ein Großteil der Evangelischen Kindertagesstätten in die Trägerschaft des Dekanats. Die Entscheidung über die Verteilung der Pfarrstellen hingegen wurde vertagt.
Der Dekanatssynodalvorstand hatte sich bereits deutlich positioniert, nun hat auch die Synode des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald ein klares Zeichen gesetzt für Demokratie, Vielfalt, Toleranz und Solidarität.
„Ausgrenzung, Hass und Hetze dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben“, heißt es in der Stellungnahme, die das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald gemeinsam mit dem Katholischen Dekanat Dieburg abgibt.
Mit der Resolution reagieren die Dekanate auf die gesellschaftlich-politische Diskussion und die Zunahme rechtspopulistischer Tendenzen. Sie appellieren an alle Menschen, sich bei aller Unterschiedlichkeit fĂĽr ein friedliches Miteinander einzusetzen.
„Wir sind eine Kirche des Wortes, deshalb müssen wir gegen Worte des Hasses aufstehen“, sagte Annette Claar-Kreh, Referentin für gesellschaftliche Verantwortung, beim Einbringen der Resolution.
Präses Dr. Michael Vollmer wies zudem darauf hin, dass das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald an entsprechenden Kundgebungen in Babenhausen, Dieburg und Wiebelsbach teilgenommen habe.
Kirche in der Region erhalten
Weil es kĂĽnftig weniger Pfarrerinnen und Pfarrer und weniger Kirchenmitglieder gibt, passt die Landeskirche die Zahl der Pfarrstellen den Gegebenheiten an. Im
Sollstellenplan des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald sinkt die Anzahl von 35 auf 32,5 Pfarrstellen bis 2024. Welche Parameter fĂĽr die KĂĽrzungen angelegt werden und wo gekĂĽrzt wird, darĂĽber hat die Synode zu entscheiden.
Eine Steuerungsgruppe mit Vertretern aus allen Bereichen des Dekanats hat eine Vorentscheidung getroffen. Diese wurde auf der Synode eingebracht. Demnach wird als alleinige Bemessungsgrundlage die Zahl der Gemeindeglieder gewertet.
Künftig soll es – entgegen der EKHN-Linie, die nur noch halbe und ganze Stellen vorsieht, – auch weiterhin viertel, halbe, dreiviertel und ganze Stellen geben. „Wir wollen, dass Kirche in der Region auch in kleinen und sehr kleinen Gemeinden erhalten bleibt“, sagte Präses Dr. Michael Vollmer.
Weitere Kriterien: Gemeinden, die bis 2019 gekĂĽrzt werden, werden bis 2024 nicht mehr gekĂĽrzt, es gibt keine kurzfristigen Aufstockungen, und fĂĽr Vakanzen richtet das Dekanat eine dreiviertel Springerstelle ein.
In einer rund einstündigen Diskussion wurden die Bedenken und Anregungen der Synodalen gesammelt – zum Beispiel, wie die Stellen attraktiv gestaltet werden können. Diese bearbeitet nun die Steuerungsgruppe bis zur nächsten Synodentagung im Frühjahr 2019.
Dekanat ĂĽbernimmt die Verwaltung der Kitas
Ab 1. Januar 2020 übernimmt das Dekanat die Trägerschaft für einen Großteil der evangelischen Kindertagesstätten. So hat es die Synode am Freitagabend beschlossen.
Durch die „gemeindeübergreifende Trägerschaft“ (GÜT) sollen die Kirchengemeinden von Verwaltungsaufgaben entlastet werden, ohne die inhaltliche Verantwortung abzugeben.
Aktuell seien es zwölf Kirchengemeinden mit 14 Kitas, die sich der GÜT anschlössen – genügend, um einen hauptamtlichen Geschäftsführer und eine Verwaltungskraft einzustellen, erläuterten Andrea Alt, Referentin für Bildung, und Dekan Joachim Meyer. Im nächsten Schritt würden nun die Verhandlungen mit den Kommunen aufgenommen.
Partnerschaftskollekte fĂĽr Austausch mit SĂĽdafrika
In der letzten Entscheidung des Abends stimmten die Synodalen dafĂĽr, die Partnerschaftskollekte 2019 zur Finanzierung des Austauschs mit den Partnergemeinden der Moravian Church in SĂĽdafrika und der gegenseitigen Besuche zu verwenden.
In diesem Jahr war eine sechsköpfige Delegation aus Kapstadt im Dekanat zu Gast. Zudem verbrachte Grant Hendricks seinen siebenmonatigen Freiwilligendienst in den Kirchengemeinden Reichelsheim und Fränkisch-Crumbach.
Silberne Ehrennadel fĂĽr Doris Ehrmann
Vor Beginn der Synodentagung zeichnete Dr. Ulrich Oelschläger, Präses der Landessynode, Doris Ehrmann aus Dieburg mit der Silbernen Ehrennadel aus. Es ist die höchste Ehrung, die die EKHN zu vergeben hat. Doris Ehrmann gehört dem Dekanatsdiakonieausschuss seit dessen Gründung 1974 an.
Mehr als 20 Jahre lang war sie dessen Vorsitzende. Doris Ehrmann ist außerdem in der Diakoniekonferenz vertreten und für das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald als Delegierte in der Mitgliederversammlung der Diakonie Hessen. „Dass die Diakonie zur evangelischen Kirche gehört und das eine ohne das andere nicht zu denken ist, das haben Sie gelebt“, sagte Oelschläger.
Ehrung von Ralf Friedrich und Joachim Meyer
Dekan Joachim Meyer würdigte den Dieburger Ralf Friedrich für seine zehnjährige Prädikantentätigkeit. Friedrich sei ein „Mann der Ideen und Projekte“, so Meyer.
Neben seinem Beruf als Dozent, virtueller Coach und Heilpraktiker mit Schwerpunkt Psychotherapie sei er zudem ehrenamtlicher Notfallseelsorger, Ideengeber des Veranstaltungsformats „Rock the Church“ und des interaktiven Gottesdienstes „5015 – Ruf nach mir“, der seit knapp zwei Jahren aus der evangelischen Friedensgemeinde Eppertshausen live ins Internet gestreamed wird.
Schließlich wurde der Dekan – zu seiner großen Überraschung – selbst gewürdigt. Joachim Meyer ist seit 20 Jahren Dekan, erst im Dekanat Reinheim und seit der Fusion mit dem Dekanat Groß-Umstadt als erster und bislang einziger Dekan des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald.
„Du trägst immer wieder neue Anstöße in unsere Arbeit hinein“, sagte Präses Vollmer, „Du bist Vordenker und Vorreiter, strategischer Denker und Arbeiter, Ideengeber, Moderator, außergewöhnlich zuverlässig und präsent, dazu achtsam.“
Die Andacht vor Beginn der Synode gestaltete Pfarrer Ulrich Möbus, musikalisch begleitet von Dekanatskantor Ulrich Kuhn. „Kirchen sind unverzichtbar, wenn es um den Zusammenhalt der Gesellschaft geht“, sagte der Babenhäuser Bürgermeister Achim Knoke, der an der gesamten Tagung teilnahm, in seinem Grußwort.
Zu Gast war außerdem Dr. Melanie Beiner, seit Mai Leiterin des Dezernats „Kirchliche Dienste“ in der hessen-nassauischen Kirche.
HINTERGRUND
Die Synode ist das regionale Kirchenparlament des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald. Es tagt dreimal im Jahr, besteht aus 75 Personen und vertritt 40 Kirchengemeinden mit rund 56.000 Mitgliedern zwischen Babenhausen und Reichelsheim.