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Wählen, wer die Gemeinde leitet

Pfarrer Bert Rothermel, stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende Elfriede Neubert und Pfarrer Christopher Kloß (von links nach rechts) freuen sich über die Plakataktion, hier in der Erbacher Illigstraße. Foto: Bernhard Bergmann

ODENWALDKREIS / ERBACH. - Man könnte die Aktion plakativ nennen – und das wortwörtlich meinen. Denn die Evangelische Kirchengemeinde Erbach setzt für die Kirchenvorstandswahlen am 13. Juni unter anderem auf großflächige Plakate, auf denen die 14 ehrenamtlichen Kandidatinnen und Kandidaten zu sehen sind, jeweils mit einem kurzen Statement, warum sie sich zur Wahl stellen.

„Zum einen wollen wir natürlich für die Wahl selbst werben, die bei uns nicht zuletzt wegen Corona als allgemeine Briefwahl stattfindet“, sagt Pfarrer Christopher Kloß. Die Gemeindemitglieder sollen unbedingt von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, ermutigt er.

Zum anderen ist es aber auch Werbung für die Kirche und die Kirchengemeinde insgesamt – und nicht zuletzt eine Würdigung des ehrenamtlichen Engagements. Da lassen sich die Erbacher immer mal wieder was Originelles einfallen.

Vor der Kirchenvorstandswahl 2009 etwa fuhr ein großer Betonmischer durch die Straßen der Altstadt – Stichwort „Mitmischen“. Da ging es freilich noch um Kandidatenwerbung.

Die ist inzwischen nicht nur längst abgeschlossen, sondern fiel auch leicht – genügend Männer und Frauen waren gerne bereit, sich in Erbach zur Wahl zu stellen, freut sich Bert Rothermel, neben Christopher Kloß und Dr. Thomas Hoerschelmann einer der drei Pfarrer in der Kreisstadt.

„Unsere Kirchengemeinde ist mit gut 5000 Evangelischen und elf Filialdörfern die größte Gemeinde im Dekanat, und wir richten unsere Arbeit grundsätzlich so aus, dass wir so nah wie möglich bei den Menschen sind und damit in den öffentlichen Raum hineinwirken“, erklärt Kloß sowohl die Idee hinter der Werbeaktion als auch das Engagement vonseiten der Gemeinde.

Alle sechs Jahre entscheiden die Kirchenmitglieder neu über die Vorstände ihrer Gemeinde vor Ort, so wie nun am 13. Juni. Nicht nur in Erbach und nicht nur im Dekanat Odenwald, sondern in der gesamten Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), wird dann gewählt.

Der Kirchenvorstand leitet die Gemeinde und entscheidet geistliche und rechtliche Fragen. Er verwaltet die Finanzen, wählt den Pfarrer oder die Pfarrerin, trägt Mitverantwortung für die Seelsorge und die Gottesdienste, beschließt die Personalangelegenheiten und ist für das Gemeindeleben verantwortlich – gemeinsam mit allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden.

Bei den Kirchenvorstandswahlen sind alle Gemeindemitglieder ab 14 Jahren wahlberechtigt. Entscheidungen im Kirchenvorstand werden demokratisch mit Mehrheit getroffen, jede Stimme hat gleiches Gewicht.

Idealerweise finden sich unter den Vorstandsmitgliedern Menschen aus verschiedenen Alters- und Berufsgruppen wieder, damit die Interessen aller Gemeindemitglieder gut vertreten werden können.

„Gemeinden sind die Grundbausteine der evangelischen Kirche“, heißt es auf der Internetseite meinewahl.de, auf der die EKHN über die Wahlen informiert. Kirchenvorstandswahlen sind ein evangelisches Markenzeichen.

Sie machen deutlich, dass die Leitung der Kirche immer in den Händen vieler Männer und Frauen liegt. In der EKHN legt die Kirchenordnung, eine Art grundlegende Verfassung, diesen Aufbau „von der Basis her“ fest.

Alle Wahlberechtigten haben Briefe mit dem Wahlaufruf bekommen und können entweder am 13. Juni vor Ort im Wahllokal oder per Briefwahl abstimmen, in manchen Gemeinden wie eben in Erbach als allgemeine Briefwahl.

In manchen Gemeinden ist auch eine Online-Wahl möglich. Informationen hierzu finden sich im Brief mit den Wahlunterlagen.

Hintergrund: EKHN

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit ihren rund 1.150 Gemeinden in 29 Dekanaten (Kirchenkreisen) erstreckt sich von Neckarsteinach und Viernheim im Süden bis nach Biedenkopf und Dillenburg im Norden.

Im Westen gehören zur EKHN darüber hinaus Teile von Rheinland-Pfalz, so etwa Rheinhessen und Regionen des Westerwaldes; im Osten reicht die Landeskirche bis zum Vogelsberg.