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KOMMENTAR: Wie „Fakes“ zu Fakten werden

ERBACH. - Martin La Meir, Erbachs Stadtbaumeister, sieht sich ob der mangelhaften Bauausführung und weiterer Versäumnisse, insbesondere auch bei der Einhaltung der Förderrichtlinien zur Sanierung des Erbacher Marktplatzes, heftiger Kritik ausgesetzt.

Entsprechend aggressiv reagierte er am Donnerstagabend im Verlauf der Bürgerversammlung auf Fragen und Zwischenfragen von Erbacher Bürgern.

FACT-Berichten zum Thema, die sich ausschließlich auf Kritik aus den Reihen der Bevölkerung sowie Experten der Qualitätssicherung Pflasterbau in Deutschland und dem Leiter des Kreisbauamtes im Odenwaldkreis, Martin Müller, bezogen (siehe dazu FACT-Bericht unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews) widersprach La Meir und behauptete, diese Aussagen seien „Fakes“, weil so nicht gefallen.

Insbesondere rückte er dabei die Aussage des Kreisbauamtsleiters Müller in den Fokus. Dessen von FACT wörtlich zitierte Aussage, die Stadtverwaltung Erbach sei „über die offenkundigen Mängel informiert, von dort habe er die Mitteilung erhalten, dass Teilbereiche fachgerecht ausgetauscht werden sollen“, bestätigte La Meir in der gleichen Veranstaltung mit dem von ihm festgestellten Unterschied, es habe Mängel gegeben, diese seien jedoch bereits behoben. Somit bleibt höchst klärungsbedürftig, wer hier mit „Fakes“ operiert.

Auch Müllers von FACT wörtlich zitierte Äußerung, „die Verantwortlichen bei der Stadtverwaltung Erbach sind informiert und müssen sich des Risikos bewusst sein, dass sie für mangelhafte Bauausführungen in der Haftung stehen“, ist weder ein Geheimnis, noch Erbach-spezifisch, vielmehr in jeder Gesetzesgrundlage bzw. Fördervoraussetzung nachzulesen. Soviel zum von Martin La Meir zitierten Thema „Fakes“.

Wir erlauben uns an dieser Stelle den Hinweis: Seit Anfang Juli diesen Jahres muss sich der frühere Landrat des Odenwaldkreises Dietrich Kübler (67, ÜWG) bekanntlich in einem Strafprozess vor dem Amtsgericht Michelstadt verantworten. Ihm wird von der Staatsanwaltschaft Darmstadt in der sogenannten Standortmarketingaffäre Untreue im Amt zu Lasten des Odenwaldkreises zur Last gelegt.

Als FACT am 21. Juni 2013 erstmals exklusiv über diese Affäre berichtete, wischte der damalige Landrat vor dem fünf Tage später tagenden Kreistag auf Anfrage des damaligen FDP-Fraktionschefs Moritz Promny die erhobenen Vorwürfe als „Spekulationen eines einzelnen Journalisten“ zurück.

Diese „Spekulationen“, sprich „Fakes“, mutieren aktuell in bisher neun und mindestens drei weiteren Sitzungen des Strafgerichts zu bitteren Facts. Der zehnte, für jedermann öffentlich zugängliche, Termin in diesem Strafprozess folgt am Dienstag, 14. November, ab 9 Uhr, beim Amtsgericht Michelstadt.

Vermutlich wünschen sich Stadtbaumeister La Meir und sein in allen Belangen involvierter Chef, Kreisstadtbürgermeister Harald Buschmann, keine Parallelen zum ersten „Spekulations-Fall“, allerdings würden wir wegen dieser und weiterer gravierender Ungereimtheiten in der Kreisstadt-Führung keine Wetten auf Unversehrtheit abschließen.