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Mehr als 1.100 Unterstützer wollen „Erbacher Marktplatz zu neuem Leben erwecken“

Mehr als 1.100 Unterstützer-Unterschriften - davon rund 350 in digitaler Form - übergab Reinhard Müller (Mitte rechts) in Gegenwart mehrerer Inhaber der rund um den Marktplatz angesiedelten Geschäfte an Erbachs Bürgermeister Dr. Peter Traub.

Eifrige Diskussionen zur Wiederbelebung des Erbacher Marktplatzes führten vor Ort Lasse Hausfeld, Natalie Groth, Michael Eichhorn, Reinhard Müller, Gunther Groth, Bernd und Tobias Dönig und Axel Glenz mit Bürgermeister Dr. Peter Traub (von rechts nach links). Fotos: er

Unterstützer für Anlieger und Geschäftsinhaber zur Kritik an fehlendem Konzept für den Marktplatz wie die gesamte Innenstadt – Bürgermeister Dr. Peter Traub kritisiert undisziplinierte Erbacherinnen und Erbacher

ERBACH. - „Mit Verlaub Herr Bürgermeister, wir wollen diese Situation als Anlieger und Geschäftsinhaber nicht mehr länger hinnehmen. Das haben wir Ihnen ja auch in mehreren Gesprächen bereits bedeutet.“

Mit diesen deutlichen Worten wandte sich Reinhard Müller an Kreisstadtbürgermeister Dr. Peter Traub anlässlich der Übergabe von mehr als 1.100 Unterschriften, die Anlieger des Erbacher Marktplatzes und des Schlossgrabens in den vergangenen zwei Monaten gesammelt hatten.

Marktplatz „als tot empfunden“

Anlieger wie die große Zahl der Unterstützer wollen gleichermaßen die Belebung des Erbacher Marktplatzes, der seit der Sperrung für den Fahrzeugverkehr zu Jahresbeginn 2020 „als tot empfunden“ wird und für Unmut in großen Teilen der Bevölkerung und vor allem bei Anliegern wie Geschäftsinhabern sorgt.

Zur Historie bemühte Müller Wahlkampfaussagen des Bürgermeisters aus dem Jahr 2018. Damals habe Dr. Traub „ein dringend erforderlichen Stadtentwicklungskonzept“, das auch für die Gewährung öffentlicher Mittel unbedingte Voraussetzung ist, und mit den Bürgern entwickelt werden sollte, als „eines der wichtigsten Ziele“ ausgerufen.

Als aktuellen Hinweis fügte Reinhard Müller an, es gebe auch in diesem Jahr wieder ein Förderprogramm des Landes Hessen mit >Zukunft Innenstadt< unter dem Motto „Geben Sie der Zukunft ihrer Innenstadt Raum“.

Bis 300.000 Euro Fördergelder bei entsprechendem Konzept möglich

Bis zu 300.000 Euro können dabei für Projekte in zentralörtlichen urbanen Gebieten gefördert werden. „Bis zum 16. Mai 2022 kann man sich mit entsprechenden Konzepten darum bewerben! Wir hoffen die Stadt macht das – oder hat es bereits gemacht.“

Im vergangenen Jahr seien in Hessen 110 Städte und Gemeinden, „die trotz Pandemie Entwicklungskonzepte erstellt und vorgelegt hatten“, ausgezeichnet und mit insgesamt etwa 27 Millionen Euro gefördert worden.

Unabhängig von solchen Maßnahmen habe der Bürgermeister auch bald nach Amtsantritt einen eigenen Vorschlag mit 10 bis 12 Parkplätzen und Überfahrt des Erbacher Marktplatzes umgesetzt „was von vielen Erbachern begrüßt wurde“.

„Ordnungsamt nicht in der Lage gewesen, Vorschlag des Bürgermeisters umzusetzen“

Leider sei das Ordnungsamt, verstärkt durch eine private Sicherheitsfirma, nicht in der Lage gewesen den Vorschlag des Bürgermeisters ordnungspolitisch umzusetzen, sodass „der Vorschlag gescheitert ist“.

„Daraufhin erfolgte die Entscheidung des Bürgermeisters als Ortspolizeibehörde den Marktplatz komplett für den Fahrzeugverkehr zu sperren. Nach einem Jahr sollte eine Überprüfung der Entscheidung stattfinden. Von dem Ergebnis der Überprüfung hat die Öffentlichkeit bis heute nichts erfahren.“

Versprochenes Stadtentwicklungskonzept lasse weiter auf sich warten

Das angesagte Stadtentwicklungskonzept lasse leider weiter auf sich warten und werde aus unterschiedlichsten Gründen so schnell nicht vorgelegt werden können.

Die Entscheidung des Bürgermeisters, den Marktplatz komplett Fahrzeugfrei zu halten, hätten die betroffenen Anlieger und Geschäftsinhaber schon damals mit „großem Befremden“ zur Kenntnis genommen.

„Es gab – das wissen wir heute genauer – erhebliche Nachteile, zum einen was die Verkehrsbelastung im Schlossgraben und insbesondere die Anfahrt zu den Geschäften und Restaurants betrifft, zum anderen aber auch was die Frequentierung dieses Stadtbereichs insgesamt betrifft.

Der Marktplatz ist schlecht begehbar, und mit dem Auto haben viele Bürger Angst diesen Bereich wegen der unübersichtlichen Verkehrsverhältnisse im Bereich des Marktplatzes anzufahren.“

Nicht nur wenige Betroffene „mucken auf“

Weil es bei den städtischen Protagonisten bisher immer so dargestellt werde, als seien es einige wenige Betroffene aus dem Bereich der Bahnstraße, des Marktplatzes und des Schlossgrabens die hier „aufmucken“ habe man in den vergangenen zwei Monaten eine Unterschriftenaktion gestartet unter dem Motto „Erbacher fordern: Marktplatz zu neuem Leben erwecken“.

Die gut 1.100 Unterstützer bekunden mit ihrer Unterschrift die Initiative der Anliegergemeinschaft „und fordern mit uns als ersten Schritt die Überfahrbarkeit des Marktplatzes und nachfolgend ein vernünftiges Gesamtkonzept für den Marktplatz wie die gesamte Innenstadt.

Insgesamt haben sich weit mehr als 1.100 Erbacher Bürger für unser Ansinnen ausgesprochen. 750 mit Unterschrift, gut 350 Bürger im Internet. Die Befürworter kommen aus allen Bevölkerungsschichten der Kernstadt und den Stadtteilen. Auch das Grafenhaus unterstützt eindringlich diese Forderungen.“

Weil der Bürgermeister als zuständige Ortspolizeibehörde gemäß der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) allein für diese Maßnahme verantwortlich ist, „sind sie zunächst auch unserer einziger Gesprächspartner“, verdeutlichte Reinhard Müller und übergab Dr. Traub die Unterschriftenlisten.

„Eine beeindruckende Zahl, aber was ist mit den anderen“

„Eine beeindruckende Zahl“, nannte Dr. Peter Traub die vorgelegten Unterschriften der Unterstützer. Bei mehr als 10.000 Wahlberechtigten seien dies allerdings nur rund 10 Prozent, „aber was ist mit den anderen“, stellte Traub die rhetorische Frage.

Er habe „die Entscheidung zur Marktplatzsperrung nicht aus Jux und Dollerei getroffen“, sondern sei als zuständiger Ortspolizei-Dezernent dem Gemeinwohl verpflichtet. Der halbjährige Versuch mit zwölf Parktplätzen und Überfahrbarkeit des Marktplatzes sei gescheitert.

„Das lag jedoch nicht am Ordnungsamt der Stadt", sondern sei undiszipliniertenn Erbacher Bürgerinnen und Bürgern geschuldet, „die sich nicht an die Regeln gehalten haben“, konstatierte der Bürgermeister.

Dem Einwand von Natalie Groth, einer anliegenden Geschäftsinhaberin: „deshalb werden wir bestraft?“, entgegnete Traub, ihm erschließe sich der Sinn nicht, „was eine Marktplatzdurchfahrt verbessern“ würde.

„Parken wird’s auf dem Marktplatz nicht mehr geben, weil nicht zu kontrollieren“, stellte der Bürgermeister klar. Ansonsten vereinbarten die Protagonisten „im Gespräch zu bleiben“, und wollen dieses zeitnah und zielorientiert fortsetzen.