Kurzweilige und spannende Unterhaltung beim 3. Science Slam
Philipp Gadow gewinnt mit seiner Demonstration zur Erforschung dunkler MaterieODENWALDKREIS. - Wie bringt man dunkle Materie ans Licht und erhält dafür so viel Beifall wie kein anderer an diesem Abend? Gelungen ist es Philipp Gadow vom Münchner Max-Planck-Institut für Physik, der beim 3. Science Slam Odenwald mit starken Bildern und simplen Vergleichen „Licht ins Dunkel: Die Suche nach dunkler Materie am LH“ gebracht hat.
Die Veranstaltung vom Mittwoch, 21. März, hat dem Club „Unterholz“ in Michelstadt ein volles Haus beschert. Ausrichter war die Odenwald Akademie, die mit der Idee erneut bewiesen hat, dass Wissenschaft keine trockene Angelegenheit sein muss.
Und mit etwas Fantasie und Ideenreichtum lässt sich ihr auch eine gehörige Portion Humor abringen. Auf die Bühne übertragen, nennt sich diese Art der Vorlesung Science Slam.
Mit 150 Besuchern waren alle Sitz- und Stehplätze gefüllt. Das Publikum hatte an den Vorträgen ebenso sein Gefallen wie an den kleinen technischen Pannen, die auf der beengten Bühne mit Bravour gemeistert wurden.
Inhaltlich bot der 3. Science Slam im Kreis ein kurzweiliges und spannendes, ideenreiches und mit präzisen Übertreibungen und Vergleichen bestücktes Unterhaltungsprogramm, in dem der wissenschaftliche Anspruch an Korrektheit und Messbarkeit nicht zu kurz gekommen war.
Jeder der sechs Wissenschaftler, darunter zwei aus dem Odenwald, hatte zehn Minuten Zeit, um dem Publikum sein Thema samt einer teils provokant formulierten Fragestellung oder Behauptung näher zu bringen. Gewonnen hatte, wer den stärksten Beifall erhielt.
Da dies ohne technische Vorkehrung schwer messbar blieb, war im Zweifelsfall das Handzeichen ausschlaggebend. Die erste Wahl fiel auf Philipp Gadow vom Münchner Max-Planck-Institut für Physik, der mit starken Bildern und simplen Vergleichen „Licht ins Dunkel: Die Suche nach dunkler Materie am LH“ brachte.
Die Lösung sei nobelpreisverdächtig, davon war nicht nur der Physiker überzeugt. Überhaupt: Wenn im Universum vier Mal mehr Teilchen unterwegs sind als bisher bekannt, gebe es noch jede Menge zu erforschen.
Aber weshalb sich mit der Quantenfeldtheorie herumschlagen und mit Elementarteilchen wie den W- und Z-Bosonen (Teilchen der schwachen Kernkraft) aufhalten, wenn ein Abflussrohr ausreicht für den einfachen Vergleich mit einem Teilchenbeschleuniger?
Die Demonstration des „Hundebeschleunigers“ erbrachte den Beweis: Das Stofftierchen landete im Publikum und das von der Auszubildenden im Elfenbeinschnitzhandwerk, Laura De Luca Romina, hergestellte Unikat war dem Science Slamer sicher.
Der Preis des Abends wurde von der Berufsfachschule gestiftet. Wilfried Schulz, Schulleiter des Beruflichen Schulzentrums, war nicht nur zur Gratulation, sondern bereits zu Beginn der Veranstaltung auf die Bühne gekommen, um vertretungsweise auch für den Odenwaldkreis und den Ausrichter die Gäste zu begrüßen.
Die weiteren Slamer und Moderator Dr. Alexander Deppert erhielten zum Dank für ihre Beiträge für einen gelungenen Abend Buchgeschenke, bestehend aus Anthologien des Krimi-Schreibwettbewerbs „Mords Energie“ beziehungsweise das Landkreisportrait.
Mit Deppert stand nicht nur ein Poetry Slam Champion auf der Bühne, sondern auch der Erfinder des Science Slam, der die Idee in den Odenwald exportiert hatte.
Auf seine Anregung hin stimmte das Publikum auch über eine mögliche Namensgebung der Veranstaltung ab, die aus ihren Reihen eingereicht worden war. Mit „Science oft the Forest“ setzte sich ein Vorschlag durch, über den die Odenwald Akademie befinden wird.
Am 3. Science Slam Odenwald, der von der Odenwald-Akademie in Zusammenarbeit mit dem Bad Königer Unternehmen Peripherique veranstaltet wurde, haben fünf weitere Wissenschaftler teilgenommen.
Dr. Peter Heiland ist Bauingenieur aus Darmstadt stellte die Frage „What the fuck is Hochwasserrisikomanagement?“ Der Biotechniker Johann Liebeton von der TU Darmstadt unterhielt mit dem Gedanken „Was Sie schon immer über Entengrütze wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten“ und der gebürtige Odenwälder Michel Keller, der derzeit in Paris promoviert, veranschaulichte „Wenn Moleküle Party feiern – Chemie im Dieselmotor“.
Sascha Staubach vom Goethe-Institut Frankfurt beleuchtete den Wert von Heilsteinen aus wissenschaftlicher Sicht und der in Bad König/Etzen-Gesäß geborene Philosoph Martin Weyrauch gab sich zunächst als Neurowissenschaftler aus, um seinem Vortrag „Der neurowissenschaftliche Ursprung des freien Willens“ mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen.