Reichelsheim: Studienfahrt der GAZ-Schüler nach Krakau und Auschwitz
REICHELSHEIM. - Im Rahmen der Wanderwoche, die auch in diesem Jahr unmittelbar vor den Herbstferien stattfand, ging es auch für die gesamte Jahrgangsstufe Q3 der Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim zum letzten Mal vor dem Abitur auf Exkursion.
Als Studienfahrt kommt dieser Exkursion dabei eine besondere Bedeutung zu. Angelehnt an die drei Geschichtstutorien von Holger Zieres, Christoph Haußner und Raoul Giebenhain sollte es eine Fahrt zu historischen Lernorten werden, die den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg ins Zentrum rückte.
Und so startete eine von den drei Tutoren sowie den Kolleginnen Beate Kusch und Liane Speckhardt-Schinkel begleitete achtundfünfzigköpfige Gruppe bereits Sonntagabend am Busbahnhof der GAZ, um nach insgesamt 17 Stunden Busfahrt im polnischen Krakau anzukommen.
Den Auftakt dort bildete gleich am Montag eine dreistündige historische Führung durch die Krakauer Altstadt, die das jüdische Leben, aber auch die Geschichte der Stadt vom Mittelalter bis heute zum Schwerpunkt hatte.
Dem schloss sich am Dienstag eine ganztägige Wanderung durch die Hohe Tatra an. Dabei ging es von Zakopane aus zu einem traumhaft schönen Gletschersee namens Morskie Oko.
Eine weitere Gruppe besuchte das historische Museum und die ehemalige Emaille-Fabrik des Unternehmers Oskar Schindler, der während des Zweiten Weltkriegs etwa 1200 bei ihm angestellte jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern bewahrte.
Der Besichtigung des Krakauer Salzbergwerks und des jüdischen Viertels am Mittwoch folgte am Donnerstag schließlich der Besuch des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz.
"Was wir hier zu sehen und zu hören bekommen haben, übertrifft all meine bisherigen Vorstellungen dieser schrecklichen Zeit", fasste eine Schülerin ihre Eindrücke unmittelbar nach der Besichtigung des Stammlagers in Auschwitz und des Nebenlagers in Birkenau zusammen.
Zuvor erfuhren die Schülerinnen und Schüler in deutschsprachigen Führungen, dass in den Jahren 1940-1945 über 1,3 Millionen Juden, Polen, Sinti und Roma sowie Kriegsgefangene nach Auschwitz deportiert wurden. 1,1 Millionen dieser Menschen fanden hier qualvoll den Tod.
Noch auf dem Gelände des Außenlagers Birkenau erhielten die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten die Gelegenheit, ihre ersten Eindrücke und Gefühle zu artikulieren und so das Unbegreifliche einzuordnen und zu reflektieren.
Dabei wurde unter anderem mehrfach die Frage aufgeworfen, wie Menschen anderen Menschen solche Grausamkeiten antun konnten und was der Holocaust für uns heute bedeutet.
Einig waren sich die Schülerinnen und Schüler darin, dass dieser Ort für alle Zeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit sein solle und dass jeder Verantwortung dafür trage, dass sich Auschwitz nie mehr wiederhole.
Die bleibenden Eindrücke und offenen Fragen sollen nunmehr nach den Herbstferien im Leistungskurs Geschichte sowie in den beiden Grundkursen aufgriffen und vertieft werden, bevor im März 2020 bereits die schriftlichen Abiturprüfungen der jungen Erwachsenen in Reichelsheim anstehen. Fotos: Raoul Giebenhain