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Projekt wird verlängert: Kreis Bergstraße schließt sich an

Das Projektteam der Öko-Modellregion Süd: Robert von Klitzing, Alexandra Hilzinger und Angelika Jenke (von links). Foto: Ökolandbau Modellregion Süd

Größte Ökomodellregion Hessens im Süden + + + Nachfrage nach Bio-Produkten weiter im Aufwärtstrend + + + Odenwaldkreis lobt Fortsetzung und Erweiterung

DARMSTADT / SÜDHESSEN. - Nun ist es offiziell: Das Projekt Ökolandbau Modellregion Süd, das im Jahr 2019 an den Start gegangen ist, wird vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verlängert.

Für alle bereits bestehenden Hessischen Ökomodellregionen ist eine Laufzeit von weiteren fünf Jahren ab Januar 2021 geplant.

Auch der Kreis Bergstraße ist künftig dabei: Der von allen Seiten gewünschte Beitritt zur bestehenden Modellregion wurde ebenfalls genehmigt.

Somit wird das Projektgebiet der Ökolandbau Modellregion Süd ab 2021 einen beträchtlichen Teil Südhessens umfassen. Flächenmäßig und bezogen auf die Einwohnerzahl handelt es sich um die größte Ökomodellregion in ganz Hessen.

Bisher sind der Odenwaldkreis und der Landkreis Darmstadt-Dieburg Träger des geförderten Projekts, der Kreis Groß-Gerau und die Biostadt Darmstadt sind Partner der Ökomodellregion Süd.

Die Geschäftsstelle der Ökolandbau Modellregion Süd hat ihr Büro in Kranichstein beim Landkreis Darmstadt-Dieburg eingerichtet. Dort koordiniert ein Team bestehend aus Alexandra Hilzinger, Angelika Jenke und Robert von Klitzing die Aufgaben.

Die drei wollen nun die bereits begonnene Arbeit fortführen und weitere Impulse für mehr Bio in Südhessen setzen. Viele Menschen aus der Region haben sich seit der Auftaktveranstaltung im März 2019 in sieben Projektgruppen und einem Fachbeirat in das Netzwerkprojekt eingebracht.

„Die Verlängerung ist wichtig für die Region, denn obwohl bisher viel Arbeit, Expertise und Herzblut in das Projekt geflossen ist, gibt es noch eine große Menge Zukunftsaufgaben für die Weiterentwicklung des Bio-Anbaus vor Ort.

Wir freuen uns, dass wir noch weitere Jahre und jetzt gemeinsam mit dem Kreis Bergstraße an diesen Zielen arbeiten können“, betont das Projektteam. Die Hessische Landesregierung will den Anteil des Bio-Anbaus in Hessen bis 2025 auf 25% erhöhen.

Und die Chancen, dies zu erreichen, stehen gut, denn die Nachfrage nach Bio-Produkten ist ungebrochen im Aufwärtstrend. Seit den Beschränkungen durch Corona und einem dadurch verändertem Konsumverhalten ist sie noch einmal deutlich angestiegen.

„Um diese Nachfrage aus unserer Region bedienen zu können, sind Aufbau und Ausbau der bio-spezifischen Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen im Projektgebiet eine unserer zentralen Aufgaben.

Hier arbeitet das Projektteam an Partnerschaften mit dem Lebensmitteleinzelhandel sowie mit Großküchen“, heißt es aus der Geschäftsstelle.

Das Projekt Nose to Tail, bei dem Bio-Rinder aus dem Odenwald in den Mensen des Studierendenwerks Darmstadt vollverwertet als schmackhafte Bio-Gerichte auf den Tellern angerichtet werden sollen, wartet praktisch auf die Wiederaufnahme des Studienbetriebs.

Dass die Corona-Pandemie die Arbeit in einigen Bereichen der Ökomodellregion ausgebremst hat und fertige Projektplanungen erst einmal in die Schublade wanderten, macht die Verlängerung umso wichtiger. „Wenn wieder mehr Menschen in die Mensen gehen, kann es losgehen.

Das Projekt ist vorbereitet und startklar, die notwendigen Akteure haben kurz vor dem Corona-Lockdown noch gemeinsam an einem Tisch alle Planungen abgeschlossen. Wir sind bereit.“

Hans Trumpfheller, Kreislandwirt des Odenwaldkreises und Bio-Bauer seit 2008, bestätigt die Notwendigkeit verbesserter Vermarktungsstrukturen: „Die Vermarktung regionaler landwirtschaftlicher Produkte und Bioprodukte aus dem Odenwald braucht Unterstützung.

Der bio-zertifizierte Odenwald - Schlachthof in Brensbach ist ein Eckpfeiler der regionalen Fleischerzeugung und -vermarktung und muss gerade in einer Krise wie jetzt erhalten und gefördert werden.“

Überdurchschnittliche Temperaturen und lange Trockenphasen, auch in diesem Jahr wieder mit teils dramatischen Folgen, bringen Agrar- und Ökosysteme an ihre Grenzen. Nicht nur Landwirte, sondern inzwischen auch große Teile der Bevölkerung, sorgen sich zurecht.

„Der Klimawandel ist da und es ist dringend notwendig, sich als Region darauf einzustellen und anzupassen“, verweist das Projektteam auf die aktuellen Herausforderungen. Antworten und Lösungen kann der Ökolandbau geben: CO²-arme Produktionsverfahren, kurze Transportwege, Humusaufbau, enkeltaugliche Anbauverfahren mit umweltschonendem Pflanzenschutz.

Dafür setzt sich die Ökolandbau Modellregion Süd seit einem Jahr ein. Gemeinsam mit zahlreichen Akteuren und Unterstützern geht es nun in eine neue Runde.

Landrat Frank Matiaske freut sich über die Verlängerung und die räumliche Ausdehnung. „Bio und Regional sind zwei gleich wichtige Bausteine, die zusammengehören.

Bio und Regional treffen den Zeitgeist und leisten ihren wichtigen Beitrag, dass Landwirtinnen und Landwirte die Chance auf faire Entlohnung ihrer wichtigen Arbeit erhalten“, so der Landrat.

Kreisbeigeordneter Andreas Funken sagt zur Verlängerung des Projekts: „Regionale Bioproduktvermarktung kann nur gelingen, wenn die unterschiedlichen Akteure gut vernetzt sind und die Bevölkerung gut mitgenommen wird.

Die Verlängerung des Projekts und die Aufnahme der Bergstraße in die Modellregion sind daher sehr zu begrüßen und bieten neues Potential.

Unser zertifizierter Bio-Schlachthof in Brensbach beispielsweise ist der einzige in der Modellregion, von dem aus Fleisch aus der Region für die Region kommt – und das bio-zertifiziert.

Die Mitarbeiter, die dort arbeiten, kommen auch aus der Region. Wie man aktuell sieht, können das nicht viele bieten. Hinzu kommt, dass kilometerweiter Transport von Tieren zum Schlachten weder umweltfreundlich ist noch dem Tierwohl dient.“

Wie der Ökolandbau in der südhessischen Modellregion funktionieren kann, wie die Biobauern arbeiten und was sie bewegt, das zeigt in Kürze die Fortsetzung eines Video-Projekts der Reihe „Schritte für mehr Bio“.

Gesichter und Geschichten aus der Region, erzählt über das Medium Video, wurden während des Lockdowns recherchiert und unter strengsten Hygiene – und Abstandsregelungen auf Film gebannt.