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FachkrÀftemangel ist das Hauptproblem

Die Kita >Gummistiefel< in Heubach ist eine der sechs Groß-UmstĂ€dter Kitas in der GĂŒT. Foto: Dekanat Vorderer Odenwald

Neuorganisation der evangelischen Kitas im Dekanat Vorderer Odenwald als GemeindeĂŒbergreifende TrĂ€gerschaft hat sich bewĂ€hrt

ODENWALD. - Seit zwei Jahren gibt es im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald die GemeindeĂŒbergreifende TrĂ€gerschaft der KindertagesstĂ€tten, kurz: GĂŒT. In ihr werden die meisten der evangelischen Kitas im Dekanat betrieben – und es kommen immer noch weitere dazu.

Der Start der GĂŒT begann stĂŒrmisch: Als Orkantief Sabine am 9./10. Februar ĂŒber Deutschland fegte, war die neue GeschĂ€ftsfĂŒhrung ganz schön gefordert, schnell ein Notfallmanagement zu erarbeiten.

Dass Erreichbarkeiten, ZustĂ€ndigkeiten und Meldeketten rasch geklĂ€rt waren, zahlte sich aus, als das Corona-Virus ab MĂ€rz Deutschland lahm legte und in einen ersten Lockdown mit Kita- und Schulschließungen zwang.

„Mittlerweile sind die Kommunikationswege echt kurz geworden“, sagen GeschĂ€ftsfĂŒhrerin Angelika Fietz und Assistentin Dr. Andrea Görldt. Und weiter: „Die professionelle TrĂ€gerstruktur wird als unterstĂŒtzend erlebt.“

Dies zeigt sich im Beitritt weiterer Kitas: Zum 1. Januar 2021 waren Niedernhausen und Schaafheim dazugekommen, ab 1. Januar 2023 wird auch Richen dabei sein.

Dann sind alle sechs Groß-UmstĂ€dter Kitas in der GĂŒT. FĂŒr die Stadt Groß-Umstadt eine deutliche Erleichterung: Sie hat nun nicht mehr viele Ansprechpartner*innen, sondern nur noch eine Anlaufstelle.

Die GĂŒT ist auf Wachstumskurs: Unter ihrem Dach sind 15 Kitas und 360 Mitarbeitende sowie rund 1.300 Kita-PlĂ€tze.

Der Haushalt umfasst etwa 15 Millionen Euro. Gruppenerweiterungen gab es in Klein-Umstadt und Babenhausen mit je einer neuen Krippengruppe, in Wiebelsbach wird gebaut und erweitert, in der UmstĂ€dter Kita Kinderzeit finden GesprĂ€che dazu statt, in Niedernhausen und FrĂ€nkisch-Crumbach wurde je eine siebte Gruppe eingefĂŒhrt.

Quereinstieg ist leichter möglich

Im Kita-Bereich ist vieles in Bewegung. Im Dekanat Vorderer Odenwald gab es etliche Leitungswechsel infolge von Ruhestandsversetzungen. „Wir haben unglaublich viel Personal eingestellt“, sagt Angelika Fietz.

Aber es gibt auch neue Ausbildungsformate und neue gesetzliche Grundlagen, die umgesetzt werden mĂŒssen. Stichwort Kinderförderungsgesetz (KiföG). Es wurde 2020 reformiert, die Übergangsfrist lĂ€uft aus, ab 1. August mĂŒssen die Neuerungen umgesetzt werden.

Der FachkrĂ€ftebedarf ist enorm. Um ihm zu begegnen, gibt es inzwischen verschiedene Möglichkeiten zum Quereinstieg – etwa die praxisintegrierte vergĂŒtete Ausbildung (PivA) zur staatlich geprĂŒften Erzieherin/zum staatlich geprĂŒften Erzieher an Fachsschulen oder die Anerkennung auslĂ€ndischer FachkrĂ€fte.

Die Aussichten sind dennoch alles andere als rosig, denn von August 2026 an soll es in Deutschland einen Rechtsanspruch fĂŒr Grundschulkinder geben.

Der Bedarf an gut ausgebildetem Personal steigt also. „Das wird den FachkrĂ€ftemarkt im pĂ€dagogischen Bereich weiter herausfordern“, sagt Angelika Fietz.

Ihrer EinschĂ€tzung nach wird die stĂ€rkere Differenzierung der Ausbildung zu multiprofessionellen Teams fĂŒhren – und erst einmal eine Herausforderung sein, wie die unterschiedlichen Kompetenzen in der Kita vor Ort zusammengefĂŒgt werden.

Zentrale und verlÀssliche Anlaufstelle

„Es hat sich bewĂ€hrt, dass es mit der GĂŒT eine zentrale Anlaufstelle gibt“, sagen Angelika Fietz und Dr. Andrea Görldt. Gerade was gesetzliche Regelungen wie zum Beispiel das KiföG und andere Verordnungen anbelangt. Die KirchenvorstĂ€nde sind entlastet, denn das macht die GĂŒT.

„Die Kirchenvorstandssitzungen sind frei von formalen Themen, die die Kitas betreffen, und können sich ganz um die inhaltliche und religionspĂ€dagogische Arbeit und um die FĂŒrsorge ihrer Mitarbeiter*innen kĂŒmmern.“

Offiziell hat die GĂŒT am 1. Januar 2020 ihre Arbeit aufgenommen. Doch Angelika Fietz und Dr. Andrea Görldt hatten schon im Herbst davor angefangen, die Kitas zu besuchen.

Ein Segen, wie sich in der Corona-Pandemie zeigte: Als es um Einbahnstraßen-Regelungen und AbstĂ€nde ging, hatten sie die GebĂ€udesituationen vor Augen. Ohne Corona hĂ€tte ihr Start deutlich anders ausgesehen.

Statt sich um Kita-Schließungen, QuarantĂ€ne-Regeln und Meldeketten zu kĂŒmmern, wĂ€ren sie hĂ€ufiger in Team-Sitzungen gewesen und hĂ€tten stĂ€rker auf persönlicher Ebene gearbeitet. So waren sie anders gefordert, mussten auf die jeweils angesagte Situation reagieren.

„Dadurch, dass es gut funktioniert hat, ist eine verlĂ€ssliche und vertrauensvolle Basis entstanden“, sagen die beiden. Anstrengend sei, bis Politiker-Aussagen in Verordnungen umgesetzt seien und die FAQs stĂŒnden. Positiv sei, dass die Kirche als TrĂ€ger ĂŒber ein gutes Netzwerk verfĂŒge.

HINTERGRUND

Im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald gibt es in 18 Kirchengemeinden 20 KindertagesstĂ€tten in evangelischer TrĂ€gerschaft. Der GĂŒT gehören derzeit an: Babenhausen, Altheim, FrĂ€nkisch-Crumbach, Reichelsheim, Heubach, Wiebelsbach, Klein-Umstadt, Groß-Bieberau, MĂŒnster, Dieburg und Groß-Umstadt (jeweils zwei Kitas), Schaafheim und Niedernhausen.

Am 1. Januar 2023 kommt die Kita Richen hinzu. Die Kitas in Groß-Zimmern, Habitzheim, Reinheim und Winterkasten sind weiterhin in TrĂ€gerschaft der Kirchengemeinden.