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Odenwälder Zunftbaumfest als Manifest von Handwerkertradition

Freude über einen guten Wein teilen Handwerkskammer-Ehrenpräsident Bernd Ehinger (rechts) und Ehrenkreishandwerksmeister Ludwig Jung, der dieses flüssige Präsent in fester Umhüllung zum Abschied aus der regionalen Ständevertretung mit sichtbarem Genuss entgegen-nahm.

Drei Wochen lernten die Schreinerlehrlinge aus dem Innungsbereich im Haus des Handwerks gemeinsam die ersten Kniffe im Umgang mit dem Werkstoff Holz. Das Ergebnis präsentierten sie den Zunftbaumfest-Gästen.

Neben den Mitgliedern aus den eigenen Reihen waren es Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Institutionen und Schulen, die dem Zunftbaumfest die Ehre gaben. Fotos: Ernst Schmerker

Würdigung von Ehrenamt, Standortbestimmung, berufliche Zukunftsaussichten

ERBACH. - Ein Zunftbaum, der erstmals Ende des 16. Jahrhunderts in Westfalen errichtet wurde und heute vorwiegend in Bayern zu finden ist, weist seit 2015 auch im Odenwaldkreis auf die Bedeutung des heimischen Handwerkes hin.

Als einziger im Handwerkskammerbezirk und als sichtbarer Beweis für die Verbundenheit und der Traditions- und Imagepflege des in der Region vorhandenen Handwerks steht er vor dem Haus des Handwerks an der Alfred-Kehrer-Straße 2.

Auf dessen Freigelände fand am Freitagnachmittag wiederum das bereits zur Tradition gewordene Zunftbaumfest statt. Gekommen waren neben den Innungsmitgliedern und deren Angehörigen auch Vertreter aus Politik, und Wirtschaft, den Schulen und dem Kammerbezirk.

Für sie alle fand der frisch gekürte Kreishand-werksmeister Martin Schlingmann launige Worte der Begrüßung. Sie galten insbesondere seinem Amtsvorgänger Ludwig Jung, doch auch allen Tischlern im ersten Ausbildungsjahr, denen drei Wochen lang gemeinsam Grundkenntnisse im Haus des Handwerks vermittelt worden waren.

Bernd Ehinger, Ehrenpräsident der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, verwies in seinem Redebeitrag darauf, dass sich gerade auch in Pandemie-Zeiten eine starke Handwerksorganisation auszahle und von existenzieller Bedeutung sei.

In den vergangenen 18 Monaten habe das Handwerk enorme Herausforderungen bewältigen müssen. Manche Betriebe hätten sich vor Aufträgen nicht retten können, andere hätten stark kämpfen oder gar aufgeben müssen.

Es seien Rahmenbedingungen geschaffen worden, um den Wirtschaftssektor zukunftsfähig aufzustellen. Nach wie vor könne jungen Menschen nichts Besseres passieren als eine berufliche Ausbildung.

Wer sich für eine noch immer 1200 freien Ausbildungsplätze im Kammerbezirk entscheide, hätte es immer auch in der Hand, Weiterbildungsmaßnahmen zum Erwerb des Meistertitels oder ein Studium anschließen.

Wie das Handwerk für den weltweiten Begriff „Made in Germany“ stehe, so seien die Meister die starken Wurzeln eines ideellen Zunftbaumes.

Dies gelte in besonderer Weise für den heutigen Ehrenkreishandwerksmeister Ludwig Jung, der sich nicht nur ein Leben lang für seinen erlernten Beruf eingebracht habe, sondern sich darüber hinaus auch jahrzehntelang ehrenamtlich in der Ständevertretung als Meisterbeisitzer, Obermeister der Elektro-Innung, im Landesverband Elektro, als Vizepräsident des Landesverbandes Elektro Hessen-Rheinland-Pfalz.

Was ihn aus Kreishandwerksmeister ausgezeichnet habe, sei Kontinuität und der Wille, in der Region Odenwald das Handwerk in eine sichere Zukunft zu führen. Sei es durch eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Handwerk, der Kreishandwerkerschaft und der Kammer, sei es durch Stadtortförderung mit Themen wie Digitalisierung, Verkehr und Infrastruktur, oder der Vergabepraxis.

„Du, lieber Ludwig, hast diese Kreishandwerkerschaft geprägt und strategisch für die Zukunft aufgestellt“, so Bernd Ehingers Fazit. Wie recht er hat und dass es ihnen vor der Zukunft nicht bange ist, bezeugten die Tischlerlehrlinge mit der Demonstration von einigen ihrer in Gemeinschaftsarbeit erstellten Schaustücken.

Ehrenkreishandwerksmeister Ludwig Jung dankte für die ihm zuteil gewordene Anerkennung. Was in der 15-jährigen Amtszeit hätte erreicht werden können, sei ohne mannigfache Unterstützung nicht möglich gewesen.

Namentlich nennen wolle er den jetzigen Ehrenpräsidenten Bernd Ehinger und die eigene Ehefrau Lore. Freude habe die ehrenamtliche Tätigkeit gebracht, und da er hierbei auch viele Menschen kennengelernt durfte, auch persönlich viel dazugelernt.

Jungen Kollegen wolle er ehrenamtliches Engagement im Handwerk empfehlen. Dies koste zwar Freizeit, doch die persönliche Ent-wicklung und die positiven Erlebnisse würden dies um ein Vielfaches aufwiegen.

Dazu angetan war nicht zuletzt das von einer Dorf-Erbacher Metzgerei angerichtete Grillangebot und die kühlen Getränke, die zum Verweilen bei guten Gesprächen in froher Runde einluden.

Dankesworte für das Gesamtarrangement gab´s zu später Stunde für Geschäftsstellenleiter Harald Buschmann und die Mitarbeiterinnen aus dem eigenen Haus, die fleißig für den festen und flüssigen Nachschub sorgten.