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Neugestaltung Marktplatz: „Eine Barriere und Stolperfalle mitten in der Stadt“

ERBACH. - Der von Stadtbaumeister Martin La Meir vorliegende Entwurf zur Neugestaltung des Erbacher Marktplatzes sei „eine Barriere und Stolperfalle mitten in der Stadt“, kritisierte Christa Weyrauch, Fraktionssprecherin der GRÜNEN im Erbacher Stadtparlament. Dabei waren sich in ihrer jüngsten Sitzung die Stadtverordneten parteiübergreifend grundsätzlich einig, den zentralen Platz vor dem Schloss in der Odenwälder Kreisstadt für rund 1,2 Millionen Euro neu zu gestalten.

Nur das „Wie“ sorgte für zahlreiche kontroverse Redebeiträge, die schlussendlich in einem mehrheitlichen Beschluss mündeten: Bei drei Gegenstimmen der beiden GRÜNEN-Abgeordneten und der des früheren Stadtverordnetenvorstehers Bernhard Röck (ÜWG) votierte das Parlament für den vorliegenden Planentwurf des Stadtbaumeisters. Dieser könne nach Prüfung durch die Denkmalschutzbehörde und deren eventuellen Einwendung immer noch geändert werden, wie La Meir betonte.

Der aktuelle Planentwurf sieht vor, einen Großteil der Marktplatzfläche als Freizeit- und Fußgängerfläche zu erhöhen und diese Fläche mit einem 18 cm hohen Bordstein zur Fahrbahn abzugrenzen. Allein die Erneuerung der Plasterung, bei der das als Sandsteipflaster größtenteils wieder verwendet werden soll, erfordert einen geschätzten Kostenaufwand von 826.000 Euro.

Diesem Entwurf schloss sich die ÜWG-Fraktion grundsätzlich an, beantragte allerdings insbesondere „wegen großer Bedenken aus der Bürgerschaft“ zu dem um 18 Zentimeter höheren Bereich vor dem Schloss einen alternativen Planentwurf, wie Tobias Stock erläuterte.

„Der Umbau prägt das Stadtbild für die nächsten 50 bis 100 Jahre, und sollte wohl bedacht sein.“ Dazu tauge ein Schnellschuss im Jahr 2017 nicht.

Kein Gefallen fand Bürgermeister Harald Buschmann an „der kurzfristig beantragten Änderung. Wir haben frühzeitig über die Mittelverwendung aus dem Kommunalen Investitionsprogramm gesprochen.“ Auch sei der Planentwurf im Bauausschuss, im Magistrat, einer Bürgerversammlung, sowie mit den Anliegern ausführlich thematisiert worden.

Es sei zwar keine Eile bei der Umsetzung geboten, allerdings müsse man die Umgestaltung der Hauptstraße als zweites Projekt in diesem Zusammenhang sehen, weil die Mittelverwendung bis Ende 2018 nachgewiesen werden müsse.

Für einen Alternativplan hätten außerdem Mittel im Haushalt bereitgestellt werden müssen. Ein Alternativplan erfordere schließlich Zusatzkosten in Höhe von 150.000 bis 200.000 Euro. Eine solche kurzfristige Planänderung „bringt uns in eine Schieflage“.

Den vorliegenden Planentwurf La Meirs lobte Buschmann und betonte: „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir einen Stadtbaumeister haben, der einen solchen Plan erstellen kann.“ Der gelungene Um- und Ausbau des Bahnhofsgebäudes („Wir haben entlang der Odenwaldbahn das schönste Gebäude“) zeige, dass hier mit Martin La Meir ein Fachmann am Werk sei.

Der Stadtbaumeister selbst wies ebenfalls darauf hin, dass die Projekte Marktplatz und Hauptstraße aufeienander aufbauten. Die erhöhte Fläche rechtfertige La Meir auch mit dem Brandschutz für das Schloss: „Da lässt sich die Drehleiter der Feuerwehr besser aufstellen.“ Und auch der Verkehrssicherheit insgesamt diene die vorliegende Planung.

Vor allem, um den Plan beim Denkmalschutzamt zur Genehmigung vorzulegen, sei der Beschluss aktuell erforderlich, um nicht drei bis vier Monate Zeit zu verlieren. Es könnten durchaus ja auch Änderungswünsche dieser Behörde noch erfolgen, sodass danach immer noch auf Einzelheiten reagiert werden könne.

Nach einer Sitzungsunterbrechung zog die ÜWG ihren Antrag zurück und verzichtete kurzfristig auch auf einen Kompromisswunsch im Beschlussvorschlag. Fraktionsvorsitzender Michael Gänssle kommentierte das so: „Wenn der Antrag durchgeht, ist der Weihnachtsmarkt nächstes Jahr woanders.“

„Wir hatten uns einen autofreien Marktplatz erhofft“, sagte GRÜNEN-Fraktionschefin Christa Weyrauch. Weil der nicht durchsetzbar sei habe man durchaus Kompromissbereitschaft gezeigt, könne sich aber mit „der Barriere und Stolperfalle mitten in der Stadt“ nicht arrangieren, begründete sie das Veto der GRÜNEN.

Für die FDP fand Rudolf Burjanko den vorliegenden Plan als „gelungenen Entwurf“. Auch CDU-Sprecherin Sylvia Hofmann verteidigte den Plan: „Es gab genug Möglichkeiten der Teilhabe.“ Die Forderung nach einem neuen Konzept fand auch bei SPD-Fraktionschef Gernot Schwinn keine Zustimmung, nachdem in Beratungen üb er zwei Monate das Anliegen nach einem alternativen Konzept nicht vorgetragen worden sei.