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KOMMENTAR: Geschlossener Kreis um das Adjektiv „dubios“

ERBACH. - Wie sich die Bilder gleichen: Vor drei Jahren hat der damalige Landrat Dietrich KĂŒbler (ÜWG) in der Werner-Borchers-Halle zu Erbach die Berichterstattung in Internet-Magazinen auf- und diese als „LĂŒgenpresse“ angegriffen.

Die Wortwahl war Ă€hnlich wie am Dienstagabend, auch wenn der Erbacher BĂŒrgermeister Harald Buschmann (CDU) „LĂŒgenpresse“ durch „dubioses Internetmagazin“ ersetzte. KĂŒbler wollte damals als Landrat wiedergewĂ€hlt worden, Buschmann steht zur Wiederwahl am 4. MĂ€rz in der Kreisstadt Erbach bereit.

Die widerrechtlichen Aktionen des Landrats, die inzwischen zu seiner vorlĂ€ufigen Verurteilung gefĂŒhrt haben (seine Verteidiger wie auch die Staatsanwaltschaft Darmstadt haben jeweils Berufung gegen den Richterspruch eingelegt), waren damals des Landrats Thema und sind es heute erneut beim Erbacher BĂŒrgermeister mit dessen Verfehlungen in nahezu gleichgelagerter, diesmal jedoch gestĂŒckelter Beauftragung der Agentur Lebensform GmbH.

Und in ihrem jeweiligen RechtsverstĂ€ndnis sind nicht Gesetzesbrecher schuld an ihrer prekĂ€ren Lage, sondern die „böse Presse“. Nicht allerdings die Lokalpresse, die schließt alle Augen und Ohren und berichtet nicht oder kaum ĂŒber die zutage getretenen GesetzesbrĂŒche der örtlichen Protagonisten, sie ist außer ihrer verherrlichenden Hofberichterstattung nicht prĂ€sent bei Aufdeckungen von Fehlverhalten. Motto: Lieber wird gar nicht berichtet als kritisch.

Nun lehrt uns der Duden, das Adjektiv >dubios< meint „zweifelhaft und ungewiss, dass es Verdacht erregt“. Und genau das ist der Punkt bei den zahllosen dubiosen Auftragsvergaben des Erbacher BĂŒrgermeisters an seine Wahlkampfagentur: Sie sind so zweifelhaft, dass sie Verdacht erregen.

Was sich einerseits beim KĂŒbler-Strafprozess vor dem Amtsgericht Michelstadt mehr als deutlich offenbarte, die AkquisetĂ€tigkeit Buschmanns gemeinsam mit Johannes Kessel fĂŒr dessen Agentur in der Nachbarstadt Michelstadt, setzte sich mit seiner mandatslosen Teilnahme an einer „Geheimsitzung“ im Lebensform-BĂŒro fort.

Dabei sollte die der Agentur ungenehme GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der Odenwald-Tourismus-GmbH (OTG) aus dem Amt gedrĂ€ngt und durch einen Lebensform-affinen Reichelsheimer Rathausmitarbeiter ersetzt werden. Grund war ausschließlich die kritische und nicht bedingungslos zahlungswillige Haltung der OTG-Chefin fĂŒr unbestellte Lebensform-Agenturleistungen.

Womit wir wieder bei den von Harald Buschmann angesprochenen Dubiosen wĂ€ren: Forderungen oder AußenstĂ€nde, deren Begleichung zweifelhaft ist. Dies trifft natĂŒrlich fĂŒr die von Harald Buschmann gefĂŒhrte Erbacher Stadtverwaltung absolut nicht zu, verhĂ€lt sich dort vielmehr umgekehrt.

Dort werden Auftragsscheine nach erfolgter Dienstleistung um Monate zurĂŒckdatiert, angeblich auf den Zeitpunkt der mĂŒndlichen Auftragserteilung, wie der Rathauschef nach Aufdeckung treuherzig kundtat.

Die Angelegenheit hat allerdings dennoch einen dubiosen Rahmen: Auch die um mehrere Monate zurĂŒckdatierten Angebote kamen frĂŒhestens zwei Monate nach Leistungserbringung im Erbacher Rathaus an und wurden dann gar noch mit einem auf das passende Datum zurĂŒckgedrehten Eingangsstempel versehen, wie der Presse aus zuverlĂ€ssigen Quellen berichtet wurde.

Klar, dass Harald Buschmann jetzt die entsprechenden parlamentarischen Nachfragen nach Ungereimtheiten in dieser GeschĂ€ftsbeziehung aktuell nicht beantworten will. Als Theologe fĂŒhlt er sich zumindest bei der Beantwortung gezielter Fragen der Wahrheit verpflichtet, und mĂŒsste jetzt mit der Beantwortung der kritischen Fragen zu seinem Verwaltungshandeln diese gegebenenfalls verbiegen, um seine Wiederwahl als BĂŒrgermeister nicht zu gefĂ€hrden.

Und damit schließt sich der Kreis um das von BĂŒrgermeister Harald Buschmann bemĂŒhte Adjektiv „dubios“. Diesmal allerdings mit der ErlĂ€uterung „unglaubhaft, nicht plausibel“.