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Schloss Erbach: „Diese Bilder dürfen das Haus nicht mehr verlassen“

Anja Kalinowski referiert über die beiden Bilder von Christian Friedrich Freund von Sternfeld, Erzieher des jungen Grafen Franz I. Foto: Hans-Dieter Schmidt

Schlossverein sucht Sponsoren für den Ankauf zweier Portraits des Grafenerziehers Freund von Sternfeld

ERBACH. - Ein interessantes Angebot machte Anja Kalinowski kürzlich im Rittersaal des Erbacher Schlosses publik. Sie ist wissenschaftliche Leiterin der Gräflichen Sammlungen Schloss Erbach, und ihr wurden von einem Kunsthändler zwei Bilder offeriert, die Porträts von Christian Friedrich Freund von Sternfeld zeigen, gemalt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Kalinowski hatte aufwendig recherchiert, um dem Publikum in einem kleinen Vortrag mit Bildpräsentation den Porträtierten ebenso vorzustellen, wie die Bilder selbst. Freund war in Darmstadt geboren, hatte Jura studiert, und war ab dem elften Lebensjahr des Erbacher Grafensohnes Franz derjenige seiner Erzieher, der den jungen Adligen zum systematischen Sammler werden ließ.

In einer sechsjährigen Studienreise durch zahlreiche Länder des heutigen Europa sorgte Freund für bestmögliche wissenschaftliche Ausbildung des späteren Grafen Franz I., der letztlich nicht sammelte, um Güter anzuhäufen, sondern der in seinem Schloss ein „Schatzhaus“ schuf.

So zumindest formulierte es Karl Weber als Direktor der Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Weber verwies auf das große Sozialprogramm des Grafen, was sich neben anderem auch in der Einführung des Elfenbeinschnitzerhandwerks in der Region und der Schaffung des Eulbacher Marktes, Erbacher Wiesenmarkt, niederschlug.

Ein Mann mit Weitblick also, der in seinem Schloss Werte schuf von immensem ideellen Wert, deren Erhalt nach dem Schlossverkauf jetzt durch die öffentliche Hand gesichert wird. Dabei sei des Grafen Credo, nämlich Bildung und Wissen, auch heute noch Antrieb zur weiteren Erforschung und einer Verankerung in der breiten Bevölkerung.

Kalinowski hatte ihr Referat in drei Grundeinheiten geteilt. Neben Freunds Rolle als Erzieher ging die Fachfrau auch auf die Qualität beider Bilder ein. Zugleich bestätigte sie deren Authentizität. Beide Bilder befanden sich ursprünglich im privaten Besitz des gleichen Eigentümers, wechselten jedoch im Rahmen einer Versteigerung zum besagten Kunsthändler.

Sie zeigen Freund im geschätzten Alter von etwa 40 beziehungsweise 60 Jahren. Das größere der beiden Bilder befindet sich noch auf der Original-Leinwand, während das kleinere Porträt vor längerer Zeit auf eine neue Leinwand aufgezogen wurde, so Kalinowski.

Deren künftige Präsentation im Schloss kann sich die wissenschaftliche Leiterin in Verbindung mit einer mobilen Wand vorstellen, um sie flexibel in Projekte einbinden zu können.

Dass die beiden Bilder eine weitere Bereicherung der Sammlungen seien, hatte eingangs der Veranstaltung auch Peter Janisch in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft Schloss Erbach festgestellt.

Anja Kalinowski taxierte den Wert beider Porträts auf rund 10.000 Euro, die Forderung des Kunsthändlers liege bei 6.500 Euro. Dieser habe erfreulicherweise die Verbindung zwischen Freund und Erbacher Grafenhaus herstellen können und sein Angebot nach hier gerichtet.

So konnten die Besucher der Veranstaltung auch die Original-Bilder in Augenschein nehmen, die der Betriebsgesellschaft kurzzeitig als Leihgabe zur Verfügung stehen. Einen solchen Zufallsfund könne man als Glückstreffer bezeichnen, so Kalinowski, deren Wunsch, in den Besitz der Bilder zu kommen, Direktor Weber bestärkte: „Diese Bilder dürfen das Haus nicht mehr verlassen.“

Neu ist allerdings der jetzt erstmals eingeschlagene Weg, für den Kauf Sponsorenunterstützung zu akquirieren. Für den Erhalt der Gräflichen Sammlungen für Erbach und die Region hatte sich bekanntlich einst auch der ehemalige Landrat Horst Schnur stark gemacht.

Für sich als Privatmann wie auch für die Odenwaldstiftung sicherte er spontan finanzielle Hilfe zu. Karl-Heinz Bless und Ulrich Godenschweger für die Fördervereine der Gräflichen Sammlungen und des Deutschen Elfenbeinmuseums signalisierten Unterstützung.

Beteiligen will sich auch die Gästeführung, so Gisela Külper, indem sie die Einnahmen einer gewissen Zahl von Führungen in den Spendentopf einbringt, der im Übrigen schon eine Grundlage von 2.000 Euro hat.

Der Förderverein der Gräflichen Sammlungen Schloss Erbach, der die organisatorische Abwicklung übernimmt, bittet um Spenden, die auf eines seiner Konten: IBAN DE64 5085 1952 0000 1111 95 (Sparkasse Odenwaldkreis) oder IBAN DE03 5086 3513 0004 2189 73 (Volksbank Odenwald) eingezahlt werden können. Nach dem Erwerb der Bilder erfolgt die Übereignung an die Betriebsgesellschaft.