NEWS

„Das alles geht nur im Team“

Hat derzeit sehr viel zu tun: Klaus Semek an seinem Schreibtisch im Gesundheitsamt des Odenwaldkreises. Foto: Gesundheitsamt/Kreisverwaltung

Eine kleine Serie mit Menschen, die ĂĽber ihre Erfahrungen bei der Arbeit in der Corona-Krise berichten - heute Teil 1: Klaus Semek, vom Gesundheitsamt des Odenwaldkreises

ODENWALDKREIS / ERBACH. - Wenn bei Klaus Semek noch spät am Abend das Diensttelefon klingelt, geht es in diesen Tagen nur um eines: das Corona-Virus.

Entweder ruft sein Chef an, Dr. Ulrich Falk, der Leiter des Gesundheitsamts, um etwas Dringendes zu besprechen. Oder die Zentrale Leitstelle, die Rettungseinsätze koordiniert.

Semek, 50 Jahre alt, nimmt es so wie ist: „Arbeit, die da ist, muss gemacht werden.“ Das mag nüchtern klingen, doch auch Semek weiß, dass die Corona-Krise erhebliche Belastungen mit sich bringt. Besonders in diesen Tagen, da es die ersten Todesfälle im Odenwaldkreis gibt. „Das macht mich schon sehr nachdenklich.“

Dienstpläne regeln, wer wann im Amt ist, um die vielen mit der Krise verbundenen Aufgaben zu meistern. Positiv Getestete erfassen und mit ihnen sprechen, Kontaktpersonen ermitteln und benachrichtigen, häusliche Quarantäne anordnen, die Hotline 06062 70-293 bedienen, bei der sich viele Menschen melden, sich über immer neue Vorschriften informieren und und und… „Das alles geht nur im Team, und jeder von uns ist motiviert“, sagt Semek.

„Wir sind das kleinste Gesundheitsamt in Hessen und müssen dasselbe leisten wie ein großes.“ Trotzdem muss es auch einmal Auszeiten geben. „Das ist wichtig, um wieder konzentriert arbeiten zu können.“

Klaus Semek ist einer der Mitarbeiter im Amt, die ohnehin für den Infektionsschutz zuständig sind – eine der zentralen Aufgaben der Gesundheitsämter.

„Das heißt, wir sind im Ernstfall sowieso 365 Tage im Jahr erreichbar. Aber solch eine Situation wie jetzt habe ich noch nie erlebt.“ Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem das Meldewesen, also die Erfassung der Covid-19-Erkrankten und die Weiterleitung der anonymisierten Daten an eine zentrale hessische Sammelstelle.

„Es gibt Tage, an denen sich die Zahlen binnen fünf Minuten ändern.“ Semek ist Frühaufsteher und wie immer schon um 6.30 Uhr im Büro. Um 7.15 Uhr gibt es die erste Lage-Besprechung - mit gebührendem Abstand voneinander, versteht sich. Dann geht jeder an die Arbeit, auch die Kollegen an der Hotline, die ab 8:00 Uhr geschaltet ist.

Von zwei Dingen kann Semek – und somit das ganze Gesundheitsamt – profitieren: Erst im vergangenen Jahr hat er in Frankfurt eine Fortbildung zum Krisenmanagement im Gesundheitswesen gemacht.

„Das Szenario, das wir durchgespielt haben, war noch schlimmer als das, was wir gerade erleben. Aber ich kann vieles von dem, was ich gelernt habe, jetzt bei uns einbringen.“

AuĂźerdem ist Semek ZugfĂĽhrer bei der Freiwilligen Feuerwehr in Michelstadt und weiĂź auch aus dieser Warte, was man in Krisensituationen macht.

Aufgewachsen in Steinbuch, lebt Semek mit seiner Frau in Dorf-Erbach. Sie haben zwei erwachsene Söhne. Wäre er bei seinem zuerst erlernten Beruf geblieben, würde Semek heute vielleicht eine Molkerei leiten.

Nach der Lehre zum Molkereifachmann fing er eine kaufmännische Ausbildung an, leistete dann aber seinen Wehrdienst, ging 1993 als Auszubildender ins Gesundheitsamt – und blieb.

Seine offizielle Berufsbezeichnung „Gesundheitsaufseher“ mag er nicht so sehr. „Das klingt mir zu sehr nach Kontrolle, wo wir doch auf die Einsicht und Eigenverantwortung der Leute setzen, wenn es um Gesundheit geht.“ Er nennt sich lieber „Mitarbeiter im Gesundheitsamt“.

Aber er weiß natürlich auch um die Möglichkeiten des Amts, Dinge anzuordnen. Wie zum Beispiel jetzt gerade die häusliche Isolierung von positiv Getesteten und ihrer engen Kontaktpersonen sowie erst jüngst die Quarantäne für ein ganzes Pflegeheim.

Gefragt nach seiner Hoffnung in diesen Tagen und Wochen, sagt er: „Dass die Krise möglichst schnell überstanden ist und sich so wenig Menschen wie irgend möglich infizieren oder gar sterben. Dafür arbeiten wir wie viele, viele andere im Gesundheitswesen Tag für Tag.“