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Oberzent: „Chance nutzen fĂŒr integrierte medizinische Versorgungsmöglichkeiten“

Am 1. November hat das BĂŒro der GeschĂ€ftsstelle der GesundheitsVersorgungsKooperation Oberzent die RĂ€umlichkeiten im zukĂŒnftigen GVZ Oberzent bezogen. Dr. med. Alwin Weber - Ärztliche Leitung und Elke Kessler - Administrative Leitung der GeschĂ€ftsstelle GVK Oberzent prĂ€sentieren am Eingang des Hauses das Firmenschild. Foto: GVZ Oberzent

GesundheitsVersorgungsKooperation Oberzent zum geplanten GesundheitsVersorgungsZentrum Oberzent: „In der Oberzent entsteht ein Projekt mit Modellcharakter“

OBERZENT / BEERFELDEN. - Zu den grĂ¶ĂŸten Herausforderungen der neuen Stadt Oberzent zĂ€hlt eine Ă€rztliche Versorgung, die nicht nur die bereits vorhandenen LĂŒcken schließt, sondern auch den Anforderungen der Zukunft gerecht wird.

Nach Ansicht der GesundheitsVersorgungsKooperation Oberzent steht die neue Stadt vor einer Herausforderung, die nur in Form eines weitreichenden Versorgungskonzepts, angepackt werden kann, das die medizinischen und sozialen Belange der Bevölkerung im Rahmen der Daseinsvorsorge verbindet.

„Eine Lösung, die nur darauf abzielt, einen oder zwei HausĂ€rzte zu gewinnen, greift nicht weit genug und spart andere Probleme aus, wie wir sie in einer lĂ€ndlichen Region mit dĂŒnner Besiedlung, weiten Wegen und mit einem hohen Anteil an Ă€lteren Menschen haben“, macht der zweite Vorsitzende der GesundheitsVersorgungsKooperation, Alwin Weber, auf den wichtigen Unterschied aufmerksam.

Die Ausgangslage ist denkbar schwierig, denn bei einer Unterversorgung von derzeit 2,5 HausĂ€rzten liegt der Versorgungsgrad gerade mal bei 60 Prozent und geeignete grĂ¶ĂŸere und zukunftsfĂ€hige PraxisrĂ€ume sind auch nicht vorhanden.

Ein Problem, das nicht nur die Oberzent betrifft. Einer statistischen Hochrechnung der KassenÀrztlichen Vereinigung zufolge werden in den nÀchsten sieben Jahren weitere 35 HausÀrzte benötigt, um das altersbedingte Ausscheiden von Medizinern im Odenwaldkreis auszugleichen.

Gleichzeitig steigt jedoch der Bedarf an Gesundheitsleistungen durch die verĂ€nderte Altersstruktur und dem steigenden Anteil an Patienten mit mehreren Erkrankungen. Aus diesem Grund hat sich bereits vor mehr als zwei Jahren die GesundheitsVersorgungsKooperation auf den Weg gemacht, um einen Plan fĂŒr ein interdisziplinĂ€r besetztes GesundheitsVersorgungsZentrum (GVZ) Oberzent auszuarbeiten.

Dieses sieht vor, unter einem Dach neben einer ausreichenden Versorgung durch Haus- und FachĂ€rzte auch Lösungen anzubieten, die von nichtĂ€rztlichen Leistungsanbietern wie Physiotherapeuten, LogopĂ€den und ErnĂ€hrungsberatung ĂŒber Hilfs- und Beratungsangebote in der ambulanten und stationĂ€ren Pflege bis hin zur Lebens-, Krisen- und Suchtberatung, UnterstĂŒtzung von Demenzkranken und ihren Angehörigen sowie zur Vermittlung von haushaltsnahen Leistungen reichen.

Wie eine Umfrage des Fachbereiches Allgemeinmedizin der UniversitÀt Frankfurt im Rahmen einer Promotionsarbeit zeigt, entspricht dies auch genau der Vorstellung der Bevölkerung in der Oberzent.

Ausgehend von der Zielsetzung, im Odenwaldkreis mehrere regionale Versorgungszentren einzurichten, haben bereits im Jahr 2014 Fachleute ein 100 Seiten starkes Strategiepapier ausgearbeitet, dessen Umsetzung fĂŒr die Oberzent am weitesten fortgeschritten ist.

Das Hessisches Ministerium fĂŒr Soziales und Integration hat den Modellcharakter dieser in Hessen bisher einmaligen Initiative erkannt und seit 2013 entsprechend gefördert. UnterstĂŒtzung erfĂ€hrt das Konzept auch aus dem Kompetenzzentrum fĂŒr Interkommunale Zusammenarbeit und von der Robert Bosch Stiftung.

Einen wichtigen Anfang stellt das Erstangebot des GVZ Oberzent dar, das in KĂŒrze unter der Adresse der Breimer GmbH in der MĂŒmlingtalstraße 58 von Beerfelden mit drei Facharztpraxen, einem Psychotherapeuten und einer Heilpraktikerin in Betrieb gehen wird.

Bis Juli 2018 sollen weitere Ärzte und die Beratungsangebote der WohlfahrtsverbĂ€nde , Caritaszentrum, Diakonisches Werk und Deutsches Rotes Kreuz folgen. Als erstes wechselten zum 1.11.2017 das BĂŒro der GeschĂ€ftsstelle der GesundheitsVersorgungsKooperation Oberzent und ein Patientencoach in die neuen RĂ€umlichkeiten.

„Dabei handelt es sich um eine Zwischenlösung, fĂŒr die rund 550 Quadratmeter zur VerfĂŒgung stehen“, macht Weber deutlich. In einer nĂ€chsten Ausbaustufe, die in einem Neubau erfolgen wird, soll das Angebot ausgeweitet werden und weitere Angebote der PrĂ€vention, Rehabilitation und Palliation integriert werden, was auch GesundheitsgeschĂ€fte einschließt.

„Wichtiger Bestandteil einer tragfĂ€higen Lösung ist die Vernetzung, die neue Möglichkeiten eröffnet. Ich denke da an die Nutzung von ePat, einem Patienteninformationssystem, der Ärzte entlastende Einsatz von Casemanagern und Lotsen oder interdisziplinĂ€re Sprechstunden“, stellt Weber beispielhaft vor, wie in einer lĂ€ndlichen Region die Zukunft aus einer koordinierten medizinischen Versorgung unter BerĂŒcksichtigung von QualitĂ€tsmerkmalen aussehen kann.

Außenstellen in den Stadtteilen in VerwaltungsgebĂ€uden, Betrieben und Hotels und Strukturen zur Patientenfahrt und –begleitung sollen zusĂ€tzlich der zu versorgenden FlĂ€che und den Stadtteilen Rechnung tragen.

Der Vorstand der GesundheitsVersorgungsKooperation Oberzent setzt daher unter der FĂŒhrung des Beerfeldener BĂŒrgermeisters Gottfried Görig auf eine breite UnterstĂŒtzung und Mitarbeit von Beteiligten sowie aus der BĂŒrgerschaft heraus: „Gesundheitsversorgung ist integraler Bestandteil der DaseinsfĂŒrsorge. HierfĂŒr sollten Individual- oder politische Interessen hinten anstehen.“