NEWS

„Das Auge soll wandern“

Ein „dynamisches Farbraumerlebnis“ vermitteln die Bilder von Claudia Desgranges (links), deren Wahrnehmungsmöglichkeiten Kim Behm (Mitte) der Galeristin Veronica Kautsch (rechts) aufzeigt. Foto: Ernst Schmerker

Abstrakte Malerei von Claudia Desgranges in der Galerie Kautsch

MICHELSTADT. - „Composite Painting“ nennt sich die abstrakte Malerei auf Aluminium und Leinwand von Claudia Desgranges, die bis 9. Juli in der Galerie Kautsch an der Mauerstraße 11 in Michelstadt gezeigt wird.

Im Beisein der 1953 geborenen KĂĽnstlerin stellte Kim Behm vom Raum der Gegenwartskunst in Mannheim am Samstag bei der Vernissage Desgranges Werdegang und ihre Arbeitsweise vor.

Sie ist an der Düsseldorfer Kunstakademie ausgebildet worden, unterrichtete Malerei an der Westfälischen Wilhelms–Universität in Münster und stellt seit 1991 in Deutschland, der Schweiz und Österreich, in Belgien und den USA sowie Kanada aus.

Ihre Werke finden sich in bedeutenden deutschen und Schweizer Privatsammlungen sowie Museen wie dem Kölner Museum Ludwig oder dem Karl-Ernst-Osthaus-Museum in Hagen. Sie lebt in Köln und München.

Desgranges thematisiert in ihrer Arbeit die primären und eigenwertigen Grundlagen jeder Malerei. Sie erforscht die Wahrnehmungsprozesse von Farben und deren Wirkung. Fünfzehn Jahre lang arbeitete sie mit selbst gemischten Eitempera-Farben, die sie auf großflächigen Leinwänden aufbrachte.

Dabei stellte sie häufig zwei Farben einander gegenüber, die sich durch lasierenden Pinselauftrag teilweise überlagerten. Die seit 2000 als Bildträger verwendeten Aluminiumplatten saugen der die Farbe nicht wie Leinwand auf, sondern geben sie rein und unverfälscht wieder.

Stellenweise werden sie aufgeraut oder ohne Farbe belassen, so dass sie die Raumumgebung und den Betrachter schemenhaft reflektieren. Die dĂĽnnen Aluminiumplatten werden entweder direkt auf die Wand montiert oder heben sich durch eine Unterkonstruktion von der Wand ab.

Die Bemalung der Aluminiumplatten erfolgt rein intuitiv, die Farbauswahl und die Art des Farbauftrages spiegeln die jeweilige Befindlichkeit der Künstlerin wider:„Ich arbeite, wenn nötig, auch beidhändig, mit unterschiedlich breiten Pinseln, die Farbe wird in kurzen oder langen Pinselzügen aufgetragen, dadurch wird das Bild im freien Rhythmus dynamisiert.“

Dabei kann man häufig nachvollziehen, wo der Pinsel ansetzt oder wo sich verschiedene Pinselzüge kreuzen. Durch viele Schichtungen von miteinander verschmelzenden, wässrig aufgetragenen Farben und dem reflektierenden Effekt des Bildträgers entsteht so der Eindruck eines „dynamischen Farbraumerlebnisses“.

Ruhige Werke kontrastieren mit sehr bewegt wirkenden Bildern, matte Oberflächen mit glänzenden, beinah monochrome Flächen treffen auf einen leuchtenden Farbenmix.

Meist bestehen die „Composite Paintings“ aus zwei oder drei unterschiedlichen Elementen, zum Teil sowohl horizontal als auch vertikal angelegt, die in verschiedenem Abstand zur Wand hängen, mit dem Effekt, dass sie sich gegenseitig überlagern.

In der Gegenüberstellung dieser unterschiedlichen Elemente fordert Desgranges den Betrachter zu neuen Erfahrungen heraus: „Ich möchte verschiedene Wahrneh-mungsebenen zusammenführen, führe unterschiedliche Materialien zusammen.

Nicht das Versinken in einem Bild ist das Ziel, das Auge soll umherwandern.“ Die Öffnungszeiten der Galerie sind mittwochs bis freitags 15 bis 18 Uhr, samstags 12 bis 16:00 Uhr sowie nach telefonischer Absprache unter 0 151 - 116 193 59.