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Gemeinsam unterwegs, um „selbstlos zu dienen“

Clubpräsident Dr. Martin Klose (links) begrüßt die Gäste im Innenhof am „Haus der Energie“ in Erbach. Foto: Manfred Giebenhain

Jubiläum: Rotary Club Erbach-Michelstadt feiert 50-jähriges Bestehen

ERBACH / MICHELSTADT. - 50 Jahre liegen zwischen diesen beiden Momenten und dennoch haben sie vieles gemeinsam.

Es war im Sommer 1972, als 20 engagierte Männer einer breiten Öffentlichkeit die Einladung aussprachen, Zeuge zu werden, wie ein zuvor weißer Fleck auf der rotarischen Landkarte mit Leben gefüllt wird.

Die Gründungsfeier des Rotary Clubs Erbach-Michelstadt fand in der Festhalle von Erbach statt. In Würdigung dieses Anlasses wählten die heute Aktiven ebenfalls einen Tag in der zweiten Augusthälfte, um mit Gästen an die Grundsteinlegung zu erinnern.

Im Mittelpunkt der Charterfeier vom Samstag, 27. August, zu der in den Saal am „Haus der Energie“ eingeladen wurde, stand die Vorstellung der rotarischen Schwerpunkte der zurückliegenden fünf Jahrzehnte.

Bereits in seiner Begrüßung der rund 150 Gäste im Innenhof ließ der amtierende Clubpräsident Professor Dr. Martin Klose verlauten, dass der Anteil an Gruß- und Gratulationsbotschaften bewusst sehr gering ausfallen werde.

Anstelle dessen kamen besonders jene Menschen zu Wort, die stellvertretend für den Einsatz und das Engagement des Clubs stehen. Als Klammer dient das übergeordnete Motto des RC International „Selbstloses dienen“.

Unter den Ehrengästen befanden sich Dr. Walter Wasserbäch als letzter Verbliebener unter den Gründungsmitgliedern sowie die Witwe des ersten Clubpräsidenten, Angelika Masing.

Der Einladung gefolgt waren auch Vertreter aus den benachbarten RC-Kreisen sowie der österreichische Partnerclub RC Weis-Burg, dessen Clubpräsident Clemens Malina-Altzinger gemeinsam mit Andreas Schmucker an den Beginn der Freundschaft erinnerten.

Durch die Veranstaltung führte der in Beerfelden groß gewordene Journalist, Moderator und Medientrainer Jochen Sattler, der in einem kurzen Überblick auf die Zielsetzungen und Leistungen des 1905 in Chicago gegründeten Service-Clubs einging.

Wofür setzen sich die über 46.000 Rotary- und Rotaract Clubs ein? Sattler nannte stellvertretend die 1988 fast vollständig erreichte Ausrottung der Kinderlähmung dank der globalen Kampagne „End Polio Now“, bei der bis heute über 2,1 Milliarden US-Dollar gesammelt wurden.

„Ihre Mitglieder haben eine gemeinsame Schnittmenge an Werten. Die Mitglieder verfolgen die gleichen ethischen Ziele, vernetzten sich und generieren Spenden für regionale, nationale und internationale Projekte“, so Sattler.

Außerdem stellen sie unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden vor Ort und international zur Verfügung. Dargestellt an einer Slideshow, trifft dies beim RC Erbach-Michelstadt auf Arbeitseinsätze am Limeswachturm bei Hesselbach ebenso zu wie am „Fenster in das Trias“ in Michelstadt, der Pflanzung einer Apfelbaumallee bei Haisterbach, der Restaurierung der Bankgruppe am Michelstädter Silberbrünnchen oder im Erhalt der Sensbacher Friedhofskapelle.

Traditionell richtet der RC auch alljährlich sein Benefizkonzert „Advent im Odenwald“ aus. Für den besonderen Einsatz für hilfsbedürftige Menschen steht der 1975 gegründete Behindertenclub Odenwald und das vor zwei Jahren in Betrieb genommene Rotary Hospiz, das von der Rotary-Hospiz Odenwald gGmbH betrieben wird.

Bereits am Vormittag wurde deutlich, wie kontinuierlich der RC Erbach-Michelstadt auch über die Bereitstellung des Gebäudes hinaus die 2007 gegründete Hospiz-Initiative Odenwald, die von der Vorsitzenden Dr. Erika Ober vertreten wurde, unterstützt.

Mit einem ersten Spatenstich wurde die bauliche Erweiterung des mehrfach als Leuchtturmprojekt bezeichneten Rotary-Hospiz auf den Weg gebracht.

Als herausragender Förderer an dieser Stelle mit Beifall bedacht wurde das sich bescheiden gebende Ehrenmitglied Dr. Walter Wasserbäch, der auch als Ideengeber des vor 30 Jahren ins Leben gerufenen Förderpreis-Stipendiums für junge Talente gilt.

Dieses wird seitdem mit 10.000 Euro an den besten Odenwälder Abiturenten vergeben. Auf das weit über die Grenzen des Odenwalds hinaus wirkende Lebenswerk der Familie Wasserbäch ging der ehemalige Govenor Professor Dr. Dr. Klaus Willimczik näher ein.

Ebenfalls emotional bewegte der Rückblick auf die langjährige Zusammenarbeit mit dem 1975 gegründeten Behindertenclub Odenwald, dessen Mitglieder zu den Gästen zählten.

Im Gespräch mit dem RC-Mitglied Pfarrer Roger Frohmuth erinnerte die Vorsitzende des Behindertenclubs, Elfriede Kissinger, an die ersten Kontakte und Unterstützungen, die bereits vor der Vereinsgründung erfolgten.

Den Anstoß dazu gaben der damalige Leiter des Diakonischen Werks, Dieter Nolte, und Barbara König als Ehefrau des damaligen RC-Präsidenten Friedrich König.

Wie eine konkrete Hilfe im Einzelfall aussehen kann, bekamen die Gäste am Beispiel eines auf ihre Behinderung zugeschnittenen Tandemfahrzeugs zu sehen.

Benutzt wird es von Selina, einer jungen Frau, die mit ihrer Familie auf der Bühne Platz genommen hat und mit einem Liedvortrag überraschte.

„Es kommt immer auf die Menschen an, wie Integration gelebt wird. Menschen mit Behinderung sind voller Ideen und Tun“, so Kissinger.

Zu einer kurzen Talkrunde auf die Bühne gebeten wurden auch ein halbes Dutzend Preisträger des Förderpreises. An dieser Stelle wurden weitere Gruß- und Dankesworte der inzwischen in alle Welt verstreuten Odenwälder Talente eingespielt.

Ebenfalls zum Talk bereit erklärten sich die politischen Mandatsträger Landrat Frank Matiaske, Bürgermeister Dr. Peter Traub und die Landtagsabgeordneten Frank Diefenbach und Moritz Promny, um über die Rolle und die Wahrnehmung des RC in der Region zu berichten.

Der RC Erbach-Michelstadt ist auch international unter dem rotarischen Motto „Freundschaft leben - Brücken bauen“ unterwegs. Dafür stellvertretend wurden Projekte in Tansania vorgestellt, wo der Club ein Waisenhaus und eine Schule aufbauen hilft und fördert.

Ganz ohne offizielle Grußworte und Glückwünsche ging die Charterfeier dennoch nicht zu Ende. Ihren Dank an die Runde richtete die künftige Governorin des RI-Distrikts 1860, Manuela Angel, indem sie auch aus einem Brief der Präsidentin von RC International, Jennifer Jones, vorlas.

Musikalisch begleitet wurde der Festakt von dem Trio Fellisima (Amadeus, Felicitas und Leander Schulz), den Gitarrenklängen der Schülerinnen der Musikschule Odenwald, Lana und Lea Karapandza, und einer szenisch-musikalischen Einlage aus „Anatevka“, die der Jugendchor Reichelsheim zum Besten gab.

Wie alles begonnen hat

Die Gründung des Rotary Clubs Erbach-Michelstadt geht auf die Initiative von Karl Heinrich Beck zurück, der bis 1994 Schulleiter am Michelstädter Gymnasium war und vor einem Monat im Alter von 93 Jahren verstorben ist.

Als Pädagoge in verantwortlicher Position hat er, wie der heutige Clubpräsident Dr. Martin Klose betont, die Schule mit denselben „klaren Wertvorstellungen geführt, mit denen er 1972 auch unseren Club gegründet und geprägt hat“.

Bevor Beck aus Offenbach, wo er bereits dem Rotary Club angehörte, in den Odenwald wechselte, machte er Station in Darmstadt. Von hier aus machte er sich als Gründungsbeauftragter des RC Darmstadt und RC Erbach zusammen mit Gleichgesinnten auf den Weg, um den RC Erbach-Michelstadt zu gründen.

Zu den Wegbegleitern zählte auch Dr. Walter Wasserbäch aus Beerfelden, der an der Gründung am 23. August 1972 beteiligt war. Durch die Gründungsveranstaltung in der Erbacher Werner-Borchers-Halle führte Herbert Masing als Gründungspräsident.