Advent: Zeit des Vergebens und Vergessens und der Lobpreisung der Regierenden
Knecht Ruprechts satirische Adventsbetrachtung im Odenwaldkreis dreht sich heute um das Verzeihen, Ausschau halten nach sicheren Amtssesseln und die richtige Pressevermarktung des BĂŒrgermeisters einer kreisstadtnahen Metropole im OdenwaldODENWALD. - Die Adventszeit kommt und wenn das erste Lichtlein brennt, sollte Friede in die HĂŒtten der Regierten und in die PalĂ€ste der Regierenden einkehren.
âWir werden uns viel zu verzeihen habenâ, sagte weiland ein gĂŒtiger Gesundheitsminister und richtete diese Aufforderung an sein Volk. Wem und was vergeben werden soll ist hier dokumentiert.
Es ist eine Liste, die man bei GebĂ€ck und Zimttee einmal in Ruhe studieren sollte. Die pandemistische Seuche sollte aber gerade in der Adventszeit nicht weiter Streit und Zwietracht unter die Menschen sĂ€en. Wir alle sollten vergeben und vor allem vergessen â so wie es gewĂŒnscht wird.
Man muss das Gute bei den Regierenden sehen! So wollen wir in der Zeit der Kerzen und der Marzipanstollen den Blick nicht in die Ferne schweifen lassen, sondern unseren NĂ€chsten Liebe angedeihen lassen.
Und so denken wir etwa an den ehemaligen BĂŒrgermeister einer kreisstadtnahen Metropole im Odenwald. Parteilos, aber aus stramm rotem Hause, versah er doch sein Amt all die Jahre gerĂ€uschlos und dankbar.
Er hatte sich stets bemĂŒht und zu einem geselligen Betriebsklima beigetragen, wie es in einem Arbeitszeugnis formuliert werden wĂŒrde. Und so verlieĂ er dann auf eigenen Wunsch das bestellte Haus, um sich neuen Aufgaben im Dienste der Gemeinschaft der steuer- und abgabenzahlenden Bevölkerung zu widmen.
Aus dem Nichts heraus - so wie die gedruckten Euros der EuropĂ€ischen Zentralbank - hatte man die Versorgungsstelle âVerbandsgeschĂ€ftsfĂŒhrerâ fĂŒr die Abfallwirtschaft im Odenwald geschaffen.
Seither gibt es MĂŒlltonnen und gelbe SĂ€cke und eine geregelte Abfuhr. All das gab es vorher nicht und die OdenwĂ€lder schmissen seit Jahrhunderten ihren MĂŒll in die MĂŒmling. Erst jetzt hat dank der neuen Versorgungsstelle âVerbandsgeschĂ€ftsfĂŒhrerâ alles seine Ordnung und ĂŒberall ist es sauber.
Besonders von der Bevölkerung geschĂ€tzt: die vielen neu geschaffenen Rest- und SperrmĂŒllsammelstellen an öffentlichen ParkplĂ€tzen. Die schwere Last des Amtes, das es vorher so nicht gab, teilt er sich mit dem Verbandsvorsteher, ebenfalls ein verdienter ParteifunktionĂ€r des Kreises.
Nur einer fehlt noch im DreimĂ€nnerbund: Der rote RĂŒdiger! Der ist wieder nach Wiesbaden ârĂŒckgebettetâ worden. Vielleicht kommt er nach der nĂ€chsten Wahl wieder. Auf die dann neu geschaffene Stelle eines HauptverbandsgeschĂ€ftsfĂŒhrers, vielleicht?
Auch dem Nachfolger im vorherigen Amt des âVerbandsgeschĂ€ftsfĂŒhrersâ soll an dieser Stelle fĂŒr sein Engagement ausdrĂŒcklich gedankt werden. âFangt Ihr schonmal an, wenns gut lĂ€uft kommâ ich spĂ€ter mit dazu und stell mich vorne dran!â So oder so Ă€hnlich kennen wir unsere Polit- und Parteiendarsteller.
Man denke etwa an eine mit viel Aufwand und Sachverstand durch die Lehrerin einer örtlichen Schule zum Gedenken an die Progromnacht vom 9. November 1938 durchgefĂŒhrten Veranstaltung ĂŒber mehrere Stationen in der Stadt. Hier war man gerne âah dabeiâ. Beachtenswert, dass dies trotz dringlicher AmtsgeschĂ€fte möglich war.
Ein Politprofi kennt eben keinen Stress. Das kennen nur Leistungsschwache, nicht aber die Highperformer in den Amtsstuben. Da kann man auch mal an einer Veranstaltung teilnehmen und wÀhrend der Redner spricht, im Hintergrund laut gestikulierend am Handy laschetieren, wenn die Dringlichkeit der AmtsgeschÀfte dies erfordert.
Auf jeden Fall ist es ein Ritterschlag und Lob von höchster Stelle fĂŒr die Veranstalterin, wenn das stĂ€dtische, vom BĂŒrger bezahlte Presseministerium, die Veranstaltung ex post zu einer Veranstaltung des BĂŒrgermeisters umwidmet.
Auf diese Weise bekommt im Advent jeder Politiker sein Stiefelchen vom Steuern- und Abgabenzahler fleiĂig gefĂŒllt. DafĂŒr ist der BĂŒrger ja schlieĂlich da und deshalb darf er auch immer mal wieder wĂ€hlen.
Beim ersten Kerzlein wird es jetzt auch fĂŒr die Regierten etwas heimelig warm. WĂ€hrend sie davon trĂ€umen, dass der Heizöltank vielleicht bis in den Sommer âhinĂŒberlangtâ, sind die AmtstrĂ€ger schon mit dem neuen 2023 Kalender beschĂ€ftigt und bauen ihre BrĂŒcken.
Bald ist schlieĂlich wieder Sommer und da geht es in den SĂŒden. Wohin wird noch ausgegoogelt. Hauptsache auf dem Weg liegt irgendwie Rumilly â ein dienstlicher Anlass lĂ€sst sich ja schlieĂlich immer konstruieren â und das stĂ€dtische Presseamt hat dann auch schnell die passenden Bilder parat.