Auch den Gästen gefällt es beim Michelstädter Altstadtfest
Nicht das große Spektakel, sondern die familiäre Atmosphäre macht den ReizMICHELSTADT. - Der frühere Michelstädter Bürgermeister Erwin Hasenzahl hätte sich gefreut über die Entwicklung des von ihm vor 40 Jahren nach Miltenberger Vorbild ins Leben gerufenen Altstadtfestes.
Nicht nur, weil in der langen Zeit aus dem Festerlös viele Finanzmittel in die Erhaltung oder Instandsetzung diverser historischer Bauobjekte geflossen sind, auch weil es bis heute nichts von der ursprünglichen Attraktivität eingebüßt hat.
Nur, dass es heute nicht wechselnde Vereinsgruppen als Festgestalter sind, sondern in harmonischer Zusammenarbeit der „Förderkreis Historisches Michelstadt“, der Kerweclub und der Gewerbeverein, welcher mit der „Nacht der tausend Lichter“ und dem verkaufsoffenen Sonntag die Menschen aus dem weiteren Umfeld anzieht.
Sozusagen noch „unter sich“ war man am Freitag bei der Eröffnung, als mehr Plätze als in den Vorjahren besetzt waren. Lutz Hasenzahl, Enkel des Festgründers und Vorsitzender des Förderkreises, fand die passenden Worte, um neben den zum Bieranstich erschienenen Kommunalvertretern insbesondere auch die „Traditionalisten“ zu begrüßen.
Sein besonderes Willkommen galt den von der Gründung an aktiven Unterstützern Heinz Rebscher, Bernd Hasenzahl und Werner Weyrich. Bürgermeister Stephan Kelbert brauchte sieben Schläge, um den Spund ins erste Fass zu treiben.
Obs am Gerstensaft selbst lag, der dieses Mal nicht mit dem weichen Michelstädter Wasser, sondern nur nach Michelstädter Rezept gebraut war? Es schäumte und schmeckte dennoch, zumal Kelbert dazu aufrief, sich selbst und die Stadt mit ihren vielen Angeboten für Jung und Alt zu feiern.
Das ließen sich die Eröffnungsgäste nicht zweimal sagen. Sie blieben lange, zumal die Temperaturen zu später Stunde recht angenehm waren und die Newcomer-Band Harvest 21 aus dem Odenwald mit Rock und Pop nicht nur den Junggebliebenen ins Ohr ging.
Am Samstag nutzten insbesondere Tagestouristen und Wochenendurlauber die Gelegenheit zum Festbesuch. Wer den Weg in den Kellereihof gefunden hatte, fand Gefallen an dem fröhlichen Tun und dem vielfältigen Brauchtumsangebot.
Man staunte nicht nur über Bernd Weinthäters Kartoffeldämpfer, sondern versuchte auch die gegarten Quellmänner mit Quark, trank ein Helles von Ralf Daums Hausbrauerei. Gut besucht waren die Vorführungen der funktionstüchtigen Getreidemühle von 1426 in der Remise der Kellerei.
Nach einer fast zehnjährigen Pause war es wieder Manfred Martin, der mit profunden Kenntnissen das Mahlwerk erläuterte und das rustikale Mühlenbrot offerierte. Insgesamt kennzeichnete nicht das große Spektakel das Geschehen, sondern die kleinen Unterhaltungsangebote waren es, die trotz der hochsommerlichen Temperaturen dem Publikum gefielen.
Richtig Betrieb bei der langen Einkaufsnacht gab es relativ spät. Wenn die Veranstalter auch heuer auf spektakuläre Straßenmodenschauen verzichtet hatten, so waren es doch viele Hingucker, mit denen die teilnehmenden Geschäfte auf sich aufmerksam machten.
Die ganze Innenstadt von der Bahnhofstrasse in Höhe des Wiesenweges durch die Fußgängerzone über den Marktplatz bis fast zum Lindenplatz hatte sich herausgeputzt.
Käufer und Sehleute genossen es gleichermaßen, selbst zu weit vorgerückter Stunde durch die illuminierten Gassen zu schlendern und dabei die wohlschmeckenden trink- und essbaren Schmankerl zu genießen.
Eng war´s im Kellereihof, als die Cover-Band „Doungie und the blind brothers“ aufspielte und die Feierlustigen sogar im Stehen ausharren und das Glas halten mussten. Gut besucht waren die Biergärten, die mit musikalischer Untermalung zum Verweilen einluden.
Glanz- und Höhepunkt war die Feuer- und Flammenschau der Gruppe „Art Artistika“ von Sandra Niemtschak und Stefan Rosewick, die in verschiedenen Durchgängen technisch anspruchsvolle Feuerartistik mit tänzerischer Theatralik in Szene setzten.
Was die Kauflust der Besucher anbelangt, waren die Erwartungen nicht alzu hoch. Nicht unbedingt ein ins Auge gefasster Umsatzrekord war die Wunsch-Vorgabe bei der Gewerbevereins-Einkaufsnacht, sondern Angebot und Leistung in einem besonderen Rahmen wollte man darstellen und sich viel Zeit nehmen für jeden Besucher und zukünftigen Kunden.
Und dieses Ziel ist allemal erreicht worden. „Wir sind zufrieden“, bilanzierte es kurz und bündig Geschäftsführerin Christiane Adler vom Kaufhaus Henschel.
Am Sonntag spielte die Trachtenkapelle Michelstadt zum Frühschoppen auf, beim verkaufsoffenen Nachmittag gab es ein letztes Stelldichein. In bunter Reihe saßen Einheimische und Ausflügler, um sich im persönlichen Austausch bei Kaffee und Kuchen an der gelebten Altstadtromantik zu erfreuen.
Selbst nach der Ermittlung der Gewinner aus dem Altstadt-Quiz dauerte es noch, ehe die Festbesucher an den Heimweg dachten.