ODENWALD-TILL: Reitende Boten als touristisches Highlight in Erbach
Heute widmet sich Odenwald-Till in seinem Satire-Beitrag den auf ihrem Weg zwischen Bad Homburg und Erbach von Raubrittern attakierten reitenden BriefbotenJetzt ist es amtlich: Seit heute, regieren im Erbacher Rathaus die Narren. Die Garden des CV Ulk haben nach hartem Kampf also in die Tat umgesetzt, was Till schon immer wusste: Dort geht es nicht mit rechten Dingen zu und das Realitätsverständnis der Erbacher Stadtoberen ist quasi identisch mit Donald Trumps Wahrheitsliebe.
Die Realitätsverweigerung á la Trump, die der amerikanische Präsident in seinem jüngsten Rundumschlag gegen die Medien offenbarte, hat auch in der närrischen Verwaltung der Odenwälder Kreisstadt Einzug gehalten.
Denn dort tragen Briefe mit dem Ausgangsdatum 05. Dezember 2016 den „Eingangsstempel 19. Dezember 2016“ wie der inzwischen durch Ulker Narren abgesetzte Sir Harald in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung vom 16. Februar auf Nachfrage zur „Ankunft“ des Mahnbriefes verkündete, um möglicherweise eine Frist zu vernebeln.
Und keiner der schläfrigen Parlamentarier fragte nach, ob und wie lange die inhaltsschwere Depesche zur fragwürdigen Umgestaltung des Erbacher Marktplatzes („der vorgelegte Entwurf ist in dieser Form denkmalschutzrechtlich nicht genehmigungsfähig“) vor „der Stempelung“ schon auf irgendwelchen Schreibtischen im Rathaus wartete, bis die „Eingangsfrist“ passte.
Tills Fazit: Wer nichts genau erfahren will, fragt auch nicht dezidiert nach, so wie es die Mandatsträger in der Narrenstadt seit Jahren handhaben und damit dem bunten Treiben den Boden bereiten.
Im Zuge der bevorstehenden Änderungen des Entwurfsplans zur Neugestaltung des Erbacher Marktplatzes sollen jetzt also durch Stadtbaumeister La Meir ab März die Einwendungen des Landesdenkmalamtes, wenn diese „abgestimmt“ sind, in den Ursprungsplan eingearbeitet werden. Dabei wird der Stadtplaner auf der von ihm vorgesehenen Flaniermeile vor dem Schloss auch einige Pferdeboxen in seinen Zeichnungen berücksichtigen müssen.
Auch die alljährliche Präsenz des Steinbacher Schmieds Wilhelm Paulus beim Erbacher Weihnachtsmarkt soll zur dauerhaften Einrichtung im Erbacher Zentrum werden und muss in die zu verändernde bauliche Marktplatzplanung einfließen. Dort wird der Schmied künftig, höchstwahrscheinlich beim ehemaligen Marstall auf der gegenüberliegenden Seite des Schlosses, seinem Handwerk nachgehen und Pferde beschlagen.
Damit mutiert die Erbacher Innenstadt zu einem touristischen Highlight im Odenwald und lässt die Historie fröhliche Urständ feiern, wenn die reitenden hessischen Boten mit ihren amtlichen Briefen aus Bad Homburg in die Reiterstadt Erbach galoppieren und ihre Rösser auf dem Marktplatz versorgen lassen.
Klar, dass die Tiere hungrig, erschöpft und müde sind, wenn sie nach diversen Raubritter-Attacken auf ihrem langen und beschwerlichen Weg aus dem Taunus in den Odenwald immerhin nach exakt zwei Wochen ankommen und ihre Reiter die Botschaft der Denkmalpflege bei der Verwaltung der Staatlichen Schlösser in Hessen dem Adressaten im Erbacher Stadtbauamt abliefern.
Mit diesen „Änderungen“ im Entwurfsplan von Stadtbaumeister Martin La Meir ist gewährleistet, dass die Narretei in Erbach auch ab Aschermittwoch 2017 zumindest im Rathaus ihren festen Platz behalten wird.