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Biber auf Wanderschaft macht Station in Würzberg

Pudelwohl fühlte sich dieser Jungbiber im Fischteich der Familie Walther im Michelstädter Stadtteil Würzberg.

Tagsüber hielt sich das nachtaktive Tier im geschützten Ufebereich des Teichs auf.

Nach einigen „Schwimmrunden“ begann der Biber mit seinen „Erdarbeiten“ zum Bau von Röhren und Gängen im Uferbereich des Fischteichs. Fotos: Familie Walther

Nach mehrtägigem Gastspiel eines jungen Bibers auf dem Hof der Familie Walther in Südhessen wurde das Tier von Naturschützern gefangen und an anderer Stelle im Odenwald ausgewildert

WÜRZBERG. - Da staunte die Familie Walther nicht schlecht, als sich kürzlich ein zunächst unbekanntes Wesen auf ihrem Hof in Würzberg tummelte. Richtig heimisch gemacht hatte sich dann das zwischenzeitlich als Biber identifizierte Tier in wenigen Tagen auf dem Hof.

Den großen Fischteich auf dem Waltherschen Anwesen hatte der knapp ein Meter große Biber fluggs in Beschlag genommen.

Von der Familie zu Rate gezogene Tierschützer empfahlen, Ruhe zu bewahren, denn das noch junge Tier sei sicher auf der Wanderschaft von seinem Geburtsort in ein neues Revier und werde wohl in Kürze weiterziehen.

Die in dem Michelstädter Höhenstadtteil vorgefundenen Lebensbedingungen bei der Familie Walther schienen dem Biber indes so ideal, dass er begann es sich hier heimisch zu machen.

Weil Biber bevorzugt in langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit weichen Gehölzarten in Ufernähe leben, begann er hier rasch „seinen“ neuen Lebensraumwahl nach seinen Ansprüchen umzugestalten. Sehr zum Leidwesen der Hofbesitzer, deren Nähe dem Biber nichts ausmachte.

In dem offenbar bestens zum Graben geeigneten Ufer begann das Tier damit Baue und Röhren anzulegen und zerstörte dabei unweigerlich die im Teichbett ausgelegte Folie.

Das Wasser des mit Fischen bestückten Teichs verwandelte sich durch die „Erdarbeiten“ des Bibers in kurzer Zeit in eine unansehliche braune Cloake.

Die eingebauten Filteranlagen waren ebenfalls rasch verstopft, sodass dem fleißigen Tun des Nagers Einhalt geboten werden musste. Herbeigerufene Tierschützer fingen das streng geschützte Tier schließlich ein und wilderten es an anderer Stelle im Odenwald wieder aus.

Für die Familie Walther wurde das Gastspiel des Bibers freilich zu einer kostspieligen Angelegenheit, beläuft sich der entstandene Schaden am Teich und den Filteranlagen doch immerhin im vierstelligen Bereich.

INFO:

Der Biber war ursprünglich in Europa und Asien heimisch, wurde jedoch im 19. Jahrhundert durch Bejagung in weiten Teilen Europas und fast ganz Deutschland ausgerottet.

Durch konsequente Schutzmaßnahmen und Auswilderungen im 20. Jahrhundert hat sich die Population des Bibers in den letzten Jahrzehnten wieder erholt. Der aktuelle Bestand ist in Deutschland wieder bis auf etwa 25.000 Tiere angewachsen.

Der Biber wird bis 30 kg schwer und bis zu 20 Jahre alt. Er lebt in langsam fließenden und stehenden Gewässern mit Gehölzen nahe dem Ufer.

Wie kein anderes Tier gestaltet der Biber die Landschaft nach seinen Ansprüchen: er fällt Bäume, baut Burgen und Dämme und staut Bäche auf. Dadurch schafft er nicht nur sich, sondern auch vielen Pflanzen und Tieren einen geeigneten Lebensraum.

Das größte Nagetier Deutschlands ist mit seinem Körper perfekt an den Lebensraum Wasser angepasst, obwohl es nur ein paar Stunden täglich dort verbringt. Seine Gestalt ist stromlinienförmig, um den Energieverbrauch im Wasser zu reduzieren.

Der kompakte Körperbau besitzt ein sehr gutes Verhältnis von Körperoberfläche zu Körpervolumen, wodurch weniger Wärme verloren geht.

An Land wirkt der Biber oft plump und unbeholfen, jedoch werden seine schnellen Sprints und Kletterkünste, wie das Erklimmen von Steilufern, unterschätzt.

Die Biber-Kelle ist der breit abgeflachte, beschuppte Schwanz und ein wahres Multifunktionsorgan: Sie dient als Steuer und Ruder beim Schwimmen, als Kommunikationsmittel bei Gefahr, indem mit ihr auf die Wasseroberfläche geklatscht wird, als Fettspeicher im Winter, als Stütze beim Sitzen und zur Abkühlung an heißen Tagen, indem sie ins kalte Wasser gehalten wird.

Biber fällen Bäume. Dabei sitzen sie auf den Hinterbeinen und benagen Bäume etwa einen halben Meter über dem Boden, quer zum Stamm. Mit den oberen Schneidezähnen haken sie in die Rinde und mit den unteren wird geraspelt. So entstehen zwei parallele, knapp 10 mm breite Rillen, rund um den ganzen Stamm – die typische „Sanduhr-Form.“