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Wiesenmarkt-Eröffnung: Gemeinsames, an der Tradition orientiertes Handeln

Sonderehrung: Für seinen überdurchschnittlichen Einsatz in der Zeit bis zur Amtsübernahme des neuen Bürgermeisters Dr. Peter Traub ehrte dieser den Ersten Stadtrat Erwin Gieß (rechts) mit dem Wiesenmarktteller 2018.

Regionale Hoheiten gaben sich samt ihrer Prinzessinnen ein Stelldichein zur Wiesenmarkteröffnung.

Auf einem Festwagen mit dem Porttrait des Marktstifters Graf Franz I. angeführt, zog der Festzug zur Eröffnung des Erbacher Wiesenmarktes durch die Straßen von der Bahnstraße über den Marktplatz bis zum Festgelände. Fotos: er

Zur kurzweiligen offiziellen Eröffnung des Erbacher Wiesenmarktes 2018 leisteten Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer, Erbachs neuer Bürgermeister Dr. Peter Traub und Graf Eberhard zu Erbach-Erbach ebenso tiefsinnige wie humorvolle Redebeiträge

ERBACH. - Wohltuend prägnante wie erheiternde, weil jeweils mit einem Schuss Humor gewürzte Redebeiträge kennzeichneten den offiziellen Wiesenmarktauftakt 2018 am gestrigen Samstag.

Vor geladenen Gästen im Schlosshof, bei der offiziellen Zeremonie auf dem Marktplatz und zur Eröffnung des Europäischen Dorfes auf dem Festgelände lies der „Bürgermeister in Lauerstellung“ (Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer zu Erbachs neuem Rathauschef Dr. Peter Traub, dessen Dienstzeit erst am heutigen Sonntag beginnt) keinen Zweifel aufkommen, dass er ein wichtiges Wahlversprechen umsetzen wird.

Sich um die Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger zu kümmern, und diese ebenso einbeziehen in seine Entscheidungen, wie sich an den Aktualitäten zu orientieren, erlebten Ehrengäste teilweise in höchst emotionaler Weise gleich zu Beginn der Bürgermeister-Aktivitäten beim Empfang im Schlosshof, was dem neuen Bürgermeister allenthalben uneingeschränkt Lob eintrug.

Drei Protagonisten sinnbildlich für das große Volksfest

Dr. Peter Traub schilderte eindrucksvoll, wie er im vergangenen Jahr zu Beginn seines Bürgermeisterwahlkampfes den Wiesenmarkt als Jahreshöhepunkt in der Odenwälder Kreisstadt „im Komplettprogramm vom inoffiziellen >Dunnerschdaach< bis zum bitteren Ende zehn Tage später“ kennen- und schätzengelernt hat.

Mit Marktmeister Peter Breitenbach, Marco Koenitz dem Juniorchef der seit 66 Jahren beim Erbacher Wiesenmarkt vertretenen Südhessenmesse, die früher als Odenwald-Ausstellung firmierte, und Graf Eberhard zu Erbach-Erbach benannte der Bürgermeister drei Protagonisten, die sinnbildlich für das große Volksfest stehen.

„Erbacher Wiesenmarkt steht in der Tradition des Eulbacher Marktes“

Die Besonderheit des Wiesenmarktes, in Erbach als „fünfte Jahreszeit“ und Indikator der Jahreszeitrechnung bezeichnet, stehe untrennbar mit den genannten Personen in Verbindung. Einmal gelinge es dem Marktmeister Peter Breitenbach, „der in Deutschland bestens vernetzt ist“, immer wieder auf's Neue, „interessante Schausteller und Händler auf unseren Wiesenmarkt zu bringen“.

Auch die seit dem Jahr 1952 dem Wiesenmarkt angegliederte ursprüngliche Odenwälder Leistungsschau habe eine stete Fortentwicklung mit permanent wachsender Bedeutung weit über den Odenwald hinaus erfahren. Dies sei Verdienst der Familie Koenitz, die nunmehr in dritter Generation die zur Südhessenmesse mutierte Schau organisiert „und für mich ein dickes Lob wert ist“.

„Ein dritter Grund, warum ich den Erbacher Wiesenmarkt für etwas Besonderes halte“, sei das Faktum, „er steht in der Tradition des Eulbacher Marktes, und er steht in der Tradition unseres Grafenhauses. Darauf sollten wir alle stolz sein.“

Es sei „der von uns zurecht mit einem Denkmal geehrte Graf Franz, der auf den 25. Juli 1802 in Eulbach einen Freimarkt gestiftet hat“.

Vor diesem Hintergrund gelte es festzuhalten „wir sind nicht nur ein toller Rummel, wir sind auch nicht nur eine tolle Leistungsschau, wir sind der Erbacher Wiesenmarkt in der Tradition des Eulbacher Marktes“.

„Tradition wahren und auch im äußeren Erscheinungsbild wieder sichtbarer machen“

Mit Blick in die Zukunft gelte es diese Tradition zu wahren „und auch im äußeren Erscheinungsbild wieder sichtbarer zu machen“. In diesem Sinne wolle man „einen tollen Wiesenmarkt und die Freundschaft untereinander feiern“.

Anknüpfend an die Tradition des Eulbacher Marktes schlug Graf Eberhard den Bogen zum Großbrand, der zwei Tage vorher das rückwärtige Gebäude des Jagdschlosses Eulbach größtenteils zerstört hat.

Der Schlossherr dankte insbesondere den Freiwilligen Feuerwehren, „die Großartiges geleistet haben“, und durch rasches und umsichtiges Handeln ein Übergreifen auf das eigentliche Schlossgebäude sowie den angrenzenden Wald verhindert haben.

„Feiern erstmal Wiesenmarkt, hier bläst keiner Trübsal“

Die „Anteilnahme aus der Bevölkerung“ sieht Graf Eberhard zu Erbach-Erbach als Zeichen der Verbundenheit. Er versicherte, „noch in der Wiesenmarktwoche“ mit den Abbrucharbeiten beginnen zu wollen um dann rasch den Neuaufbau des Gebäudes voranzutreiben. „Wenn das dann in eineinhalb bis zwei Jahren fertig ist, dann feiern wir zusammen“, versprach der Schlossherr.

„Aber jetzt feiern wir erstmal Wiesenmarkt, hier bläst keiner Trübsal“, forderte Graf Eberhard zum gemeinsamen Besuch des größten südhessischen Volksfestes auf.

Vorliebe für gediegenere Volksfestaktivitäten

Er sei mit dem Versprechen nach Erbach gelockt worden, „dass es erstmal ein Bier gibt“ scherzte Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer, der gleich nach seinem Eintreffen vom Bürgermeister zum Mikrofon gebeten wurde. Er sei froh, dass er, der unter Höhenangst leide, nicht an allem teilhaben müsse, was der Wiesenmarkt zu bieten habe, sagte Schäfer mit Blick auf schwindelerregende Fahrgeschäfte.

„Ich bin auch froh, dass ich nicht an der Ladysnight teilnehmen muss, wo jemand gesucht wird, der sich auszieht“, zeigte der Finanzminister seine Vorliebe für gediegenere Volksfestaktivitäten auf.

„Außergewöhnlich, was Du, ohne zu fragen, an Terminen übernommen hast“

Obligatorische Wiesenmarktteller gab's vom neuen Bürgermeister traditionsgemäß für den Ehrengast aus der hessischen Landesregierung und Graf Eberhard sowie ausnahmsweise auch für ein Magistratsmitlied: Erster Stadtrat Erwin Gieß habe sich diese Ehrung redlich verdient in den vergangenen Monaten, sagte der Bürgermeister.

„In einem Interregnum, der alte Bürgermeister abgewählt, und de facto nicht mehr da, und der Neue noch nicht im Amt", sei ein Vakuum entstanden, in dem es „außergewöhnlich war, was Du, ohne zu fragen, an Terminen übernommen hast“, obwohl er sich selbst in dieser Zeit, aufgrund der schweren Erkrankung und dem Tod seiner Ehefrau, in einer persönlich schwierigen Lebenssituation befand.

„Wenn das Gemeinwesen Einsatz verlangte, war Erwin Gieß immer da, dafür gebührt ihm unser aller Dank“, sagte Traub sichtlich bewegt und überraschte den so Geehrten mit dem offiziellen Wiesenmarktteller 2018.

Viele Erbacher und regionale Teilnehmer beim Eröffnungsfestzug

Dem Empfang im Schlosshof folgte auf dem Marktplatz die Eröffnungszeremonie mit Jagdhornklängen der gräflichen Jäger vom Balkon des Schlosses aus, sowie Grußworten des neuen Bürgermeisters und des Grafen. Ingo Stegmüller verlas das Marktdekret des Grafen Franz I., ehe der Staatsminister mit launigen Worten die Bedeutung des Erbacher Wiesenmarktes noch einmal hervorhob und die aktuelle Auflage offiziell eröffnete. Neun Böller unterstrichen das dann auch akustisch.

Kaum war der letzte Böller verhallt, setzte sich der von zahlreichen Erbacher und regionalen Vereinen, Verbänden und Gruppierungen gestaltete Eröffnungsfestzug unter der musikalischen Begleitung diverser Musiküge und Kapellen von der Bahnstraße aus über den Marktplatz zum Festgelände in Bewegung, wie alljährlich kommentiert von Chris Müller.