Erbacher GRÜNE fordern Rücktritt von Bürgermeister Dr. Peter Traub
Paukenschlag zu Beginn der Sitzung des Erbacher Stadtparlaments: Für die GRÜNEN forderte Gudrun Gebhardt den Rathauschef zum Rücktritt auf, falls er nicht bereit oder in der Lage sei, seiner Verpflichtung nachzukommen, die demokratischen Entscheidungen der Stadtverordneten im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger umzusetzenERBACH. - Die üblichen Regularien zu Beginn der Sitzung der Erbacher Stadtverordneten waren am Donnerstagabend, 10. Oktober, kaum abgehandelt, da warteten die GRÜNEN im Erbacher Parlament mit einem Paukenschlag auf und forderten Bürgermeister Dr. Peter Traub zum Rücktritt auf, falls er nicht bereit oder in der Lage sei, seiner Verpflichtung nachzukommen, die demokratischen Entscheidungen der Stadtverordneten im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger umzusetzen.
Vor gerade einmal rund drei Monaten wurde Erbachs Bürgermeister Dr. Peter Traub in seine zweite Amtszeit als Bürgermeister der Odenwälder Kreisstadt eingeführt, nachdem er Ende Februar die Wahl gegen seinen Herausforderer Eric Engels knapp gewonnen hatte.
In Erbachs Kernstadt abgewählt
Schon damals war der Unmut über Traubs Amtsführung groß und die Bürger in der Kernstadt hatten ihn abgewählt, während er insbesondere in den Stadtteilen Ebersberg und Günterfürst fehlende Voten auffangen konnte und schließlich mit rund 200 Stimmen Vorsprung seinen Herausforderer auf Platz zwei verwies.
Die aktuelle Aufforderung der GRÜNEN, vorgetragen von Gudrun Gebhardt, war angelehnt an die jüngste Personalflucht aus dem Erbacher Rathaus, die jetzt auch elementare Sachbereiche wie die Personalleitung und zuletzt den Stadtkämmerer sowie die kaufmännische Leitung des städtischen Bauhofs in der Erbacher Stadtverwaltung betrafen (siehe FACT-Bericht unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews).
Parteien wollen Versäumnisse des Bürgermeisters nicht hinnehmen
Danach hatten zunächst CDU, SPD und die GRÜNEN kritisiert, es sei „nicht hinnehmbar, dass die Funktionsfähigkeit der Stadt durch Versäumnisse des Bürgermeisters aufs Spiel gesetzt wird“ (siehe FACT-Bericht unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/odenwaldkreis/details/?tx_ttnews).
Der Erbacher Rathauschef weist jedoch jede Schuld von sich und kritisiert seinerseits vielmehr die Parlamentarier, die angeblich noch immer im Wahlkampf verharren würden. Die sachbezogene Kritik negiert er.
Die Aufforderung von Gudrun Gebhardt hat folgenden Wortlaut:
> Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher Duarte,
sehr geehrte Stadtverordnete,
heute möchten wir das Thema der anhaltenden Kündigungswelle im Rathaus Erbach zur Sprache bringen, das uns alle beschäftigt. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Ursachen dieser Entwicklungen zu verstehen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Wir müssen uns fragen: Was sind die Gründe für die zahlreichen Kündigungen? Warum werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits in der Probezeit entlassen?
Und warum verlassen so viele langjährige Beschäftigte die Stadtverwaltung? Diese Entwicklungen sind besorgniserregend und erfordern eine offene und ehrliche Analyse.
Kündigungen in einer Stadtverwaltung entstehen häufig durch mangelnde Führung und Kommunikation. Wenn die Mitarbeiter das Gefühl haben, dass ihre Anliegen ignoriert werden, oder sie sich bei Entscheidungen übergangen fühlen, entsteht Frust.
Besonders langjährige Mitarbeiter, die ein tiefes Verständnis für die Strukturen und Prozesse der Verwaltung haben, erwarten, dass ihre Erfahrung und ihre Vorschläge geschätzt werden. Bleibt diese Wertschätzung aus, führt dies zu Unzufriedenheit.
Gerade diese erfahrenen Mitarbeiter kennen die speziellen Herausforderungen der Verwaltung genau. Wenn ihre Expertise nicht ausreichend berücksichtigt wird oder sie sich mit der Richtung, in die sich die Verwaltung entwickelt, nicht identifizieren können, wächst die Frustration.
Ein negatives Arbeitsklima, geprägt durch mangelnde Führung, fehlende Wertschätzung oder zunehmenden Druck, kann dazu führen, dass sich langjährige Mitarbeiter zunehmend von der Verwaltung entfremden.
Wie oft hat der Bürgermeister den Dialog mit den betroffenen Mitarbeitern gesucht, um ihre Beweggründe zu verstehen?
Wir haben bereits eine Kündigung im Personalamt erlebt, gefolgt von weiteren in leitenden Positionen im Bauhof, der Stadtkämmerei und im Bereich Stadtleben.
Wie soll sich die Situation weiterentwickeln, und welche Schritte werden vom Bürgermeister ergriffen, um diese Lage zu stabilisieren? Diese Fragen müssen dringend geklärt werden, um weitere negative Konsequenzen zu vermeiden.
Es ist die Aufgabe des Bürgermeisters, nicht nur den Dialog mit den Stadtverordneten zu suchen, sondern auch offen und konstruktiv mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rathauses zu sprechen.
Abwertende Bemerkungen über die Stadtverordneten helfen dabei nicht weiter – sie sind weder hilfreich noch dem Amt des Bürgermeisters angemessen.
Auch in finanzieller Hinsicht ist verantwortungsvolles Handeln gefragt. Die Stadt Erbach verfügt nicht über unbegrenzte Mittel. Eine vorausschauende und sorgfältige Finanzverwaltung ist unerlässlich, um eine weitere Verschuldung zu verhindern.
Zum Schluss möchten wir klarstellen: Der Bürgermeister ist dazu verpflichtet, die demokratischen Entscheidungen der Stadtverordneten im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger umzusetzen.
Sollte er nicht bereit oder in der Lage sein, diese Verantwortung zu tragen, ist es an der Zeit, Konsequenzen zu ziehen und den Weg für jemanden zu ebnen, der die Interessen unserer Stadt Erbach ernst nimmt. <
Peter Traub bleibt gelassen und flüchtet sich in Ironie
Sichtlich überrumpelt von dieser Forderung wollte Traub zunächst wissen: wer ist >Wir<? Die Antwort auf diese Frage blieb ebenso nebulös wie Traubs Verteidigung, die darauf abzielte die politische Arbeit seiner Kritiker in Zweifel zu ziehen.
„Interessante Ausführungen“, nannte Peter Traub die Kritik an seiner Person, er sei „beeindruckt“, und ging zum Gegenangriff über: „Offenkundiger hätten Sie es nicht machen können.“
Jeder einzelne Kündigungsfall sei individuell zu betrachten. „Wenn Sie sich tatsächlich Sorgen machen würden, hätten Sie den Versuch unternommen, mit mir ins Gespräch zu kommen.“ Das sei nicht geschehen.
„Dieses Interesse haben Sie ja nicht. Es sagt mehr über Sie aus, als über mich“, befand der Bürgermeister und warnte vor möglichen negativen Folgen für die kritischen Protagonisten bei der nächsten Kommunalwahl 2026.