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„Ein Kind lernt vom Gelebten“

Elke Fülöp, seit 53 Jahren Erzieherin in der evangelischen Kita Beerfelden, ist auch mit 69 Jahren noch aktiv. Foto: Bernhard Bergmann

Elke Fülöp arbeitet seit 53 Jahren als Erzieherin und denkt nicht ans Aufhören

BEERFELDEN. - Das ist eine von diesen ungezählten Geschichten und Zitaten, mit welchen Elke Fülöp das Buch füllen könnte, das sie schreiben sollte.

Als die Erzieherin in der evangelischen Kita Beerfelden einigen Kindern erzählt, dass gleich ein Mann von der Zeitung kommt, um darüber zu schreiben, dass sie schon so lange hier arbeitet, meint ein Mädchen: „Hoffentlich sagt er nicht, dass du jetzt weggehen sollst.“

Aber da muss sie sich keine Sorgen machen. Mal abgesehen davon, dass der Mann von der Zeitung ganz anderes im Sinn hat, denkt Elke Fülöp nicht ans Aufhören. Vor 53 Jahren hat sie ihre Ausbildung in derselben Kita begonnen, demnächst wird sie 69 Jahre alt.

„Und eigentlich wäre ich im Ruhestand“, erzählt sie, ihr Arbeitsvertrag endete nach 50 Dienstjahren automatisch. Aber sie beantragte Verlängerung: „Ich kann nicht gehen, das hier ist mein zweites Zuhause, das ist mein Leben“, sagt die Hebstahlerin; „solange ich einsatzfähig bin, will ich weiter arbeiten“.

„Und ich bin froh, wenn du bleibst“, antwortete ihr Marco Lautenschläger, der Geschäftsführer der Gemeindeübergreifenden Trägerschaft (GüT) der evangelischen Kitas im Dekanat Odenwald. Er fertigte sogleich einen Anschlussvertrag für sie aus.

Anstrengend, nun ja, sicher manchmal, das kann ja nicht ausbleiben bei Lärm, Toben und all dem, was kindliche Energie so mit sich bringt; immerhin hat die Kita 112 Plätze in vier Gruppen und einer Krippengruppe. „Aber Kinder machen mir unheimlich Freude.

Und ich bin total entspannt und kann sie gut einschätzen“, sagt die Erzieherin. Das gehört zu ihren Stärken, die sie sich nach über fünf Jahrzehnten tatsächlich im buchstäblichen Sinn erarbeitet hat. „Ein Kind lernt vom Gelebten“, ist sie sicher.

Erzählen kann man viel – wenn man es nicht tut und vor allem gemeinsam einübt, dann wird es mühsam, das zu verinnerlichen. Und: Kindern Freiraum lassen, das gehört nach ihrer Erfahrung ebenfalls zu einer guten erzieherischen Arbeit.

Was in ihrem Beruf hingegen wirklich anstrengend sei, sei die Verwaltung, „das macht fix und alle“, weiß Elke Fülöp. Sämtliche Erzieherinnen bekommen das mit, aber vor allem liegt diese Aufgabe bei ihrer langjährigen Kollegin und Chefin Ute Emig sowie natürlich bei GüT-Geschäftsführer Lautenschläger.

Dass sie bei einer evangelischen Kita arbeitet, ist kein Zufall. „Kirche ist mir wichtig, die ganze Familie hatte dazu immer einen Bezug“, erinnert sich Elke Fülöp, in deren langer Zeit in der Stadt am Berge viele Pfarrerinnen und Pfarrer kamen und gingen.

Eine lange Konstante bildete Ludwig Köpp, zunächst Pfarrer, später über viele Jahre zusätzlich Dekan. Er hat Elke Fülöps Lebenslauf begleitet – von ihrer eigenen Taufe über ihre Konfirmation und Heirat bis hin zur Taufe ihres Sohnes Florian. Ihr Mann ist vor neun Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.

In ihrer Freizeit fährt sie gerne am Wochenende mit dem E-Bike durch den Wald oder geht gemeinsam mit Freundinnen frühstücken. Und freut sich, dass sie auf ihre Weise die Lebensläufe vieler Menschen begleiten darf, weit über die Kinderschuhe hinaus.

Es gibt eine Beerfelder Familie, bei der bald die dritte Generation in ihre Obhut kommt; Elke Fülöp hat bereits den heutigen Großvater in dessen Kindertagen betreut – wo gibt es sowas schon? Wie gesagt, sie könnte ein Buch schreiben.