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Ohrfeige beschert Seckmauern seinen Pfarrer

Viel Interessantes aus der Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Seckmauern wusste Roland Sattler (links) zu berichten; interviewt wurde er im Gottesdienst von Pfarrer Thomas Reichard. Foto: Bernhard Bergmann

SECKMAUERN. - Eine evangelische Kirchengemeinde gab es schon vorher, eine Kirche und ein Pfarrhaus ebenfalls – aber keine eigene Pfarrstelle. Die kam erst 1619 dazu.

Das vierhundertjährige Bestehen des evangelischen Pfarramts Seckmauern wurde dort nun mit einem großen Chorkonzert von „Chorona“ (Buseck) und einem Festgottesdienst mit der Starkenburger Pröpstin Karin Held (Darmstadt) gefeiert.

Als profunder Kenner der Lokalgeschichte erwies sich dabei der Historiker Roland Sattler, der in langen und mühevollen Forschungen die Jahreszahl 1619 für besagte Pfarrstellenerrichtung herausgefunden hat.

In einem Interview, welches Pfarrer Thomas Reichard mit Sattler führte, wurde deutlich, wie sehr in vergangenen Zeiten politische und religiöse Strukturen und Konflikte, darunter die Spaltung der Konfessionen, ineinandergriffen.

So führte letztlich eine Ohrfeige, die Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg dem Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm im Jahr 1613 in Düsseldorf während des jülich-klevisch-bergischen Erbfolgestreites verabreichte, über nachfolgende Entwicklungen 1619 zur Besetzung der Pfarrstelle mit Philipp Enlin.

Erste und einzige Pfarrerin innerhalb der vierhundertjährigen Geschichte war übrigens Anja Jacobi, die zusammen mit ihrem Ehemann Karl von 2009 bis 2014 in Seckmauern Dienst tat.

Pröpstin Karin Held stellte in ihrer Predigt die Gemeinde in den Mittelpunkt, in der sich sprachlich ja das Stichwort „gemeinsam“ finde. „Was aber ist in der bunten Vielfalt von Kirchengemeinden durch die Jahrhunderte hindurch bis heute das Gemeinsame, Verbindende?“, fragte die Starkenburger Pröpstin.

Die Antwort gibt ein Text aus der neutestamentlichen Apostelgeschichte: die Gemeinsamkeit des Lebens, der Lehre und des Glaubens, der Taufe und des Gebetes wie auch der Tischgemeinschaft beim Abendmahl.

Freilich schildere Lukas ein Idealbild von Gemeinde; denn „wo Menschen zusammen sind, gibt es Spannungen, passieren auch Fehler“, so die Pröpstin. Aber das Idealbild solle die Sehnsucht wecken, im Namen Jesu einen Ort zu schaffen „für Gott und um der Menschen willen“.

Dies sei zugleich der geistliche rote Faden durch die Jahrhunderte. Ausdrücklich dankte Pröpstin Held den vielen Menschen, die sich in der evangelischen Kirchengemeinde Seckmauern in ganz unterschiedlichen Bereichen durch die Zeiten hinweg engagiert haben und engagieren.

Einen klangvollen Eindruck von einem wichtigen Teil dieses Engagements gab der Kirchenchor, der den Festgottesdienst mitgestaltete.