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Zeugnis eines prĂ€genden KĂŒnstlers und Kunsterziehers

Regionalgeschichte: Auch Drucke bekannter OdenwÀlder Bauwerke und Plakate aus dem Nachlass von Franz Neundlinger werden im Kreisarchiv aufbewahrt. Seine Witwe Sigrid Neundlinger (links) sowie Archivleiterin Anja Hering betrachten einige Werke. Foto Stefan Toepfer/Kreisarchiv

KĂŒnstler und Kunsterzieher: Franz Neundlinger in einem um das Jahr 1975 entstandenen Bild. Foto: privat

Nachlass von Franz Neundlinger im Kreisarchiv + + + Viele OdenwÀlder Motive verarbeitet

ODENWALDKREIS / ERBACH. - Das Kreisarchiv ist so etwas wie das „GedĂ€chtnis“ des Odenwaldkreises. In ihm sind auch kulturell bedeutsame Werke aufbewahrt, die die Erinnerung an Kunstschaffende wachhalten.

So wie der Nachlass des 1993 verstorbenen Malers und Graphikers Franz Neundlinger. Zu dessen Todestag, dem 13. Februar, erinnern Landrat Frank Matiaske und Archivleiterin Anja Hering an die Bedeutung des KĂŒnstlers und Kunsterziehers.

Sigrid Neundlinger hatte dem Archiv schon vor einiger Zeit vor allem Linolschnitte und Monotypien ihres Mannes, aber auch Plakate und Zeitungsausschnitte ĂŒbergeben.

„Wir freuen uns, das Zeugnis der großen Schaffenskraft von Franz Neundlinger bekommen zu haben, der viele junge Menschen förderte und in seinem Werk etliche OdenwĂ€lder Motive aufgriff“, so Matiaske.

„Gerade diese Motive und die Arbeiten, die er fĂŒr hiesige Institutionen und Unternehmen geschaffen hat, sind fĂŒr die Überlieferung unserer Historie von Bedeutung.“

Hering erinnert an die BeitrĂ€ge Neundlingers zur „Kunst am Bau“: „Er hat etliche Werke in der Region geschaffen, von denen sich aber leider kaum noch Spuren finden.“

Neundlinger war 1948 nach Erbach gekommen, wo er zunĂ€chst an der Kreisberufsschule und anschließend von 1954 bis 1973 am Gymnasium Michelstadt als Kunsterzieher tĂ€tig war.

Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau im Jahr 1962 heiratete er ein Jahr spĂ€ter zum zweiten Mal. Sigrid Neundlinger stand 30 Jahre an seiner Seite. „Ich freue mich, dass sein Werk im Kreisarchiv aufbewahrt wird und so vor dem Vergessen bewahrt bleibt“, sagt sie.

Geboren wurde Neundlinger am 2. Juli 1908 in Komotau in Böhmen. Er studierte in Linz und Wien und erhielt 1934 fĂŒr das Wiener Messeplakat den Österreichischen Staatspreis fĂŒr Grafik.

Beruflich leitete er zunĂ€chst die Reklameabteilung der Bata-Werke in Zlin (MĂ€hren) und war danach freischaffender KĂŒnstler in Duppau, Lehrer an der Kreisberufsschule in Eger und KĂŒnstlerischer Leiter der StaatslehrwerkstĂ€tten in Tachau.

Nach dem Kriegsdienst in Russland und Frankreich kam er 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Der Verlust seiner Heimat fĂŒhrte ihn 1946 zunĂ€chst nach Dietkirchen an der Lahn, wo er eine Anstellung als Illustrator bei der Frankfurter Neuen Presse fand. Ab 1948 fertigte er auch Illustrationen fĂŒr das DarmstĂ€dter Echo.

Aus der Feder Neundlingers ist viel Gebrauchsgraphik entstanden: das Frankfurter Messezeichen 1949, KalenderblĂ€tter, Briefmarken, Schulbuchskizzen und auch BuchumschlĂ€ge, zum Beispiel fĂŒr die drei HeimatbĂŒcher des Odenwaldes „Was uns der Odenwald erzĂ€hlt“ (1953, 1954, 1955). 1983 schuf Neundlinger die Linolschnittvorlage fĂŒr den zweiten Weihnachtsteller des Erbacher Gewerbevereins, der den Marktplatz zeigt.

Gerade die OdenwĂ€lder Motive in Neundlingers Werk wurden gerne als Gastgeschenke ĂŒbergeben. Etwa bei einem Besuch einer Delegation in der schottischen Partnerregion im Jahr 1987, als der Kreistagsvorsitzende GĂŒnter Zabel und Landrat Dr. Baldur Nothhardt einen kolorierten Holzschnitt Neundlingers mit MichelstĂ€dter Motiven ĂŒberreichten.

Franz Neundlinger war auch als privater Kunstlehrer tĂ€tig. Zu seinen bekanntesten SchĂŒlern zĂ€hlt der ehemalige Bundesverkehrsminister Georg Leber, den er 1947 fĂŒr die Werkkunstschule in Offenbach vorbereitete.

Zudem beteiligte sich Neundlinger erfolgreich an Ausstellungen im In- und Ausland und erhielt zahlreiche Preise. Angekauft wurden Werke unter anderem vom StÀdelschen Kunstinstitut, Frankfurt, und der Stadt Darmstadt.