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Erbacher Wahl zwischen Beschimpfungen und Mut machenden Aufforderungen

Freuen sich über einen starken Kandidaten Eric Engels (Mitte): die stellvertretende CDU-Fraktionschefin Isabelle Müller-Hofmann, SPD-Fraktionschef Gernot Schwinn, GRÜNEN-Fraktionschefin Christa Weihrauch und CDU-Ortsverbandsvorsitzender André Weihrauch. Foto: er

Bürgermeisterwahl der Kontraste: Während Amtsinhaber Dr. Peter Traub auch nach der Wahl noch die ihn nicht unterstützenden Parteien als „einen Tiefpunkt der politischen Kultur im Odenwaldkreis“ und eine „Negativkampagne“ brandmarkte, forderte der knapp unterlegene Eric Engels auf, „zur Sacharbeit zurückzukehren und Ziele gemeinsam zu verfolgen“

ERBACH. - Erbach hat gewählt. Mit Dr. Peter Traub (68) haben die Kreisstadtbewohner ihren Bürgermeister bis 2030 berufen.

In einer denkbar knappen Entscheidung setzte sich der Amtsinhaber mit 5 Prozent (52,5% zu 47,5%, absolut 219 Stimmen) Vorsprung gegen seinen Herausforderer Eric Engels (59) durch. Erschreckend schwach war die Wahlbeteiligung mit lediglich 40,4% der 10.924 Wahlberechtigten, von denen nur 4.413 an die Urnen kamen.

Beide Bewerber waren als unabhängige Kandidaten zur Wahl angetreten, obwohl Traub (FDP) wie auch Engels (CDU) ihren politischen Heimathafen klar definiert haben.

Der Herausforderer wurde von den Kreistadtparteien aus CDU, SPD und GRÜNEN unterstützt. Die weiteren Fraktionen des Stadtparlaments wahrten Neutralität, sodass Traub lediglich seinen Amtsbonus in die Waagschale zu werfen hatte.

Allerdings gab es einzelne städtische Gremien, wie etwa den Ortsbeirat des Stadtteils Günterfürst, die trotz einer nach Paragraf 21 der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) klaren Regelung („Der ehrenamtlich Tätige ist zur gewissenhaften und unparteiischen Ausübung und zur Verschwiegenheit verpflichtet“) verbotenerweise Wahlwerbung für Peter Traub betrieben.

Dies gereichte dem Amtsinhaber in der Kernstadt Erbach freilich nicht zum Vorteil. Hier unterlag Traub gegen Engels mit 48% zu 52% der Stimmen.

Anders das Bild allerdings in den Stadtteilen, wo der alte und neue Rathauschef mit Ausnahme von Lauerbach – hier gab es das eher seltene Phänomen einer Pattsituation – überall die Nase vorn hatte und mit nominal insgesamt 219 Stimmen Vorsprung (relativ 110 Stimmen) gegen Engels die Wahl schlussendlich für sich verbuchen konnte.

Der Unterlegene war dann einer der ersten Gratulanten beim Wahlsieger Peter Traub und wünschte ihm eine glückliche Amtsführung für die kommenden sechs Jahre in der Odenwälder Kreisstadt.

Seine im Wahlkampf erhobenen Vorwürfe gegen die Unterstützerparteien wie auch den Herausforderer selbst in denen er diese als „verlogenes Gegenprojekt“ brandmarkte, wiederholte Peter Traub auch nach seinem Sieg.

Er bezeichnete die „Gegenbewegung“ erneut als „einen Tiefpunkt der politischen Kultur im Odenwaldkreis“ und nannte dies eine „Negativkampagne“.

Eric Engels hingegen analysierte das Ergebnis sachlich und sah sein Ergebnis als „einen beachtlichen Erfolg“ für einen, der in Erbach zuvor wenig bis nicht bekannt war. Für den Amtsinhaber sei das Ergebnis bei Weitem nicht so deutlich ausgefallen, wie man es hätte erwarten können.

„An ihn ist das jetzt eine deutliche Ansage, dass in der Stadt ein deutlicher Veränderungswille, gepaart mit Unzufriedenheit herrschen.“ Im Falle einer höheren Wahlbeteiligung hätte das Ergebnis durchaus auch anders aussehen können, sagte Engels.

„Gemeinsam Brücken bauen“ lautete sein Wahlslogan und der gelte jetzt mehr denn je, sagte Engels auch in Richtung der Erbacher Parlamentarier. Diese forderte er auf, „zur Sacharbeit zurückzukehren und Ziele gemeinsam zu verfolgen“.

Für ihn selbst sei es das jetzt gewesen mit den Bürgermeisterambitionen, denn seine Partnerin habe bereits eine entsprechende Ansage gemacht, erklärte Engels mit einem verschmitzten Lächeln.

Nach zwei verlorenen Wahlkämpfen in Fränkisch-Crumbach im Frühjahr vergangenen Jahres und jetzt in Erbach, werde er sich künftig seinem Job im Wiesbadener Ministerium für Digitalisierung und Innovation widmen, der ihm ebenfalls viel Freude bereite.